Gestaendnis unter suedlicher Sonne
riskierte sie nicht, sich wie eben zu verlaufen, nachdem sie es abgelehnt hatte, dass ein Bediensteter sie zu ihren Räumen zurückgeleitete.
Als sie wenig später auf einen riesigen Swimmingpool zuschlenderte, sah sie Gordon dort auf einem edlen Liegemöbel sitzen. Er sprang auf und kam ihr sogleich entgegen.
âGuten Morgen. Ich habe auf dich gewartet. Wie wärâs, wenn wir uns zum Hafen absetzten? Er ist nur anderthalb Kilometer Fluglinie entfernt. Dieser ganze Prunk und Pomp macht mich krank. Wenn wir den Hinterausgang nehmen, brauchen wir nicht an den Paparazzi vorbei.â
âIch muss aber wieder hierher zurück.â
Besorgt blickte er sie an. âEs wird wegen gestern Abend geredet, Mädchen.â
Jenny spürte, wie sie ärgerlich wurde. âDann sollte ich den Leuten vielleicht wirklich etwas liefern, worüber sie reden können.â
Ein Meeting jagte das nächste, und immer ging es für Ramón um Probleme in Cepheus. Das Fürstentum steckte seit Jahrzehnten in Schwierigkeiten. Ich werde mein ganzes Geschick und all meine Kraft brauchen, um das Land vor dem Ruin zu bewahren .
Eigentlich sollte er jetzt in Bangladesch sein. Doch er hatte sein Team wegen einer höheren Pflicht im Stich lassen müssen. Und heute Morgen hatte er Jenny beziehungsweise Gianetta im Stich lassen müssen.
Jenny war die Frau, die Muffins backte, die Wale rettete und ihn zum Lachen brachte. Mit Gianetta teilte er das Bett, und wenn sie und Cepheus ihm nicht so viel bedeuteten, würde er sie für immer an sich binden.
SofÃa hatte recht. Er hatte sich gestern falsch benommen. Und jetzt sollte er bei Jenny sein und ihr erklären, warum er sie nicht festhalten konnte. Sie war bestimmt verwirrt und verzweifelt.
Aber sein Tag war total verplant, und am Abend fand erneut ein Diner statt. Allerdings hatte er Anweisungen hinterlassen, dass sie heute ausspannen sollte. Nach dem anstrengenden Segeltörn und dem ⦠aufreibenden gestrigen Abend verdiente sie etwas Ruhe.
Morgen früh würde er sich Zeit nehmen, um sich von ihr zu verabschieden. Hoffentlich war sie dann überhaupt noch da. Irgendwie würde er es schaffen, sie vor oder zwischen den drei angesetzten Meetings und dem versprochenen Besuch bei Philippe zu sehen.
Oh, Jenny. Oh, Gianetta.
Obwohl es eigentlich nicht nötig gewesen wäre, beschlossen Gordon und Jenny, die Marquita gründlich zu reinigen. Arbeit lenkte ab. Am späten Nachmittag blinkte und blitzte alles, und Jenny wusste beim besten Willen nicht mehr, was sie noch tun konnte.
âZeit, in den Palast zurückzukehrenâ, sagte Gordon, nachdem er eine Liste der vorhandenen Vorräte erstellt hatte.
âWir könnten an Bord bleiben.â
âDas Boot kommt nachher ins Trockendock. Morgen früh soll der Rumpf überprüft werden. Wir haben heute nicht wirklich eine Wahl.â
âWirst du weiter Ramóns Skipper sein?â
âIch liebe dieses Schiff und werde so lange bleiben, wie es erwünscht ist. Wenn ich deshalb dann und wann im Palast sein muss, werde ich auch dazu den Mut aufbringen.â
âIch besitze nicht viel Mutâ, erwiderte Jenny leise.
âVielleicht besitzt du stattdessen Vernunft.â
Er bedeutete ihr, ihm voraus an Deck zu gehen. Kaum war sie oben, hielt sie unvermittelt inne, denn ein Blitzlichtgewitter brach über sie herein. Am Landungssteg warteten jede Menge Paparazzi. Nach der ersten Schrecksekunde kehrte sie schleunigst nach unten zurück, und Gordon schlug die Tür zu.
âErzählen Sie uns etwas über sich! Sie sprechen Spanisch, oder?â
âWir zahlen gern für Ihre Geschichte!â
âSie und Fürst Ramón waren zwei Wochen allein an Bord, oder?â
âStimmt es, dass Sie ein uneheliches Kind hatten und es gestorben ist?â
GroÃe Güte, dachte Jenny verzweifelt, sie wissen sogar von Matty. Am liebsten würde sie auf der Stelle nach Australien zurückkehren. Sie wollte sich in einer Koje verkriechen und dort verstecken, bis Gordon aus dem Hafen gesegelt und die Marquita auf dem offenen Meer war.
Seit Mattys Tod war es ihr Ziel gewesen, einen Zustand von Ruhe und Gelassenheit zu erreichen. Davon war sie jetzt Lichtjahre entfernt. Und wie sollte sie ihn in diesem Chaos finden?
âIch rede mit ihnen.â Besorgt blickte Gordon sie an.
Warum sollte dieser groÃe, scheue Mann ihre Kämpfe ausfechten.
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