Gesponnen aus Gefuehlen
Dank.« Lucy bestellte einen Kaffee. »Und dann nehme ich ein Stück von Nathans Lieblingskuchen.«
Die Verkäuferin lachte auf und lud ein Stück davon auf einen Teller. Lucy griff nach ihrer Tasse und dem Kuchen und setzte sich an einen der Tische des angrenzenden Lokals. Außer ihr saß nur im hinteren Teil ein älteres Paar.
Der Kuchen schmeckte köstlich.
»Ich nehme noch eine Tasse Tee«, hörte sie Sofia sagen. »Es ist ja auch mal schön, wenn ich ihn nicht selbst kochen muss.«
Lucy sah auf, als der zweite Stuhl an ihrem Tisch zur Seite gerückt wurde.
»Darf ich?«
Lucy nickte und Sofia setzte sich ihr gegenüber.
»Du hättest besser nicht herkommen sollen«, sagte sie. »Es ist zu gefährlich.«
»Geht es ihm gut?«, fragte Lucy und senkte ihre Stimme. Ihre Augen klebten an den Lippen der Frau.
Sofia griff nach ihrer Hand und streichelte sie beruhigend. »Ja, es geht ihm gut. Sein Großvater lässt ihn zwar keinen Schritt ohne Überwachung gehen, aber damit kommt er zurecht. Aber ich finde eine Möglichkeit, um ihm mitzuteilen, dass du hier warst und dich nach ihm erkundigt hast. Jetzt wäre es besser, wenn du wieder verschwindest. Fahr so weit weg, wie du kannst.«
»Das hat Nathan auch gesagt, aber ich konnte doch nicht …«
»Es geht ihm gut. Wenn du aber in die Fänge von Batiste gerätst, wird dieser kein Erbarmen mit dir haben. Du hast nicht nur Batiste zu fürchten. Sir Beaufort besteht darauf, dass du mit ihm verheiratet wirst und ihm eine Tochter schenkst. Dieses Kind soll im Sinne des Bundes großgezogen werden.«
»Nathan hat es mir schon erzählt«, sagte Lucy und rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Sie wunderte sich, dass sie angesichts des Schreckens, den Sofia vor ihr ausbreitete, überhaupt in der Lage war zu sprechen.
»Sie haben es all die Jahre nicht geschafft, eine Hüterin in ihre Gewalt zu bekommen. Aber jetzt bist du aufgetaucht. Du musst dich verstecken, Lucy. «
Lucy schüttelte den Kopf. »Ich muss die Bücher befreien. Wenn ich die Macht des Bundes breche, wird dieser Wahnsinn vorbei sein.« Ihre Stimme zitterte und Lucy ärgerte sich darüber.
Sofia sah sie fassungslos an. »Hast du verstanden, was ich gesagt habe? Hier geht es nicht nur um dein Leben. Sie werden dir viel Schlimmeres antun. Sie sind verzweifelt und verzweifelte Männer, die Angst um ihre Macht haben, sind zu allem fähig. Sie werden dich zwingen, das Kind auszutragen, und nur wenn du Glück hast, werden sie dich so lange am Leben lassen, dass du siehst, wie deine Tochter aufwächst. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie dich nach der Geburt umbringen.«
»Was ist mit Nathans Eltern passiert? Leben sie noch?« Lucy wollte das nicht hören. Das konnte nicht ihr Leben sein, über das Sofia sprach.
»Was weißt du über sie?«
Lucy zog das Medaillon unter ihrer Bluse hervor. »Ich habe von meiner Mutter ein Medaillon geerbt. Es zeigt mir Bilder aus der Vergangenheit. Es hat mir auch die Nacht gezeigt, in der Batiste Nathan seinen Eltern fortgenommen hat. Die Bücher haben mich gebeten, es ihm zu erzählen. Weshalb haben Sie das nie getan?« Lucy konnte den Vorwurf in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
Sofia nahm einen Schluck von ihrem Tee. »Das war eine schwierige Zeit damals. Ich hatte längst fortgehen wollen. Aber erst brauchte mich Nathans Vater und dann wurde Nathan geboren. Seine Mutter liebte ihn abgöttisch. Sein Vater Jonathan hat sich immer geweigert, Bücher auszulesen. Er war der Sohn seiner Mutter. Er hat Batiste immer verabscheut. Er hätte wissen müssen, dass dieser ihm nie erlauben würde, mit Nathan fortzugehen. Aber er war so starrköpfig. Das hat Nathan von ihm geerbt.« Sofia lächelte wehmütig. »Er bestand darauf, sich zu verabschieden. Und dann ist genau das passiert, was ich befürchtet habe«, erzählte sie mit kaum vernehmbarer Stimme weiter. »Ich habe ihm und Louisa versprochen, mich um Nathan zu kümmern, bis sie ihn zurückbekommen. Das ist jedoch nie passiert.«
»Weshalb haben Sie das Nathan nicht erzählt?«, fragte Lucy noch einmal.
»Batiste de Tremaine hat Nathan danach völlig an sich gebunden. Er kann sehr einnehmend sein, wenn er möchte. Er hat den Jungen emotional von sich abhängig gemacht. Erst hat er ihn mit Liebe und Zuneigung überschüttet und dann gab es Tage, da hat er ihn völlig ignoriert. Nathans Furcht, nach seinen Eltern auch noch seinen Großvater zu verlieren, saß tief. Er hat alles getan, was Batiste von ihm
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