Gestaendnis unter suedlicher Sonne
sie für ein ganzes Jahr angeheuert hatte.
Wenn sie in Europa waren, konnte es gut sein, dass der Eigner an Bord kam. Doch die Nächte waren lang, und die Eigner blieben für gewöhnlich keine Ewigkeit auf ihren Jachten.
âErzähl mir was über den Bootsbesitzerâ, forderte sie Ramón spontan auf, während sie neben ihm lag, und drehte sich zu ihm. Sein Gesicht überschattete sich einen Moment.
âEr ist reich, und er vertraut mirâ, erwiderte er kurz angebunden. âMusst du noch mehr wissen?â
âJa, zum Beispiel ob er Muffins mag.â
âEr wird deine Muffins und alles, was du kochst, genauso lieben wie ich.â
âWann werde ich ihn kennenlernen?â
âIn Europa.â Ramón seufzte. âWir haben noch über zehn Wochen, bis wir uns der Welt wieder richtig stellen müssen. Meinst du, wir können so lange glücklich sein, querida ?â Er zog sie in die Arme.
âWenn du mich weiter querida nennstâ, sagte sie leise. âWerden wir tatsächlich hierfür bezahlt?â
Ramón lachte und wurde dann ernst. âDu weiÃt, dass es nicht ewig dauern kann. Ich werde zu neuen Ufern aufbrechen müssen.â
âJa, natürlich.â Was sollte sie anderes antworten? Sie hatte schlieÃlich auch ihren Stolz. Nicht, dass sie zu neuen Ufern aufbrechen wollte, wenn sie mit ihm hier an Bord zusammenleben konnte.
Ramón blickte zu Jenny hin, die in seinen Armen schlief. In weniger als drei Monaten würde er nach Bangladesch zurückkehren. Spätestens dann musste er ihr die Wahrheit erzählen.
Falls sie möchte, kann sie auf der Marquita bleiben, überlegte er. Er heuerte immer jemanden an, der sich während seiner Abwesenheit um die Jacht kümmerte. Jenny könnte dieser Jemand sein.
Was allerdings bedeutete, dass sie in Cepheus war und er weit weg in Bangladesch. Vielleicht konnte sie mit ihm kommen. In seinem Team gab es immer wieder Freiwillige. Würde ihr die anstrengende, aber höchst befriedigende Arbeit Spaà machen? Ja, vermutlich.
Worüber dachte er da nach? Er hatte bislang nie erwogen, eine Frau mitzunehmen. Genauso wenig hatte er je in Betracht gezogen, dass es ihm unvorstellbar erscheinen könnte, eine Frau zurückzulassen. Gianetta.
Ramón legte den Arm fester um sie. Unwillkürlich kuschelte sie sich im Schlaf dichter an ihn. Er lächelte und küsste sie auf ihre herrlich weichen Locken. Vielleicht konnte er hinsichtlich Bangladesch bei ihr etwas vorfühlen? Warte erst einmal ab, ermahnte er sich sogleich, erschrocken über die Richtung seiner Gedanken. Er kannte sie noch keine zwei Wochen.
Er hatte noch sehr viel Zeit und brauchte nichts zu überstürzen. Momentan war alles perfekt. Warum sollte er diesen Zustand gefährden? Er würde diese Frau einfach festhalten und hoffen, dass die Liebe keine Illusion war, wie er sich immer einredete â sondern dass sie auf wundersame Weise Wirklichkeit würde.
Nach vierzehn Tagen auf See steuerte Ramón die Marquita im Morgengrauen in den Hafen von Auckland. Jenny stand im Bug bereit, um mit der Leine an Land zu springen und die Jacht zu vertäuen. Mit einem unguten Gefühl sah sie zu Ramón hin. Seitdem er vor einer Stunde mit dem Hafenmeister gesprochen und einen Liegeplatz reserviert hatte, wirkte er beunruhigt.
âGibtâs Probleme?â, hatte sie ihn gefragt.
âJemand sucht mich.â
âSchuldeneintreiber?â, hatte sie ihn geneckt, aber er hatte nicht gelacht.
âIch habe keine Schulden.â
âWer will dann etwas von dir?â
âIch habe keine Ahnung. Niemand weiÃ, wo ich bin.â
âDer Bootseigner vermutlich schon.â
âWie bitte ⦠Ich ⦠Ja. Aber er wird nicht hier sein. Ich kann mir nicht vorstellen, wer mich sprechen möchteâ, hatte er erwidert und danach geschwiegen.
Hoffentlich ist es nichts Schlimmes, dachte Jenny und blickte zum Kai. Dort stand ein Mann im Anzug und schien auf sie zu warten. Es konnte nur der Besitzer der Marquita sein. Sie wandte den Kopf und bemerkte, dass Ramón zusammenzuckte.
âRodriguezâ, sagte er leise, und dann hörte sie ihn in der morgendlichen Stille fluchen.
âIst er der Eigner?â
âNein. Er ist Rechtsberater des Fürstenhauses von Cepheus. Ich habe ihn ein- oder zweimal gesehen, als er etwas mit meiner GroÃmutter zu bereden hatte. Wenn er hier ist
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