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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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sicher.«
    Das ist wohl der Scherz des Jahrhunderts, dachte Lucy, nachdem Sofia verschwunden war. Sie saß hier, keine zweihundert Meter von ihrem ärgsten Feind entfernt. Von Sicherheit hatte sie eine andere Vorstellung. Lucy stand auf und trat ans Fenster. Sie lüftete die Vorhänge einen Spalt und spähte hinaus. Abweisend stand das alte Haus inmitten des gepflegten Gartens.

 
    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.
     
    Jean Paul

16. Kapitel
     
    »Lucy hat eine SMS geschickt«, flüsterte Jules Marie hinter dem Tresen der Bibliothek zu.
    »Was steht drin?«, raunte Marie zurück.
    »Nicht hier«, ordnete Jules an und sah sich um. Die Eingangshalle war menschenleer, was Marie mit einem Augendrehen quittierte.
    »Hier ist niemand, Jules. Jetzt sag schon. Geht es ihr gut? Was hat sie vor?«
    »Kannst du nicht kurz Pause machen?«
    Marie nickte und rief eine Kollegin. »Ich bin in zehn Minuten zurück«, erklärte sie.
    »Jetzt mach es nicht so spannend«, forderte sie Jules auf der Treppe zum Reden auf.
    »Ich habe es notiert. Warte. Ich habe die Nachricht sofort gelöscht. Man kann ja nie wissen.« Jules zog einen Zettel aus ihrem Notizbuch. »Es geht mir gut. Nathan offenbar auch. Bin in seiner Nähe. Melde mich.«
    »Das ist alles?«, fragte Marie enttäuscht.
    »Hhm.«
    »Sie ist in seiner Nähe?«, wiederholte Marie den Text.
    »Das wusstest du doch.«
    »Ja, schon. Aber jetzt finde ich es reichlich gefährlich.« »Bis jetzt klingt sie ganz munter«, erwiderte Jules und zerriss den Zettel in winzige Schnipsel.
    »Verschluck ihn am besten noch«, meinte Marie amüsiert.
    »Man kann nicht genug auf der Hut sein«, belehrte Jules sie.
    »Ich hoffe nur, dass niemand sie gezwungen hat, diese Nachricht zu schreiben. Damit wir denken, dass alles in Ordnung ist.«
    Jules sah nachdenklich auf das Papierhäufchen in ihrer Hand. »Das wäre möglich. Aber wie können wir das herausfinden?«
    Marie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Du bist unsere Krimiqueen.«
    Der Spitzname entlockte Jules kein Lächeln. »Das ist aber kein Buch. Hier geht es um Lucy.«
    Marie wandte sich ab. »Ich muss arbeiten. Lass uns das heute Abend mit Colin besprechen. Wir sollten dankbar sein, dass sie noch am Leben ist.«
    »Colin«, hörte Marie ihre Freundin. »Der, würde sich am liebsten in den nächsten Zug setzten und hinfahren.«
    Marie drehte sich um. »Hat er das gesagt? Das wäre Selbstmord.«
    Jules schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm noch nicht von der SMS erzählt.«
    Marie zog ihre Augenbrauen nach oben. »Warum nicht?«
    »Weil ich genau das befürchte.«
    »Wir sprechen heute Abend darüber«, befahl Marie und eilte in die Bibliothek zurück.
     
    *********
     
    Nathan saß seinem Großvater gegenüber und schnitt das Gemüse auf seinem Teller in winzige Stücke.
    »Ist dir der Appetit vergangen?«, fragte Batiste ungehalten.
    »Nein«, erwiderte Nathan kurz angebunden. Seine Gedanken glitten zu Sofia. Sie wollte ihm etwas sagen, das hatte er gespürt. Der Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, als sie das Essen gebracht hatte, ließ keine andere Interpretation zu. Er überlegte fieberhaft, wie es ihm gelingen konnte, mit ihr zu reden. Sirius folgte ihm auf Schritt und Tritt. Jedes Mal, wenn er sein Zimmer verließ, war der Mann an seiner Seite. Er brachte ihn zur Bibliothek, ins Arbeitszimmer oder ins Esszimmer. Nathan war ein Gefangener im eigenen Haus. Es war zum Verrücktwerden. Vielleicht hatte Sofia eine Nachricht für ihn. Eine Nachricht von Lucy oder von Colin. Egal von wem. Hauptsache, er erfuhr endlich, wie es Lucy ging und ob sie in Sicherheit war.
    »Wie kommst du mir deiner Arbeit voran?«, unterbrach Batiste seine Gedanken aufs Neue.
    »Das weißt du doch. Gut.«
    »Es freut mich, dass du dich besonnen hast.«
    »Ich habe meine Aufgabe nie infrage gestellt, Großvater. Lediglich deine Methoden erscheinen mir unangebracht.«
    Batiste lachte selbstgefällig auf.
    »Du wirst noch begreifen, was für eine Bürde es ist, den Bund in der heutigen Zeit zu führen.«
    Was sollte das, fragte Nathan sich. Sein Großvater hatte in den letzten Tagen kaum ein Wort mit ihm gewechselt und nun führte er sich beinahe leutselig auf.
    »Das Wichtigste ist, dass du dem Bund einen Erben schenkst.«
    Daher wehte also der Wind. Batiste wollte ihm seine zukünftige Gemahlin schmackhaft machen.
    »Wir werden die FitzAlans am Wochenende besuchen. Du hast recht. Du solltest das Mädchen kennenlernen.«
    Hinter Nathan fiel

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