Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
festzuhalten«, nölte er.
    Sie galten allesamt als Verdächtige.
    Wie sich herausstellte, war Biggi Wanetzki noch eine sehr frische Leiche gewesen. Keine dreißig Minuten tot. Seifferheld hatte den Mord – und den Mörder – nur knapp verpasst. Biggi Wanetzkis Armbanduhr war nicht wasserdicht. Ihr Todeszeitpunkt ließ sich daher mehr oder weniger sekundengenau feststellen.
    Wurster trat ein. »Siggi, du kannst gehen.«
    »Warum, bitte schön, darf dieser Herr gehen und ich nicht?«, verlangte Stefano Tressler zu wissen. »Ist das die berüchtigte schwäbische Vetterleswirtschaft?«
    Wurster blieb ganz ruhig. »Wir sind hier in Hohenlohe, nicht in Schwaben. Und Herr Seifferheld darf gehen, weil ihn drei Anwohner zum Tatzeitpunkt am Ufer unterhalb des Salinenstegs sahen, wie er seinen Hund, der von einem Erpel verprügelt wurde, aus dem Wasser zog.«
    Zur Ehrenrettung von Onis hätte irgendwas gesagt werden müssen, beispielsweise, dass Onis sich tapfer gewehrt und letztlich den Erpel in die Flucht geschlagen hatte, aber das war jetzt nicht der Moment für kleinliche Rechthaberei.
    Seifferheld blieb stumm.
    Und blieb sitzen.
    »Siggi!«, sagte Wurster und schaute dabei streng.
    »Du wirst doch einen alten, invaliden Mann nicht hinaus in den Sturm schicken wollen?«
    Wie aufs Stichwort erhellte draußen ein Blitz den Abendhimmel, und gleich darauf vibrierten die Wände, weil es gnadenlos laut donnerte. Alle zuckten zusammen.
    »Herr Seifferheld«, tönte es da aus dem Flur. Polizeichefin Bauer tauchte in einem gelben Friesennerz mit geblümten Gummistiefeln in der Tür auf. »Sie haben ein Alibi und dürfen jetzt gehen.«
    »Aber …«, fing Seifferheld erneut an und zeigte mit dem Finger auf den Starkregen, der im Stakkato gegen die Fensterscheibe prasselte.
    »Gute Nacht!«
    Mühsam erhob sich Seifferheld, fasste sich ächzend an die Hüfte, stützte sich schwer auf seine Gehhilfe, aber die Eisenfresserin ließ keine Gnade walten. Sie kannte ihre Pappenheimer.
    Wurster geleitete ihn nach draußen. »Der Kollege von der Streife bringt dich heim«, flüsterte er.
    »Die Haustür stand offen, es hätte jeder sein können«, sagte Seifferheld noch.
    »Ja, ja«, meinte Wurster und schob ihn aus dem Haus in den Regen.
    Die Haustür war noch nicht ganz hinter ihnen zugefallen, da waren Seifferheld und Onis auch schon klatschnass. Jetzt war es vollends egal. Bevor sie einen Streifenwagen einnässten, konnten sie auch gleich zu Fuß nach Hause gehen.
    Es blitzte und donnerte und roch nach Schwefel. Seifferheld rechnete sekündlich damit, vom Blitz erschlagen zu werden, aber er wurde einfach nur immer nasser. Seine leichten Sommersachen wogen gefühlte fünfzig Kilo.
    Onis sah mit seinem nassen Fell richtiggehend mager aus. Seifferheld gelobte, ihm gleich nach dem Trockenrubbeln zwei Saitenwürstle zu spendieren.
    Dazu kam es nicht. Irmgard wartete mit verschränkten Armen in der Küchentür auf sie. Die personifizierte Schlechtwetterfront.
    »Ihr seid noch nicht trocken! Ihr pfützt!« Um Irmi herum wetterleuchtete es. Sie sah aus wie der verrückte Professor, der das Frankensteinmonster geschaffen hatte. Das Gewitter schien jetzt direkt vor den Küchenfenstern in der Unteren Herrngasse zu toben. » Ich feudele das nicht auf.«
    Seifferheld sah sich zu den Wasserlachen im Flur um, seufzte und bearbeitete erst Onis, dann sich mit den bereitgelegten Handtüchern. Dann wischte er mit Besen und Putztuch den Flur auf, während Onis sabbernd zum Kühlschrank lief. Wenn es um Saitenwürstle ging, konnte er Gedanken lesen.
    »Wo kommst du so spät noch her? Warum warst du bei diesem Wetter überhaupt draußen?« Irmi klang ungnädig. Das hatte seinen Grund. Ihr Helmerich wollte vom Trommeln nicht lassen. Wie konnte ein einzelner Mann nur so verbohrt sein? Sie musste sich abreagieren. Und zum Abreagieren hatte die Natur die Brüder erschaffen, fand Irmi.
    »Du hättest wenigstens anrufen können. Mir ist das Essen im Ofen verreckt!« Sie schnaubte.
    Seifferheld wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Zum Glück kam in diesem Moment Karina nach Hause, Klein-Fela regensicher unter ihrem riesigen Überwurf verborgen. »Boar, was für ein Wetter!«, schimpfte sie, aber es klang nicht böse, eher begeistert, dass sie bei diesem Spektakel der Natur hatte dabei sein dürfen.
    »Onkel Siggi, Onis muss im Flur vorsichtig sein. Ich glaube, ich habe Glasssplitter von draußen mit hereingeschleppt. Nicht dass er sich welche eintritt.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher