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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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einmal würde es ihm nicht gelingen, sie in Sicherheit zu bringen. Die Tür seines Zimmers war verschlossen, dieser Weg schied also aus. Das Fenster lag zu hoch, um es als Ausstieg zu benutzen. Es war zum Verrücktwerden. Wenn sein Großvater Lucy entdeckte, war alles vorbei.
    Nathan hörte, wie der Schlüssel im Schloss seiner Tür gedreht wurde. Gleich würde Sirius im Raum stehen. Er griff nach dem Stuhl, der an seinem Schreibtisch stand. Wer auch immer hereinkam, er würde ihn niederschlagen und mit Lucy fliehen.
    Nichts geschah. Die Tür blieb geschlossen. Hatte er sich getäuscht? Nathan ging langsam zur Tür. Das bleiche Mondlicht, das durch das Fenster schien, zeichnete das Viereck in der Wand exakt nach. Bedächtig legte er die Hand auf die Klinke und drückte diese hinunter. Dann öffnete er die Tür. Jemand hatte dafür gesorgt, dass er das Zimmer verlassen konnte und es gab nur einen, der ihm dazu einfiel, Harold.
    Nathan schloss die Tür wieder. Es war zu früh, um sich auf den Weg zu machen. Die Minuten verstrichen denkbar langsam. Erst als es auf elf Uhr zuging, wagte Nathan einen Versuch. Er schlich zur Tür, öffnete sie und schob sich hinaus, bemüht, im Schatten des Ganges zu bleiben. Durch den Haupteingang konnte er das Haus nicht verlassen. Er musste es in der Küche versuchen. Bestimmt hatte Sofia diese offen gelassen. Stimmen drangen durch die dunkle Tür, hinter der das Arbeitszimmer seines Großvaters lag, als Nathan die Treppe hinunter schlich. Er versuchte herauszufinden, was dieser mit Sirius und Orion besprach. Was auch immer sie ausheckten, sicher war es nichts Gutes. Nathan überlegte, zu seinem Zimmer zurückzugehen und es später zu versuchen. In diesem Moment öffnete sich die Tür. Er drückte sich in den Schatten einer der Statuen seiner Vorfahren, die im Eingangsbereich standen. Sein Großvater trat aus dem Zimmer, begleitet von Sirius und Orion. Beide waren in Menschengestalt, was Nathan einen erleichterten lautlosen Seufzer entlockte. Die drei gingen an seinem Versteck vorbei. Nathan hielt die Luft an, doch niemand achtete auf ihn. Erst als sie in der oberen Etage verschwunden waren, entspannte er sich. Er würde warten, bis Orion und Sirius das Haus verließen. Die beiden Diener bewohnten eine Wohnung in den angrenzenden Stallungen.
    Schwere Schritte kündigten ihre Rückkehr an. Die beiden sprachen kein Wort miteinander. Sirius öffnete die Eingangstür und gemeinsam verließen sie das Haus. Die Tür wurde von außen sorgfältig verschlossen. Voller Schrecken fiel Nathan ein, dass damit die Alarmanlage des Hauses aktiviert wurde. Er hatte dreißig Sekunden Zeit um sie zu deaktivieren. Dazu musste er zur Eingangstür. Durch schmale Scheiben fiel Licht in das Haus, das auch das Eingangsportal erhellte. Nathan sah, dass Sirius und Orion auf der obersten Stufe stehen geblieben waren. Solange sie sich nicht wegrührten, lief er Gefahr gesehen zu werden, sobald er die Abdeckung der Tastatur, in die er den Entsperrcode eingeben musste, öffnete. Elf, zwölf, dreizehn zählte er und schlich zur Eingangstür. Er musste es riskieren. Achtzehn, neunzehn, zwanzig – was gab es da draußen zu diskutieren?
    »… habe vorhin jemanden im Garten gesehen«, hörte Nathan Orions Stimme und sein Herz blieb stehen.
    »Wer soll das gewesen sein?«, fragte Sirius in der ihm typischen langsamen Art.
    Vierundzwanzig, fünfundzwanzig … Nathan stand vor der Tastatur. Den Blicken der beiden vor der Tür verborgen. Doch sobald er die Hand ausstreckte, würden sie ihn sehen.
    Orion begann, die Treppe hinabzusteigen.
    »Siebenundzwanzig, achtundzwanzig …«
    Sirius tappte ihm hinterher. Nathan riss die Klappe auf und tippte den vierstelligen Code ein. »Dreißig«, flüsterte er.
    »Ich hätte schwören können, dass es Sofia war«, antwortete Orion.
    »Was sollte sie um diese Zeit im …«
    Nathan hörte nicht mehr, was sie sagten. Orion hatte Sofia gesehen. Blieb zu hoffen, dass sein langsamer Verstand nicht eins und eins zusammenzählte.
    Er lief zur Küche. Die Tür nach draußen war verschlossen. Er sah sich um. Sofia musste den Schlüssel für ihn irgendwo deponiert haben. Kurze Zeit später wurde er in dem Glas, in welchem Sofia früher Süßigkeiten für ihn versteckt hatte, fündig. Er öffnete die Tür und trat in den Garten.
    Eilig lief er zur Vorderseite des Hauses und sah, wie Orion und Sirius das Gebäude betraten, in dem ihre Räume lagen. Nathan hoffte, dass sie diese in den

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