Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Gestaendnis unter suedlicher Sonne

Titel: Gestaendnis unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
Vom Netzwerk:
Warum sollte überhaupt jemand ihre Kämpfe ausfechten? Vielleicht muss ich um Ruhe und Gelassenheit kämpfen, überlegte sie. Sie hatte darauf gewartet, dass dieser Zustand sie einfach überkam. Oder strebte sie ihn womöglich nicht wirklich an?
    Bevor sie sich darüber im Klaren war, schien ihr Verstand völlig auszusetzen. Zumindest hatte Gordon diesen Eindruck, denn sie öffnete die Tür und ging an Deck.
    Kurz nachdem Ramón diverse Dokumente unterzeichnet hatte, fühlte er, dass sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Er holte es heraus und sah aufs Display. Gordon rief ihn an, und das würde er nur im Notfall tun.
    Aber der Moment war denkbar ungünstig. Die Staatsoberhäupter, die gestern der Inthronisation beigewohnt hatten und wegen der Verträge noch geblieben waren, stellten sich gerade zum Gruppenfoto auf.
    Cepheus war ein kleines Land, und diese Männer repräsentierten viel mächtigere Nationen. Das Fürstentum brauchte starke Verbündete. Trotzdem entschuldigte er sich und nahm das Gespräch an.
    â€žDie Paparazzi wissen von Jennys Kind“, brüllte Gordon, sodass Ramón fast das Trommelfell platzte. „Sie sind auf dem Landungssteg. Wir sitzen fest. Sie müssen sie hier herausholen!“
    Ramón spürte Zorn in sich aufsteigen. „Die Sicherheitsleute werden gleich vor Ort sein.“ Er beendete die Verbindung und wandte sich an Señor Rodriguez, der zweifellos jedes Wort verstanden hatte. „Ich muss zum Hafen. Wie schnell kann ich dort sein?“
    â€žIn fünfzehn Minuten, Eure Hoheit, doch wir können hier nicht weg.“ Der Anwalt verständigte von seinem Handy aus bereits den Sicherheitsdienst. „Die Männer werden alles geregelt haben, bevor wir dort eintreffen. Es besteht keine Notwendigkeit …“
    Ramón fühlte diese Notwendigkeit überdeutlich. Aber als er zu seinen Gästen blickte, wusste er, dass Señor Rodriguez recht hatte. Wenn er sie aus einem solchen Grund warten ließ, könnten sie es als Beleidigung empfinden. Was möglicherweise zur Folge hatte, dass sie sich weniger für Cepheus engagierten.
    Was sollte er nur tun? Er konnte die Frau seines Herzens nicht beschützen!
    â€žSie können alles mit ansehen, Eure Hoheit“, sagte der Anwalt, der Ramóns Zerrissenheit spürte, und wandte sich an die Staatsoberhäupter. „Wenn Sie uns bitte einen Moment entschuldigen würden. Es hat sich ein dringendes Sicherheitsproblem ergeben. Wir sind in fünf Minuten zurück.“
    â€žIch werde hinfahren“, meinte Ramón leise.
    â€žAlles wird bereits unter Kontrolle sein, bevor Sie dort sind. Doch der Liegeplatz der Marquita wird mit Tonbildkameras überwacht. Sie können das ganze Geschehen am Monitor verfolgen. Kommen Sie …“
    Augenblicke später beobachtete er mit grimmiger Verzweiflung, was sich im Hafen abspielte. Die Paparazzi würden Jenny fertigmachen, und er konnte ihr nicht helfen.
    Reglos stand Jenny barfuß an Deck, während man jede Menge Fotos von ihr schoss und sie mit Fragen bombardierte. Nur Mut, redete sie sich gut zu, jetzt heißt es kämpfen. Sie ignorierte das Geschrei. Auch wusste sie, dass sie schrecklich aussah. Schließlich hatte sie stundenlang die Marquita auf Hochglanz gebracht. Sie war keine Berühmtheit, sondern nur die Hilfskraft Jenny, die darauf wartete, dass das Gebrüll aufhörte.
    Endlich verstummten die Paparazzi. Offenbar dachten sie, dass sie ihnen nicht antworten würde. „Fertig?“, erkundigte sie sich und zog eine Braue hoch. Hoffentlich wirkte es süffisant und amüsiert.
    Sogleich bestürmte man sie wieder mit Fragen. Vergiss nicht, es geht um Ruhe und Gelassenheit, ermahnte sie sich. Sie klopfte mit einem Fuß auf die Planken und wartete erneut darauf, dass Stille eintrat.
    â€žIch habe Seine Hoheit verständigt“, informierte Gordon sie von unten. „Er hat Sicherheitsleute losgeschickt.“
    Es war ihr egal. Es war nicht Ramóns Kampf, sondern ihrer. Und irgendwann herrschte erneut Schweigen. Ein verblüfftes Schweigen. Die Reporter wussten anscheinend nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollten. Jenny stand einfach bloß da und blickte zu ihnen hin.
    â€žSie sprechen Englisch?“, erkundigte sich schließlich ein einzelner.
    Jenny nickte. Eine einzige, normal gestellte Frage konnte man beantworten. Warum nicht alle?

Weitere Kostenlose Bücher