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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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wachte der Mann im Bett auf, rieb sich erst die Augen, dann das ganze Gesicht, bevor er sich aufrichtete und auf die Ellbogen stützte.
    »Ach, Herr … Gott, ich habe den Namen vergessen. Der mit dem Hund. Gibt’s jetzt Tee?«
    Seifferheld stutzte.
    Wenn das hier Roger Reitz war, und es war eindeutig Roger Reitz, wer war dann der nackte Mann im Zimmer nebenan?
    »Wer ist der Mann?«, wollte Seifferheld unwillkürlich wissen.
    »Welcher Mann?«, fragte Reitz und sah sich in seinem Bett um, als passiere es häufig, dass sich fremde Männer auf seinem Ruhelager materialisierten. Was womöglich ja so war. Seifferheld traute den Jüngern der Thalia so einiges an moralischer Flexibilität zu.
    »Nebenan«, erläuterte er.
    Reitz schwang die Beine über den Bettrand. »Ach so, na, das wird wohl Denis sein. Biggi wollte sich wieder mit ihm versöhnen.«
    »Das sagen Sie einfach so?« Seifferheld staunte. Keine Trauer über eine verlorene Liebschaft? Kein Bedauern, weil noch über ein Monat Freilichttheater vor ihm lag, aber von nun an niemand mehr sein Bett wärmen würde?
    Dann riss Seifferheld sich zusammen. Moment, das war ja Roger Reitz. Der musste nur mit den Fingern schnippen, wenn er sich einsam fühlte, und schon würde eine Schauspielerkollegin oder eine der Tänzerinnen oder auf jeden Fall die Regieassistentin angelaufen kommen.
    »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte Seifferheld und humpelte hinaus und nach nebenan. Er klopfte, dann öffnete er die Tür.
    Der Nackte unter dem Leinentuch gab einen Schnarcher von sich, dann einen Rülpser, dann schob er sich das Tuch vom Kopf und richtete sich auf.
    Es war nicht Denis Lützel.
    Es war ein vollkommen fremder Mann.
    »Wer sind Sie?«, fragte Seifferheld.
    »Das könnte ich Sie auch fragen«, erwiderte der Nackte. »Und das mit sehr viel mehr Berechtigung. Sie stehen hier in meinem Zimmer.«
    »Das ist das Zimmer von Salina Tressler.«
    »Ja eben. Salina war meine Schwester.«
    »Ich fasse es nicht. Sie sind der berüchtigte Bruder Stefan?« Hinter Seifferheld tauchte Reitz auf, immer noch in Boxershorts und Netzhemd, und stieß einen Pfiff aus. »Der Lebemann-Schnösel aus Berlin, der nie auch nur einen müden Euro in ihre Schauspielkarriere investiert und mit dem sie seit Jahren nicht gesprochen hat? Der Stefan?«
    »Stefan o «, korrigierte der Nackte, der sich seiner Nacktheit entweder nicht bewusst war oder sich als überzeugter Nudist kein bisschen dafür schämte. »Stefano Tressler, wenn’s recht ist. Und was geht Sie das an, welchen Umgang meine Schwester und ich pflegten? Wer sind Sie überhaupt?«
    Reitz hob als Antwort nur eine Augenbraue. Man fragte einen George Clooney ja auch nicht, wer er war. Das wusste man einfach!
    »Was machen Sie hier?«, wollte Seifferheld von Tressler wissen.
    »Die Sachen meiner Schwester abholen.« Hm, klang logisch. »Und was machen Sie hier?«
    »Ich hätte noch einige Fragen an Frau Wanetzki. Ist sie hier?«
    Seifferheld und Reitz sahen sich im Zimmer um. Es war – wie alle Zimmer – sehr klein, außer dem Bett gab es nur noch eine Kleiderstange auf Rädern, einen Tisch, auf dem eine angebrochene Whiskyflasche stand, und einen Stuhl. Wenn Biggi Wanetzki nicht unter dem Bett lag, war sie nicht hier.
    Tressler zuckte nur mit den Schultern.
    »Tja, dann nichts für ungut.« Seifferheld trat den Rückzug an.
    Auf dem Flur sagte Reitz: »Wo mag Biggi nur sein? In ihrem Zimmer oben ist sie nicht, da habe ich eben nachgesehen.« Er schnüffelte. »Ich könnte schwören, dass sie in der Nähe ist. Riechen Sie das nicht? Dieses Parfüm?«
    Seifferheld roch nichts. Höchstens vielleicht nassen Hund, weil Onis auf dem Weg zum Rippberg mal wieder eine Ente hatte apportieren wollen, die a) noch lebte und b) nicht apportiert werden wollte und ihn konsequenterweise gründlich mit Kocherwasser nassgespritzt hatte.
    Das schien Reitz aber nicht zu meinen. Er schenkte Onis, der sich flach auf den Steinboden presste, um seinen Hundekörper möglichst großflächig der Kühlung zuzuführen, keinerlei Beachtung.
    Vielleicht war Biggi Wanetzki untergetaucht. Plötzlich als Zweitbesetzung einspringen und eine Hauptrolle übernehmen zu müssen, war natürlich hammerhart, aber hatte sie nicht irgendwie so gewirkt, als laste eine noch weitaus größere Bürde auf ihr? Hatte sie ihre Konkurrentin möglicherweise ausgeschaltet, um selbst ins Rampenlicht zu gelangen? War die Sache mit dem Tagebuch nur eine Finte gewesen, um von sich

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