Gestaendnis unter suedlicher Sonne
â¦â
âDu fragst mich nicht.â Sie fasste seine Hände. âDu wirkst, als fühltest du dich bedrängt. Bitte, das sollst du nicht. Nicht von mir.â
âDu würdest mir nie dieses Gefühl vermitteln. Nur kann ich nicht erwarten â¦â
âDann erwarte nichts. Señor Rodriguez hat mir alles über Philippe erzählt. Nein, blick nicht so drein. Der Gute hatte keine Chance. Ich habe ihn nicht aus den Fängen gelassen, bis er mich über alles genau informiert hatte. Dem armen Kleinen ist praktisch nichts geblieben.â
âSeine Pflegeeltern kümmern sich sehr um ihn.â
âUnd du besuchst ihn jede Woche.â
âEs ist das Mindeste, was ich machen kann, nachdem er sein Zuhause und seine Eltern verloren hat.â
âHier kann er nicht sein?â
âNeinâ, antwortete Ramón traurig. âDie Palastangestellten würden ihn entweder wie einen Bastard behandeln oder wie ein Mitglied des Fürstenhauses, das im ganzen Land verhasst ist.â
âTrotzdem findest du, dass er hier sein sollte.â
âNein.â
âWeil du hier warst, als dein Vater starb?â
âWoher, zum Teufel â¦â
âSofÃa hat es mir erzählt, als ich sie gefragt habe. Es tut mir leid, Ramón. Es muss schrecklich gewesen sein. Aber das war damals. Heute ist heute. Darf ich ihn kennenlernen?â
âDas kann ich nicht von dir verlangen.â
âDu verlangst es nicht.â
âAuÃerdem ist er in etwa so alt, wie dein Sohn jetzt wäre â¦â
âRamón, können wir bitte einen Schritt nach dem anderen machen? Lass uns eifach den Jungen besuchen, der nicht Matty ist. Okay?â
Auf den ersten Kilometern herrschte Schweigen im Auto. Es gab so vieles, worüber Ramón nachdenken musste, doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu Philippe zurück. Consuela und Ernesto kümmerten sich liebevoll um ihn, aber sie waren schon über sechzig. Er durfte nicht erwarten, dass sie ihn langfristig betreuten.
Unwillkürlich schaute er zu Jenny hin und merkte, dass sie ihn beobachtete. Er hatte das Verdeck des Sportwagens zurückgeschlagen, und der Wind spielte mit ihren Locken. Sie sah jung, bezaubernd und frei aus.
Seit sie nicht mehr an Charlie gefesselt war, hatte sie sich erfreulich verändert. Er durfte sie nicht erneut in Ketten legen. Warum nur wollte sie Philippe kennenlernen und setzte sich der schmerzlichen Situation aus?
âDieses Land ist wunderschön.â
Sie lächelte ihn an und versuchte offenbar, Konversation zu betreiben. Dankbar griff er das Thema auf und erzählte ihr etwas über Cepheus. SchlieÃlich bog er in einen unbefestigten Weg ein, der zu dem Bauernhof führte.
âHier ist Philippe jetzt zu Hause.â
Begeistert lieà sie den Blick über die Wiesen und Felder schweifen. âWie herrlich. Es ist genau der richtige Ort für ein Kind.â
âAber er ist nicht glücklich.â
âVermutlich weil seine Eltern tot sind.â Ihre Stimme klang plötzlich schroff. âEr wird noch Zeit brauchen, um den Verlust zu verkraften. Wenn es ihm je gelingen wird.â
âIch glaube, seine Eltern waren keine wirklichen Bezugspersonen. Mein Onkel, mein Cousin und Maria Therese liebten das Glücksspiel. Sie verbrachten sehr viel Zeit in Monaco und sind auf dem Flug dorthin verunglückt. Philippe haben sie nie mitgenommen.â
âWer hat sich um ihn gekümmert?â
âEine Nanny nach der anderen. Im Palast zu arbeiten war nicht unbedingt ein Vergnügen. Mein Onkel und mein Cousin fanden die Bezahlung von Angestellten nicht so wichtig. Und Maria Therese scheint als Mutter ⦠schwierig gewesen zu sein.â
âAlso war Philippes einzige Sicherheit der Palast selbst.â
âEr wird sich an seine Pflegeeltern gewöhnen. Sie sind groÃartig.â
âIch freue mich darauf, sie kennenzulernen.â
âGianetta, bist du sicher, dass du wirklich mit zu Philippe willst? Der Junge ist traurig, und ich kann wenig daran ändern. Dich auch noch traurig zu machen ⦠Sollen wir vielleicht lieber umkehren?â
âDas wäre ziemlich dumm. Der Kleine weiÃ, dass du kommst. Umzudrehen wäre grausam.â
âAber was ist mit dir?â
âEs geht nicht um mich, sondern um Philippe.â
Philippe war das ruhigste Kind, das Jenny je erlebt hatte. Und er sah Ramón unglaublich
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