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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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hinters Licht führen. Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass du in die Kleine vernarrt bist? Ich weiß, wie diese Weiber sind. Ich bin mit ihren Tricks vertraut. Seit Jahrhunderten halten sie uns zum Narren.«
    Batiste umklammerte seinen Stock und richtete sich mühsam auf. Nathan rührte sich nicht, um ihm zu helfen.
    »Ich lasse mir von dir nicht mein Lebenswerk zerstören«, sagte der alte Mann mit leiser Stimme, die erstaunlich fest aus dem gebrechlichen Körper kam. »Nicht von dir. Ich wusste, dass du der Sohn deines Vaters bist. Genauso nutzlos wir er.«
    Damit hatte Batiste ihn immer gefügig gemacht. Nathan hatte nie wie sein Vater sein wollen. Er hatte gewollt, dass sein Großvater stolz auf ihn war. Seinen Vater hatte er sich als Schwächling vorgestellt. Er wusste von ihm nur, was Batiste ihm erzählt hatte. Sein Leben lang hatte er zugelassen, dass sein Großvater seinen Hass auf seine Eltern schürte. Vielleicht waren auch sie tot, durchfuhr es ihn. Ob Batiste fähig gewesen war, seinen eigenen Sohn zu ermorden? Er hatte nur einen Erben gebraucht, den er aufziehen konnte, und als er diesen bekommen hatte, war der eigene Sohn überflüssig gewesen.
    »Das funktioniert nicht mehr, Großvater. Du weißt es und ich weiß es. Ich bin kein kleiner Junge mehr. Ich habe die Ziele des Bundes nie verraten. Ich habe in der kurzen Zeit mehr Bücher in unseren Besitz gebracht als jeder vor mir, und ich stehe zu unseren Zielen. Ich glaube daran. Aber ich denke, dass es falsch ist, für dieses Ziel Menschen zu töten. Ich lasse das nicht mehr zu.«
    Lauernd sah Batiste ihn an. Nathan wich seinem Blick nicht aus.
    »Du wirst weiterhin Bücher auslesen?«, fragte Batiste nach einer Weile und ließ sich ächzend auf einem Stuhl nieder.
    »Nur wenn du versprichst, dem Mädchen nichts zu tun.«
    Ein spöttischer Zug schlich sich auf Batistes Gesicht.
    »Ich lasse die Bücher herbringen. Du wirst das Haus nicht verlassen.«
    Nathan nickte.
    »Erst wenn ich mir sicher bin, dass ich dir trauen kann, wirst du wieder reisen.«
    »Und du versprichst, Lucy in Ruhe zu lassen?«, fragte Nathan unnachgiebig.
    »Solange du tust, was ich dir befehle«, erwiderte Batiste süffisant. »Solange wird das Vögelchen am Leben bleiben.« Er verengte seine Augen zu zwei schwarzen Schlitzen. »Aber ich warne dich ein letztes Mal, Nathan. Vergiss nicht, wer hier das Sagen hat. Verstößt du auch nur gegen eine meiner Anweisungen, werde ich sie finden und kein Erbarmen haben.«
    Ein kalter Schauer überlief Nathan bei diesen Worten und er musste sich zwingen, sich nicht auf seinen Großvater zu stürzen. Es gab nur eins, was er tun konnte, um Lucy zu schützen. Er musste den Wünschen des alten Mannes Folge leisten. Dann bestand die Hoffnung, dass dieser Lucy vorerst in Ruhe ließ. Die Hoffnung war winzig, das wusste Nathan, aber vielleicht reichte der Vorsprung aus, damit Lucy sich in Sicherheit bringen konnte.
    Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf Batistes Gesicht aus. »Es gibt da noch etwas. Es ist an der Zeit, dass du dem Bund einen Erben schenkst. Deine Verbindung mit dem Hause FitzAlan ist lange beschlossen. Die Tochter wird im nächsten Monat achtzehn Jahre alt und wir haben entschieden, nicht mehr zu warten. Du wirst das Mädchen im Frühjahr heiraten.«
    Nathan wurde blass. »Ich kenne sie nicht einmal«, widersprach er.
    »Das ist nicht von Belang. Sie wird die perfekte Mutter für deinen Sohn sein. Du wirst tun, was ich sage.«
    Mit diesen Worten war Nathan entlassen und Sirius, der dem Gespräch mit unbewegter Miene gefolgt war, brachte ihn zurück zu seinem Zimmer. Als Nathan hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, ballte er vor Wut die Hände. Wieder einmal hatte sein Großvater das letzte Wort gehabt. Doch er wusste genau, dass er alles tun würde, um Lucy zu schützen.
    Er hatte sich nie um einen anderen Menschen gesorgt. Dieses Gefühl war neu und befremdlich für ihn. Seine eigene Angst vor dem, was sein Großvater ausheckte, um ihn zu demütigen, rückte in den Hintergrund. Nathan lehnte seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Er war eingesperrt, vorerst konnte er nichts als hoffen. Und er hoffte inständig, dass Lucy bis ans andere Ende der Welt floh und sich in Sicherheit brachte. Auch wenn das bedeutete, dass er sie nie wiedersah.

 
    Kein Mensch kann einsam genannt werden,
     der Gott und die Gesellschaft guter Bücher bei sich hat.
     
    Elizabeth Browning

12. Kapitel
     
    Lucy saß in der

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