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Gestern, heute - jetzt

Gestern, heute - jetzt

Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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warnende Unterton nicht zu überhören. „Kann ich nicht.“
    „Warum nicht? Weshalb lädst du sie nicht ein, sich das Weingut anzuschauen? Sie würde zu gerne sehen, was wir hier aufgebaut haben. Aber wann immer ich ihr sage, dass sie vorbeikommen soll, lehnt sie ab.“
    „Eine kluge Frau.“
    „Ja, das ist sie. Außerdem ist sie schön, warmherzig, großzügig und die einzige Frau, die du jemals wirklich geliebt hast“, bemerkte Gabrielle bissig. „Weißt du was, Rafe? Ich heirate den Mann, den ich liebe, und auch meine beste Kindheitsfreundin ist in mein Leben zurückgekehrt. Ich bin nicht diejenige, die in der Vergangenheit verharrt. Ich bin nicht diejenige, die zu viel Angst hat, zurückzuschauen, weil sich dort zu viel Schmerz befindet, mit dem ich mich nicht auseinandergesetzt habe.“ Ihre Augen flehten um Verzeihung, während sie ihm den Todesstoß versetzte. „ Du bist derjenige.“
    Wenn Rafael arbeitete, dann arbeitete er hart. Wenn in Rafael etwas gärte, dann arbeitete er noch härter. Nach seinem Gespräch mit Gabrielle war er in die Weinberge gefahren. Er hatte den Toyota genommen sowie einen Anhänger und eine Axt, damit er einen toten, gefährlich überstehenden Baum abholzen konnte.
    Warum zur Hölle sollte er auf eine Kindheit wie die seine zurückblicken? Auf eine Mutter, die entweder mit eiserner Rute regiert hatte oder mit lederner Pferdepeitsche, je nachdem was gerade zur Hand war. Ihre Tochter Gabrielle hatte sie ja noch gelegentlich toleriert, aber was ihre Gefühle für ihren Sohn anging, die waren glasklar.
    Sie hasste ihn.
    Rafael lächelte grimmig. Mit den Jahren beruhte das Gefühl auf absoluter Gegenseitigkeit.
    Der laute Schlag, mit dem sich die Axt ins Holz fraß, war enorm befriedigend. Die Axt war klein. Der Baum riesig. Es würde eine Weile dauern, ihn zu fällen.
    Sehr gut.
    Er brauchte die Anstrengung und noch mehr die Erlösung, die damit verbunden war. Und was Gabrielles Behauptung anging, er habe zu viel Angst, an seine Zeit mit Simone zurückzudenken …
    Erneut grub sich die Axt tief in das tote Holz hinein. Er zog sie heraus und holte gleich von Neuem aus. Beim nächsten Schlag ließ er die Axt stecken, ging zum Wagen zurück, griff durch das Fenster nach seinem Handy und rief das Hotel an. Als Sarah sich meldete, bat er sie, ihn zu Simone durchzustellen.
    „Ich fälle einen Baum“, stieß er knapp aus, nachdem sie sich gemeldet hatte. „Dann repariere ich einen Zaun. Und dann zeige ich dir das Weingut. Ich werde dreckig sein. Es wird schwer sein, sich mit mir zu unterhalten. Ich stehe um vier Uhr an der Kellertür zu Angels Landing .“
    Es entstand eine Pause. Eine sehr lange Pause.
    „Ich werde dort sein“, versetzte Simone trocken und legte auf.
    Gabrielle lachte, als Simone ihr den Kern der Unterhaltung mit Rafe wiedergab. Sie lachte noch mehr, als sie den genauen Wortlaut erfuhr.
    „Hör auf“, befahl Simone. „Habe ich dich ausgelacht, als du Angst davor hattest, Luc wiederzusehen? Nein. Ich habe dir mein Mitgefühl geschenkt.“
    „Du hast mein Mitgefühl“, erwiderte Gabrielle ernsthaft, ehe sie sofort wieder in Lachen ausbrach. „Er ist ein solcher Idiot. Hast du einen Plan?“
    „Ich arbeite daran.“ Simone lehnte sich gegen den Bettrücken. „Rafe scheint nur dann mit mir umgehen zu können, wenn er das Heft in der Hand hat. Ich war wirklich geduldig mit ihm, Gabrielle. Extrem geduldig. Aber dir ist doch wohl klar, dass das aufhören muss, oder?“
    „Oh, natürlich ist mir das klar.“ Gabrielle bezwang ihre Belustigung. „Er muss dich als Verbündete betrachten. Was hältst du davon, wenn ihr nach einem gemeinsamen Ziel sucht?“
    „Gemeinsame Ziele sind gut, und ich denke, wir haben auch eines, denn wir wünschen uns beide, dass eure Hochzeit zu einem ganz besonders magischen Tag wird. Ich wollte dich fragen, ob …“ Simone nahm sich die Zeit, ihre Frage sehr sorgfältig zu formulieren. „Rafe hat doch kein Problem damit, dass du in die Duvalier-Familie einheiratest, oder?“
    „Nein“, versetzte Gabrielle mit einem raschen Kopfschütteln. „Natürlich weiß Rafael genauso gut wie ich, dass es zu Anfang eine ganz schöne Herausforderung sein wird und dass einige Leute unsere Verbindung nicht gutheißen werden, aber er gehört nicht zu ihnen. Er weiß, dass ich den Mann heirate, den ich liebe, Simone. Rafe mag nicht unbedingt erbaut davon sein, dich zur Schwägerin zu bekommen, aber meiner Hochzeit mit Luc hat er seinen Segen

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