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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Lippen. »Böse, böse. Kehle durchschnitten. Der Kopf war fast ab. Der Täter war wohl selbst über seine Tat entsetzt, hat ihr nämlich ein Handtuch über das Gesicht drapiert, bevor er ging.«
    »Vielleicht hat sie es sich selbst um den Kopf geschlungen?«, wandte Seifferheld ein, der jahrelang mit drei Frauen unter einem Dach gelebt hatte und sich mit weiblichen Hygieneritualen auskannte.
    »Dann hätte es voller Blut sein müssen. Nein, er hat sie erst ausbluten lassen.«
    Die beiden Männer schwiegen kurz. Klar, man brühte nach all den Jahren im Polizeidienst ab, das war reiner Selbstschutz, aber hin und wieder staunte man doch darüber, was der Mensch dem Menschen alles antun konnte.
    Dombrowski fuhr fort: »Währenddessen hat er sich wohl die Hände gewaschen oder neue Einmalhandschuhe übergestreift. Das Handtuch auf ihrem Kopf ist angeblich blütenweiß. Und nicht wie zum Trocknen um den Kopf geschlungen – er hat es gefaltet auf ihr Gesicht gelegt.«
    »Du sprichst von einem er. Der Täter war ein Mann?«, fragte Seifferheld.
    »Durchschnittene Kehlen sind doch immer Männer«, erklärte Dombrowski im Baritonbrustton der Überzeugung, als ob er bei seinem Dienst in und um Schwäbisch Hall täglich mit durchtrennten Kehlen zu tun hätte.
    »Gibt es erste Hinweise?«, erkundigte sich Seifferheld.
    Onis rammte derweil Dombrowski seinen Schädel in den Diensthosenschritt. Das war nichts Persönliches, das tat er bei jedem, den er gut riechen konnte. Erstaunlicherweise konnte Onis zumeist Menschen gut riechen, die Angst vor Hunden hatten. So wie Dombrowski.
    »Äh, der tut doch nichts?«, fragte Dombrowski, der es erst vor wenigen Tagen allein mit vier Zwei-Meter-Männern, knallharte Zuhälter aus der Ukraine, gleichzeitig aufgenommen hatte. Keine Sekunde lang hatte er dabei Angst gehabt. Aber wenn eine Hovawart-Schnauze in Direktkontakt mit seinen Kronjuwelen kam, war das für ihn besorgniserregend hoch drei.
    »Nein, der mag dich«, versicherte Seifferheld, war sich da aber nicht so sicher. Es ließ sich nicht gänzlich ausschließen, dass Onis eine sadistische Ader besaß und mit seiner Schädel-in-Schritt-Aktion Hundephobiker abstrafen wollte. »Was ist jetzt mit Hinweisen?«
    »Nichts, nada, null. Scheiße … sie hat mich entdeckt. Ich bin dann mal weg.« Dombrowski entzog seine Weichteile den potenziell entmannenden Hundezähnen und floh in Richtung Holzbrücke über den Fluss. Es gab sechs überdachte Holzbrücken im Stadtgebiet von Schwäbisch Hall, normalerweise Touristenattraktionen, jetzt eine Schutzhöhle für Dombrowski.
    In diesem Moment kam Gesine Bauer auch schon herübergeschlendert. Es war ein bedrohliches Schlendern. So musste Maggie Thatcher durch Downing Street No. 10 geschlendert sein, kurz bevor sie den Falklandkrieg ausrief.
    »Kollege Seifferheld, was machen Sie denn hier?«
    Sie trug ein taubengraues Alcantarakostüm, die Haare fest zu einem Knoten zusammengezurrt. Alles an ihr verkündete »Obacht! Ich schieße erst und frage dann!«
    Seifferheld, der sich mit Frauen dieses Kalibers auskannte, schluckte, zuckte aber mit keiner Wimper. »Das ist meine übliche Morgenrunde mit dem Hund«, log er frech, denn sonst ging er immer flussaufwärts, also in genau der entgegengesetzten Richtung, mit Onis Gassi. »Was ist denn passiert?«
    Frau Bauer sah ihn blinzellos an. Sie konnte eine Lüge sogar zehn Meter gegen den Wind riechen. Auf einen Meter hatte man also nicht die geringste Chance. »Herr Seifferheld, ich verstehe durchaus, dass Sie nach so vielen Jahren im Dienst an Ihrer Heimatstadt nicht so einfach alles Kriminelle außen vor lassen können, und so ein bösartiger Mord wäre bestimmt genau Ihr Ding, aber das hier geht Sie nichts an. Lesen Sie morgen die Zeitung, dann erfahren Sie alles. Apropos, haben Sie mir den Polizeibericht schon gemailt?«
    Nach seiner Vorverruhung, wie Seifferheld es nannte, glaubte Polizeichefin Bauer, ihm einen Gefallen damit zu tun, wenn sie ihn die täglichen Polizeiberichte für das Haller Tagblatt schreiben ließ. So blieb er noch in Kontakt mit dem aktiven Dienst. Seifferheld hasste das. Er formulierte seine Berichte stets gratwandernd so keck, dass sie ihm die Aufgabe wieder entziehen müsste, sollte das Ansehen der Haller Polizei nicht dauerhaft Schaden erleiden. Aber sie zierte sich noch. Eine Gesine Bauer gab sich so schnell nicht geschlagen. Außerdem hatte sie diesbezüglich schon einmal vorgetastet, aber kein anderer wollte den Job

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