Gestaendnis unter suedlicher Sonne
⦠Ich will mir gar nicht vorstellen, was er von mir möchte.â
âKönnen Sie die Leine fangen?â, fragte Jenny, als die Jacht sich dem Pier näherte.
Señor Rodriguez machte zwei Schritte zurück. Er kannte sich mit Booten nicht aus. AuÃerdem hatte er momentan fürs Helfen keinen Nerv. Ihm blieben gerade noch zehn Tage, um sein Land zu retten.
âGuten Morgenâ, grüÃte Jenny ihn höflich, nachdem sie an Land gesprungen war, und vertäute die Jacht, während Ramón das letzte Segel einholte. Kurz blickte der Anwalt sie an und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Ramón zu.
âSeñor Rodriguez!â, rief er argwöhnisch von Bord.
âSie erinnern sich an mich?â
âJa. Was ist los?â
âNichts ist losâ, antwortete der Anwalt auf Cephesisch, einem Gemisch aus Spanisch und Französisch. âWenn Sie nach Hause kommen.â
âMein Zuhause ist die Marquita, wie Sie wissen.â
âNicht mehr. Ihr Onkel und Ihr Cousin sind tot. Seit vier Wochen sind Sie der Thronerbe von Cepheus.â
Jenny kümmerte sich weiter um das Boot, während Ramón den Mann auf dem Kai ansah, als hätte er in einer Fremdsprache geredet. Was er auch getan hatte. Doch Jenny war mit Spanisch aufgewachsen und hatte Französisch in der Schule gelernt. Sie hatte nicht jedes einzelne Wort verstanden, aber den Sinn der Unterhaltung voll mitbekommen. Ramón war der Thronerbe von Cepheus! Nicht, dass sie es wirklich schon begriff.
âMein Onkel ist tot?â, fragte Ramón schlieÃlich ausdruckslos.
âEr starb zusammen mit Ihrem Cousin und dessen Frau bei einem Flugzeugabsturz. Aber das ist nicht alles. Wie es scheint, war Ihr Cousin nicht rechtmäÃig verheiratet. Er hat seine Partnerin mit nach Hause gebracht und seinen Vater und das Land schockiert, indem er sie als seine Frau vorstellte. Nun haben wir nach Beweisen gesucht und keine gefunden. Somit ist der gemeinsame Sohn, der als Kronerbe galt, ein uneheliches Kind. Sie sind der Nächste in der Thronfolge. Doch wenn Sie nicht innerhalb von zehn Tagen zurück in Cepheus sind, erbt Carlos den Thron.â
âCarlos!â Ramón sah wütend drein. âCarlos wird den Thron erben?â
âAber nicht, wenn Sie nach Hause zurückkehren. Es ist der einzige Ausweg.â
âNein!â
âDenken Sie darüber nach.â
âDas habe ich.â
âLassen Sie die Frau auf das Boot aufpassen, und begleiten Sie mich. Wir müssen unter vier Augen reden.â
âDie Frau heiÃt Gianetta.â Ramón schien immer aufgebrachter. âIch werde sie nicht alleinlassen.â
Señor Rodriguez würdigte Jenny eines flüchtigen Blickes, als wäre sie gänzlich unwichtig. âTrotzdem müssen Sie mitkommen.â
âIch kann mich um die Jacht kümmern.â Sie versuchte sehr, sich zusammenzureiÃen und dem Gespräch zu folgen. Ramón hatte gesagt, dass er sie nicht alleinlassen würde. Was wohl auf das Hier und Jetzt bezogen war, und sicher nicht auf das Morgen. Er war der Thronerbe von Cepheus?
âDie Einwanderungsbehörde â¦â
âIch kann meine Papiere heraussuchenâ, erklärte sie. âDas Büro des Hafenmeisters ist gleich dort drüben. Du tust, was du zu tun hast auf deinem Weg wohin auch immer. Führ deine Unterredung und komm dann zurück und erzähl mir, was los ist.â
âJenny â¦â
Langsam fing sie an, die Sachlage zu begreifen, und sie gefiel ihr nicht im Mindesten. âDie Marquita gehört schätzungsweise dir, oder?â
âJa, aber â¦â
Ihr Magen rebellierte. âNa, siehst du.â Verzweifelt kämpfte sie um Haltung. âDie Bedürfnisse des Eigners gehen immer vor. Ich sorge auf dem Boot für Ordnung. Danach mache ich vielleicht einen schönen, langen Spaziergang und lasse etwas Dampf ab. Also bis später.â
Ramón hörte kaum zu, was Señor Rodriguez ihm erklärte. Er dachte in einem fort an Jenny. An Gianetta. Zorn war in ihren Augen aufgeblitzt, als er ihr bestätigte, der Besitzer der Marquita zu sein. AuÃerdem hatte ihm ihr Blick verraten, dass sie sich hintergangen fühlte, weil er sie belogen hatte.
Konzentrier dich darauf, was Rodriguez dir erzählt, ermahnte er sich. Bis heute war nie der Gedanke aufgetaucht, dass er den Thron erben könnte. Weder sein Onkel noch sein
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