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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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hinten, in diesem Fall von oben, nämlich vom Treppenkopf, hatte er sich angeschlichen.
    Er, das war Vince Miller, der Regisseur.
    Der bullige, stets jedoch enorm schillernd gekleidete Halbschotte, auf dessen Kopf etwas ruhte, was ein Haarteil sein mochte oder ein totes Nagetier. Eigentlich hieß er Vinzenz Müller, nach seinem oberschwäbischen Vater, aber er hatte früh beschlossen, dass das kein Name für einen Regisseur war, außer man gedachte, Bauerntheater zu inszenieren.
    An diesem Tag trug er jedoch einen dunklen Anzug mit einer Rose im Revers.
    »Rogermaus, auf, auf, nach Hause und heiß geduscht. Nicht dass du mir für die Wochenendvorstellungen ausfällst!«
    »Das Stück wird weiter aufgeführt?«, entfuhr es Seifferheld. Erst- und Zweitbesetzung tot, das musste doch eigentlich das Aus bedeuten!
    »Selbstverständlich geht es weiter. Wir besetzen um, Agnes spielt die Rolle der Suzy. Eine der Tanzmäuse übernimmt Agnes’ Rollen. No problem. Husch, husch, Roger, heim ins Körbchen!« Er scheuchte Reitz davon, der brav in Richtung Marktstraße und von dort vermutlich weiter zum Wohnheim am Rippberg davoneilte.
    Miller baute sich vor Seifferheld auf und betrachtete ihn kritisch.
    »Sie kenne ich doch vom Sehen. Sie treiben sich immer am Wohnheim herum, nicht wahr? Sind Sie ein Theatergroupie? Ein gelangweilter Eingeborener auf der Suche nach dem Kick?«
    Miller glaubte nicht an schöne Worte, er sagte ungeschönt immer das, was er gerade dachte. »Und mit Biggi habe ich Sie doch auch schon gesehen. Sind Sie einer dieser Perversen, die auf junge Schauspielerinnen stehen?«
    Seifferheld stand auf, um eine geharnischte Antwort zu geben, aber dazu kam es nicht.
    Onis, seines Ohrkraulers beraubt, trat vor Miller und rammte ihm seinen Hundeschädel in den Schritt.
    »Großer Gott, entfernen Sie diese Kreatur.«
    »Keine Angst, auf diese Weise zeigt er nur seine … äh … Sympathie.«
    »Was kümmert mich denn, bitt schön, die Sympathie so eines Köters? Der haart mir meinen guten Anzug voll!«
    Miller schob Onis mit spitzen Fingern von sich. Mit einem Ausdruck des Ekels im Gesicht.
    Seifferheld beschloss, den Mann nicht zu mögen. Ihn als Perversen zu bezeichnen mochte noch angehen, aber seinen Hund eine »Kreatur« zu nennen, das ging zu weit.
    Wenn Seifferheld jemand nicht mochte, konnte er auch unverblümt werden. Und seit er nicht mehr offiziell in Amt und Würden war, durfte er auch völlig unbesorgt unbequeme Spekulationen in den Raum werfen.
    »Sie hatten also eine Affäre mit Frau Tressler«, sagte Seifferheld.
    Mal sehen, was jetzt passierte.
    »O großer Gott …« Miller sah entsetzt nach unten. »Schauen Sie sich das an, schauen Sie sich das an!«
    Seifferheld betrachtete das fröhliche Muster aus bernsteinfarbenen Haaren im Schritt des Regisseurs. Der Hosenstoff wirkte offenbar wie ein Magnet auf Hovawart-Haare.
    Miller klopfte sich wie wild zwischen den Beinen herum, aber die Hundehaare schienen Widerborsten zu besitzen und sich förmlich an ihn zu klammern.
    Seifferhelds kühner Vorstoß ging unter.
    »Sie zahlen mir die Reinigung, damit das klar ist!«, fauchte Miller.
    Seifferheld hob den Blick gen Himmel. Das tat er oft, wenn er nachdachte. Als ob am Firmament Tipps und Tricks im Umgang mit Verdächtigen zu lesen seien, selbst wenn der Himmel so nebelverhangen war wie an diesem Morgen.
    »Hallo? Haben Sie gehört? Sie zahlen für die Entfernung der Hundehaare!«
    »Wie bitte? Ach so, Moment, kein Thema.« Seifferheld zog eine Rolle mit Klebeband aus der Jackettinnentasche. War ja nicht der erste haarige Vorfall mit Onis.
    Er riss ein Stück Klebeband ab und presste es mit den Worten »Sie gestatten?« in Millers Schritt.
    »Ich muss doch sehr bitten!«, rief der, sah aber dann zu seiner grenzenlosen Erleichterung, dass die Hundehaare am Klebeband festklebten und sich auf diese Weise mühelos entfernen ließen, ohne dass der Hosenstoff dabei Schaden nahm.
    »Ich übernehme«, sagte Miller und nahm Seifferheld die Kleberolle aus der Hand.
    »Zurück zu meiner Frage, Sie hatten also eine Affäre mit Salina Tressler?«
    »Ja und?«, antwortete Miller, den Kopf tief über seinen Schritt gebeugt. »Ich habe mit all meinen Hauptdarstellerinnen eine Affäre. Das ist der Zusammenarbeit, der zwischenmenschlichen Chemie, zuträglich. Zuckerbrot und Peitsche lautet das Zauberwort. Unschön wird’s erst, wenn ich zum nächsten Projekt übergehe.«
    »Mit Frau Tressler wurde es aber schon vorher

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