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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Harrington
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lange Beine.
    Plötzlich fühlte sie sich zurückversetzt in ihre Teenagerzeit, als sie mit sechzehn vor dem Spiegel stand, um sich für die Geburtstagsfeier ihrer Mutter zurechtzumachen. Damals wusste sie auch instinktiv, dass sie ihr niemals schön, geschweige denn glamourös genug sein würde. Ihre Mutter wünschte sich ein Vorzeigemädchen, das topgepflegt und stylish war. Ein anderes Mädchen als Sara.
    Wie konnte ein Landei wie sie nur hoffen, einem derart attraktiven, weltgewandten Mann wie Leo Grainger zu gefallen? Was hatte sie ihm schon zu bieten?
    Es war absolut lächerlich, auch nur einen Moment zu glauben, sie beide hätten eine Zukunft. Ihre Lebensentwürfe und Bedürfnisse waren viel zu gegensätzlich.
    Was konnte daraus schon werden? Würde Leo wirklich Lust haben, am Wochenende zu ihr aufs Land zu fahren? Hätte sie die Zeit, dauernd nach London oder zu einem romantischen Treffpunkt irgendwo auf der Welt zu reisen, ohne ihre Kunden zu verprellen und die geliebten Orchideen zu vernachlässigen?
    Das konnte sie vergessen, es führte nirgendwohin.
    Eine gemeinsame Zukunft war eine herrliche Vorstellung, doch genauso wenig realisierbar wie die prachtvollen viktorianischen Gewächshäuser und Wintergärten in den Skizzen von vor hundert Jahren, die Leo gestern so begeistert studiert hatte.
    Pasha rieb sich an ihrem Unterschenkel und schnurrte laut. Er ließ sich ohne Widerstand hochheben und streicheln.
    „Das ist das Ende, Pasha, das Ende einer Ära“, flüsterte sie in sein Ohr. „Alles wird anders, von nun an ist nichts, wie es mehr war. Aber alles wird gut.“
    Doch als sie ihr Gesicht im Spiegel sah, wusste sie, wie schwer es ihr fiel, das zu glauben. Ein trauriges, verzweifeltes kleines Mädchen blickte sie an.
    Das entsetzte sie sehr.
    Spiegelten Trauer und Verzweiflung ihre zukünftige Verfassung? So durfte sie nicht enden.
    „Also gut, Pasha. Wenn nun tatsächlich das Ende einer Ära naht, dann muss vorher noch ordentlich gefeiert werden. Den heutigen Abend soll keiner so schnell vergessen. Warte nicht auf mich, es wird ziemlich spät.“
    Leo stand am Fenster des Hotelzimmers und sah über die Felder und Wiesen hinüber zu den Orchideenhäusern und dem kleinen Fachwerkcottage, in dem die Frau lebte, die sein Herz höherschlagen ließ. Es hätte nur wenige Minuten gedauert, zu ihr zu gelangen.
    Doch er blieb am Fenster stehen.
    In kürzester Zeit hatte es Sara Fenchurch geschafft, dass er am liebsten nur mit ihr die Zeit verbringen wollte. Sein erster Gedanke am Morgen galt ihr, und sie war die Letzte, an die er dachte, bevor er einschlief. Mit ihr zusammen fühlte er sich wohl, und ihre gemeinsame Zeit verging wie im Flug.
    Er mochte Sara, mochte sie sogar sehr. Vielleicht hatte er sie sogar mehr als gern. Doch das hatte seinen Preis.
    Morgen würde er seine Tante und den Rizzi-Clan im ehemaligen Speisesalon von Saras Großmutter treffen und seine für ihn persönlich so bedeutsame Präsentation abhalten.
    Und anstatt sich dafür gut vorzubereiten und die letzten Reserven zu mobilisieren, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, stand er hier und dachte an eine schöne Frau namens Sara, die in ihrer ganz eigenen Welt mit großer Leidenschaft Orchideen züchtete. Eine Welt, die von seiner so weit entfernt war wie der Mond. Und in die er heute Nachmittag trotzdem mit klopfendem Herzen und fast ein wenig aufgeregt zurückgekehrt war.
    Es war schon merkwürdig. Er lebte ungemein gern in London, liebte den schnellen Rhythmus und Swing dieser Stadt, auch seinen schicken, tadellos aufgeräumten Arbeitsplatz und das komfortable Hotel, das sein Zuhause war. Sara wiederum liebte das Leben auf dem Land, ihr gemütliches Chaos, die feuchtwarmen Gewächshäuser und ihre Orchideen.
    Der Ausblick auf die Themse vom fünfzehnten Stock seines Bürogebäudes in den Docklands entschädigte ihn für jede Minute mühsamer Projekt- und Tagungsarbeit.
    Wenn Sara aus ihrem Küchenfenster sah, blickte sie nicht auf die Themse, sondern auf einen hübschen kleinen Blumenkasten auf dem Sims.
    Sein elektronischer Organizer und Tagesplaner war bis weit ins nächste Jahr hinein mit Terminen gefüllt. Ihr Wochenkalender hingegen, der neben der Küchentür hing, würde in Zukunft immer weniger Aufträge verzeichnen, wenn sie Pech hatte.
    Eigentlich sollte er eher wegen der Präsentation am nächsten Tag aufgeregt sein und sich freuen, dass er es ihnen allen zeigen und sich dann feierlich empfehlen würde. Doch

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