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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Vielseitiger“, lästerte Daniela.
    Pixie hatte ihren Fotoapparat dabei. Mit Blitzlicht nahm sie die Runde am Tisch auf.
    „Für unsere Freunde zu Hause“, sagte sie.
    Darauf knipste Daniela die drei auf der Eckbank. Renate ging in die Küche und tischte auf. Als Lukas zu ihr kam, um eine Weinflasche zu öffnen, linderte sie ihre Neugier, wer denn die Frau auf den Bildern sei.
    Statt den Namen zu nennen, sagte Lukas einen anderen, um sich weitere Fragen zu ersparen. „So eine Art Georgia.“
    „Und?“ fragte sie trotzdem.
    „Sie ist zu ihrem Mann zurück.“
    Beim Abendbrot sprachen die Männer über die wirtschaftliche Lage. Serag bekannte, kein Freund des Gemeinsamen Marktes zu sein und schilderte seinen letzten Auftritt als Royal Archer, als Königlicher Bogenschütze. Lukas erklärte Renate die ehemalige Leibgarde zum Schutz der britischen Majestät bei Besuchen in Schottland. Die Archers laufen im Kilt als Dekoration hinter der Krone her, den tatsächlichen Schutz hat die Polizei übernommen. Lukas erzählte auch von Tinis und Lipis Verwandtschaft mit den Gilliegauldies von Haddie House.
    Pixie wandte sich Daniela zu. „Er kennt sich aus, wie ein Schotte.“
    Alle halfen beim Abräumen, kehrten aber an den Tisch zurück, untrügliches Zeichen für Wohlbehagen. Die Gäste mußten nicht gebeten werde über Nacht zu bleiben, sie blieben, ohne Städtersätze von den Umständen, die sie keinesfalls machen wollten.
    „Schön, einmal wieder mit dir zusammenzusitzen!“ sagte Serag, vom Wein zu Whisky übergegangen, zu Single Malt, wie er dankbar bemerkte.
    Daniela fragte Pixie noch einmal nach dem Häuschen. Das habe Lukas doch verkauft. Die Männer hörten zu und Serag schüttelte seinen Langschädel. Lukas’ eigenes Haus, das er verkauft habe, stehe anderswo. Das Häuschen auf dem Foto befinde sich auf seinem Grund und sei zur Zeit nicht bewohnt.
    Bella machte sich bemerkbar. Sie wollte hinaus. Der Mann auf dem Hof öffnete ihr die Tür. Die Frauen nahmen die Unterbrechung als Gelegenheit, sich zu verabschieden und ließen die Männer am Tiseh zurück. Es wurde eine lange drambuieklebrige Nacht voll Erinnerungen.
    Schließlich fragte Serag ohne Umschweife. „Was ist? Wann kommst du zurück? Du kannst deine Freunde nicht einfach sitzenlassen, jetzt wo wir älter werden. Du mußt ja nicht allein wiederkommen. Aber kommen mußt du!“
    Lukas nickte vor sich hin. Sein Hals war zu, er konnte nicht sprechen.
    Serag griff nach dem Glas. „So viel zum Grund unserer Reise. Slangevar!“

    Die Trinität führt ein geordnetes Leben. Der Tag beginnt mit großem, gemeinsamem Frühstück. Lukas, der es eingeführt hat, blockt Störungen als automatischer Anrufbeantworter ab. Beim Frühstück wird besprochen, was am Tag zu tun ist und wer es tut.
    Detlef hat schon vorher angerufen. Vom Riedhof sei eine unverschämte Rechnung für Einbauten auf dem Messnerhof angekommen. Renate war ärgerlich. So etwas könne Uli mit Fremden machen, nicht aber in der Nachbarschaft. Sie wird mit ihm reden. Renate hat zur Zeit eine Malsträhne, Hinterglasbilder. Sie beherrscht jene perfide Naivität, die Touristen für bäuerliche Kunst halten und malt schubweise. Auch Votivtafeln. Der Folklore-Verschnitt, wie sie das nennt, geht zügig weg. Daniela hat am Vormittag eine astrologische Beratung in der Nähe. Manchmal fährt sie lieber zu ihren Klienten, als sie kommen zu lassen. Anschließend wird sie im Dorf einkaufen und sich wegen der Versammlung mit dem Kreisbaumeister erkundigen. Vielleicht gibt es da etwas Neues in Sachen Straße. Lukas muß in die Stadt zum Verlag und zur Zeitung. Renates Folklore-Verschnitt gibt er beim Antiquitätenhändler ab. Zum Mittagessen, das heute Renate kocht, wird er nicht da sein, aber Detlef. Auf dem Messnerhof geht’s in die letzte Phase: Einrichten und Vorhänge aufmachen.
    In der Stadtwohnung hat sich die feindliche Nachbarschaft mangels Anwesenheit erübrigt. Lukas findet seinen Eigentumsbeton sehr wohnlich, ohne die Eckbank aber nicht mehr so gemütlich wie vorher. Mahagoni und Fichte sind zwei Welten, wie Kaviar und Kartoffelsalat. Da Lukas das Landprodukt dem des Meeres vorzieht, hat Georgia ihm eine Pappschachtel voll mitgebracht. Mit modischer Minischürze, die ihr einen Anflug von Hostessensex gibt, hat sie Rindsfilets in die Pfanne gelegt und wieder einmal Grüße von Alfredo Müller-Passavant bestellt, der da war und Lukas gern gesehen hätte. Georgia kocht nicht eben leidenschaftlich, nur

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