Geständnis
Die
gleichen Gesetze, die dieses Recht schützten, bestimmten auch den
geregelten Gang der Justiz. Seine Aufgabe bestand darin, Kriminelle
vor Gericht zu bringen und die Schuldigen wegzusperren. Und wenn es
sich um ein besonders schweres Verbrechen handelte, musste er den
Gesetzen seines Staates entsprechend Vergeltung üben und die
Todesstrafe beantragen. Genau das hatte er im Fall Drumm getan. Er
bedauerte nichts. Für ihn gab es keine Zweifel, ja nicht einmal den
geringsten Zweifel an seinen Entscheidungen, seiner Strategie im
Prozess oder daran, dass Drumm schuldig war. Seine Arbeit war
mehrfach von erfahrenen Richtern an Berufungs- und
Revisionsgerichten für richtig erklärt worden. Dutzende dieser
fähigen Juristen hatten jedes einzelne Wort geprüft, das im Prozess
gegen Drumm geäußert worden war, und dessen Verurteilung bestätigt.
Koffee war mit sich im Reinen. Er bedauerte die Verwicklungen mit
Richterin Vivian Grale, und es war ihm unangenehm, dass sie so viel
Aufsehen erregt hatten, aber er hatte keine Sekunde daran
gezweifelt, dass ihr Urteil richtig war.
Er vermisste sie. Ihre Beziehung war zerbrochen, als die
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu groß geworden war. Sie hatte
Schluss gemacht und weigerte sich seitdem, mit ihm zu sprechen.
Seine Zeit als Staatsanwalt war bald vorbei, und er gab nur ungern
zu, dass sein Ruf ziemlich angekratzt war. Doch die Hinrichtung
Drumms würde der Höhepunkt seines Schaffens sein, seine
Rechtfertigung, eine Sternstunde, für die ihm die Bewohner von
Slone dankbar sein würden - zumindest die weißer Hautfarbe. Morgen
war sein großer Tag.
Die Mitarbeiter der Kanzlei Flak sahen sich die Kundgebung auf
dem großen Flachbildschirm im Besprechungsraum an. Als sie vorbei
war, ging Robbie mit einem halben Sandwich und einem Cola light in
sein Büro. Auf seinem Schreibtisch hatte die Rezeptionistin ein
Dutzend Telefonnotizen ausgebreitet. Als ihm auffiel, dass mehrere
Anrufe aus Topeka stammten, erinnerte er sich an etwas. Er
ignorierte das Essen, griff zum Telefon und tippte die Handynummer
von Reverend Keith Schroeder ein.
„ Hallo. Keith Schroeder, bitte“, sagte er, als jemand
antwortete.
„ Am Apparat.“
„ Robbie Flak, Anwalt, aus Slone, Texas. Ich habe Ihre Nachricht
erhalten, und ich glaube, Sie haben mir vor ein paar Stunden auch
noch eine E-Mail geschickt.“
„ Danke, dass Sie zurückrufen, Mr. Flak.“
„ Sagen Sie bitte Robbie zu mir.“
„ Okay Keith.“
„ In Ordnung, Keith. Wo ist die Leiche?“
„ In Missouri.“
„ Ich habe keine Zeit zu verlieren, aber aus irgendeinem Grund
glaube ich, dass ich das gerade tue.“
„ Das kann schon sein, aber geben Sie mir fünf
Minuten.“
„ Beeilen Sie sich.“
Keith erzählte, was passiert war - seine Gespräche mit dem
namenlosen Haftentlassenen, seine Recherchen, das
Vorstrafenregister des Mannes, seine schlechte gesundheitliche
Verfassung, einfach alles, was er in fünf Minuten Redezeit
unterbrachte, in denen er kein einziges Mal unterbrochen
wurde.
„ Sie machen sich anscheinend keine Gedanken darüber, dass Sie
gegen Ihre Schweigepflicht verstoßen“, sagte Robbie
schließlich.
„ Es beunruhigt mich sehr, aber es steht einfach zu viel auf
Spiel. Außerdem habe ich Ihnen seinen Namen
verschwiegen.“
„ Wo ist er jetzt?“
„ Er hat die letzte Nacht in einem Krankenhaus verbracht, das er
heute Morgen aber wieder verlassen hat. Seitdem habe ich nichts
mehr von ihm gehört. Um Punkt achtzehn Uhr muss er wieder in dem
Übergangshaus sein. Ich werde dort auf ihn warten.“
„ Und er ist viermal wegen Sexualdelikten verurteilt
worden?“
„ Mindestens.“
„ Reverend, der Mann hat null Glaubwürdigkeit. Mit diesen
Informationen kann ich nichts anfangen. Bei Hinrichtungen melden
sich immer jede Menge Spinner. Letzte Woche sind hier zwei
Verrückte aufgetaucht. Der eine behauptete, er wisse, wo Nicole
jetzt wohne - sie soll übrigens als Stripperin arbeiten und der
andere gab vor, sie in einem satanischen Ritual getötet zu haben.
Verbleib der Leiche unbekannt. Der erste wollte Geld, der zweite
wollte aus dem Gefängnis in Arizona entlassen werden. Die Gerichte
hassen diese Hirngespinste in letzter Minute.“
„ Er sagt, dass er die Leiche in den Hügeln südlich von Joplin
in Missouri vergraben hat. Dort ist er aufgewachsen.“
„ Wie lange braucht er, um die Leiche zu finden?“
„ Dazu kann ich nichts sagen.“
„ Keith, geben Sie mir etwas, mit dem ich
Weitere Kostenlose Bücher