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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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gibt eine offizielle Website für
Todeskandidaten in Texas, auf der werden alle letzten Worte
veröffentlicht. Dontes werden bis morgen Mittag eingestellt sein.
Es war großartig. Er hat sie alle beim Namen genannt, das ganze
Gesindel - Kerber, Koffee, Richterin Grale, den Gouverneur. Einfach
großartig.“
    „ Er hat also bis zum Schluss gekämpft?“
    „ Er hatte keine Gelegenheit zu kämpfen, aber er hat nicht einen
Fingerbreit nachgegeben.“
     
    Das Auto - ein alter Buick, der einer Witwe namens Nadine
Snyderwine gehörte - stand neben ihrem bescheidenen Heim auf einer
betonierten Parkfläche unter einer Weiden-Eiche. Sie führ es
höchstens dreimal pro Woche, und da ihre Augen immer mehr
nachließen, wusste sie, dass ihre Tage hinter dem Lenkrad gezählt
waren. Mrs. Snyderwine war nie berufstätig gewesen, kannte nicht
viele Leute und hatte mit Sicherheit nie jemanden provoziert. Ihr
Wagen wurde ausgewählt, weil er greifbar war und, viel wichtiger,
in einer ruhigen, dunklen Straße in einem durch und durch weißen
Teil der Stadt stand. Der Buick war nicht abgeschlossen, was
allerdings auch keinen Unterschied gemacht hätte. Die Fahrertür
wurde geöffnet, ein Molotow-Cocktail angezündet und ins Auto
geworfen, dann verschwanden die Brandstifter spurlos in der
Dunkelheit. Ein Nachbar sah Flammen, und um 19.28 Uhr ging der
Notruf ein.
    Falls zunächst noch jemand geglaubt hatte, der alte Buick
hätte einen Kurzschluss gehabt und sich von selbst entzündet, wurde
schnell klar, was Sache war, als um 19.36 Uhr der zweite Notruf
einging. Ein weiteres Auto brannte, ein Volvo-
    Kombi in einer Straße auf halbem Weg zwischen Gericht und
Civitan Park. Durch die gesamte Stadt rasten Feuerwehrfahrzeuge mit
heulenden Sirenen, denen Polizeieskorten den Weg bahnten. Der Mob
im Park, der immer mehr Zulauf fand, je später es wurde, begrüßte
die Sirenen mit Beifall. Abgesehen von Alkoholgenuss durch
Minderjährige und Besitz von Marihuana wurden jedoch keine
Straftaten begangen. Noch nicht. Es mochte sich um eine Störung der
öffentlichen Ordnung handeln, aber in Anbetracht der angespannten
Atmosphäre hatte die Polizei keine Lust, sich in den Park zu wagen
und den Leuten den Spaß zu verderben. Die Menge war streitlustig,
was durch die Nachricht von Dontes Tod, die Aussagen von Travis
Boyette, den aggressiven Rap, der aus den Autoradios dröhnte, und
gelegentlich auch Alkohol und Drogen angeheizt wurde.
    Die Polizei beobachtete die Lage und zog verschiedene Optionen
in Erwägung. Man steckte mit der Nationalgarde die Köpfe zusammen
und beriet über die Strategie. Ein falscher Schritt konnte eine
unvorhersehbare Reaktion auslösen, vor allem weil die Menge in
dieser Phase keinen wirklichen Anführer und keine Ahnung hatte, was
die Nacht bringen mochte. Alle halbe Stunde zündete irgendein
Witzbold ein paar Knallfrösche, und für den Bruchteil einer Sekunde
erstarrten Polizisten und Nationalgardisten, während sie sich
fragten, ob da Schüsse krachten. Nein, bislang nur
Knallfrösche.
    Der dritte Anruf wurde um 19.40 Uhr verzeichnet, und es war
der bisher bedrohlichste. Selbst der Polizeichef dachte daran, die
Stadt zu verlassen, als er Einzelheiten hörte. Der geschotterte
Parkplatz vor dem Big Louie's, einer Kneipe im Westen der Stadt,
war rappelvoll, wie an jedem Donnerstagabend, dem inoffiziellen
Beginn des Wochenendes. Um ein bisschen Schwung in die Sache zu
bringen, bot Louie verschiedene Getränke zum Sonderpreis an, was
vom Hinterwäldlerpöbel begeistert aufgenommen wurde. Vor der
billigen Metallbaracke parkten praktisch nur Pick-ups, von denen
etwa die Hälfte Fords und die andere Chevrolets waren. Die
Brandstifter suchten sich einen von jeder Marke aus, schlugen die
Scheiben ein, warfen ihre Molotow-Cocktails hinein und verschwanden
in der Dunkelheit. Ein Nachzügler im Pick-up meinte, er habe „ein
paar Schwarze“ geduckt weglaufen sehen, höchst verdächtig. Aber er
sei nicht nahe genug gewesen und habe ihre Gesichter nicht erkennen
können. Tatsächlich sei er nicht einmal sicher, dass es wirklich
Schwarze waren.
    Als die vor die Tür gelaufenen Gäste Flammen aus beiden
Pick-ups schlagen sahen, rannten sie zu ihren eigenen Fahrzeugen.
Es entstand ein Gedränge, eine wilde Rempelei, während jeder
verzweifelt versuchte, seinen Wagen vor dem Feuer in Sicherheit zu
bringen. Viele führen davon, hatten offenbar ihren Durst vergessen
und wollten nur noch nach Hause, die Türen versperren, die Waffen
laden.

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