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Geständnis unterm Mistelzweig

Geständnis unterm Mistelzweig

Titel: Geständnis unterm Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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flüsterte Egan Chloe zu.
    “Glaubst du, dass sie den Text verstehen?”
    “Keine Ahnung. Meinst du, wir sollten ihnen das Geheimnis der unbefleckten Empfängnis erläutern?”
    “Du kannst diese Kinder nicht anschwindeln, Egan. Sie ertappen dich bei jeder Lüge.”
    “Dann erklär du ihnen die Jungfrauengeburt.”
    Im Hauseingang wurde Licht gemacht, die Tür öffnete sich. Die Mädchen sangen weiter und gingen dann mit Egans Hilfe zu einem anderen Weihnachtslied über.
    Die Bewohner des Hauses bestanden darauf, Martha eine Spende zu geben. Die Mädchen hatten schon vorher beschlossen, dass etwaige Spenden an UNICEF geschickt werden sollten.
    Nachdem sie vor drei weiteren Häusern gesungen und auch hier Spenden empfangen hatten, schloss Chloe aus Marthas Gesichtsausdruck, dass der Betrag ausreichen würde, um ein hungriges Kind in Afrika oder Asien mehrere Monate zu ernähren.
    Wie vorher verabredet, sangen die Mädchen zuletzt vor dem Haus, das dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats des Heims gehörte. Anschließend wurden sie in das Haus gebeten und mit Kakao und Gebäck bewirtet. Chloe achtete darauf, dass niemand den Perserteppich beschmutzte, und Martha beschützte das zerbrechliche Porzellan.
    Egan überredete den Vorsitzenden dazu, einige Weihnachtslieder auf dem großen Flügel zu spielen, der einen kleinen Teil des riesigen Wohnzimmers einnahm. Die Mädchen standen um den Flügel herum und sangen. Als sie schließlich aufbrachen, hatte der Vorsitzende sich auf Bitten Egans bereit erklärt, drei interessierten Mädchen Klavierstunden zu geben.
    “Es ist wirklich schade, dass die Leute keine Pferde auf dem Grundstück hatten”, sagte Chloe, während alle zum Heim zurückgingen. “Vielleicht hättest du für Mona Reitstunden herausschlagen können, Egan.”
    “Das ist nicht nötig. Meine Eltern wollen ein oder zwei Pferde zu diesem Zweck anschaffen.”
    “Ist das ein Scherz?” Chloe blieb stehen.
    Egan nahm sie an die Hand und zog sie mit sich. “Nein.”
    “Hattest du nicht gesagt, sie wollten sich nicht mehr mit großen Tieren abgeben?”
    “Im Prinzip stimmt das. Aber sie würden es tun, wenn es bedeutet, dass einige der Mädchen regelmäßig zu ihrem Haus kommen. Dabei ist natürlich nicht an Vollblutpferde gedacht, nur an kräftige, friedliche Gäule.”
    “Du bist wirklich unverbesserlich.”
    “Denk mal über meinen Vorschlag nach. Ich erwarte deine Befehle.”
    “Was soll ich nur mit dir machen?”
    Das fragte sich Egan auch, vor allem, wenn er daran dachte, was Chloe im Heim erwartete. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück und hörten zu, wie sich die Mädchen lustige Reime auf Zeilen aus Weihnachtsliedern ausdachten.
    Als sie im Heim waren, fragte Chloe: “Kannst du noch etwas bleiben?”
    “Ja, ich habe noch Zeit.”
    Sie gingen die Treppen hinauf. Der Abend hatte Chloe mutig gemacht. “Lass uns in meine Wohnung gehen und uns von der Meute erholen.”
    “Eine gute Idee.” Egan ergriff zwei der Mädchen und nahm sie mit.
    „He, was machst du?” rief Mona und versuchte, Egans Griff zu entkommen.
    “Ja, was soll das?” wollte Heidi, eine dunkelhaarige und dunkelhäutige Schönheit, wissen.
    “Ich hatte längere Zeit keine Gelegenheit, mich mit euch beiden zu unterhalten. Kommt mit und erzählt mir, wie es in der Schule läuft.”
    Chloe sah Egan verwundert an.
    “Du bist doch einverstanden, Chloe, oder?”
    “Nun … “
    Egan zog Mona auf die nächsthöhere Treppenstufe. “Erzähl mir von dem Theaterstück, in dem du mitspielst.”
    “Das habe ich doch gestern schon getan.”
    “Aber da hast du mir nicht erzählt, was du heute gemacht hast. Die Aufführung ist doch morgen, nicht wahr? Ihr müsst heute eine Kostümprobe gehabt haben.” Egan redete pausenlos weiter, ohne den Mädchen eine Chance zum Antworten zu geben. Er sah Chloe deutlich an, wie sie auf die unwillkommenen Gäste reagierte.
    Aber er wollte ihr nicht allein gegenüberstehen, wenn sie ihre Wohnungstür geöffnet hatte.
    Chloe hielt ihre Tür immer verschlossen, um Neugierige fern zu halten. Jetzt fummelte sie mit dem Schlüssel herum, während Egan sein Geplauder fortsetzte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was ihn dazu veranlasst hatte, Mona und Heidi mitzunehmen. Sie und Egan hatten nie viel Zeit allein miteinander verbringen können. Jetzt, da sie ihm etwas anbot -- im Widerspruch zu der warnenden Stimme in ihr --, tat er so, als ziehe er es vor, Gesellschaft dabeizuhaben. Chloe empfand

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