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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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unschön, nicht wahr?« Die Vermutung lag mehr als nahe, dass sie nicht nur Roger Reitz, sondern auch Vince Miller erpresst hatte. Aber womit erpresste man einen, der seinen lockeren Lebensstil stolz vor sich hertrug und als perfekte Arbeitsmethode propagierte?
    »Was?« Miller sah auf. »Unschön, wie meinen Sie das? Nein, gar nicht, es war sehr schön. Sie war jung, experimentierfreudig, enorm willig und engagiert.«
    »Sie hat Sie nicht erpresst?«
    Miller hob die Augenbrauen, bis sie beinahe mit dem Fellteil auf seinem Schädeldach kollidierten. »Ach das. Ja, sie wollte Geld von mir haben, die süße Kleine. Meinte, sie hätte mich in der Hand, weil ich Sex mit einer abhängig Beschäftigten hatte, oder so ähnlich. Völliger Blödsinn. Außerdem habe ich derzeit drei solche Prozesse am Laufen, da kommt’s auf einen mehr auch nicht an. Wie ich schon sagte, manche meiner Schauspielerinnen denken, das mit uns wäre eine echte Gefühlskiste und für immer und ewig, kein Arbeitsverhältnis. Da hätte mir ein Prozess mehr oder weniger auch nichts ausgemacht. Und meinem Ruf schadet das schon gar nicht. Im Gegenteil, ich werde immer öfter für kontroverse Stücke engagiert, die sich mit der Doppelmoral unserer Gesellschaft auseinandersetzen.«
    Miller strahlte jetzt regelrecht.
    »Dann haben Sie Salina also nicht umgebracht?« Seifferheld ging gern auf Nummer sicher.
    »Nein!« Miller bedachte Seifferheld mit einem Blick, in dem seine ganze Verachtung für diesen begriffsstutzigen Kleinstadteingeborenen lag. »Natürlich habe ich sie nicht umgebracht. Und Biggi auch nicht. Doch nicht so kurz nach der Premiere, wie blöd wäre das denn! Wenn ich es gewesen wäre, hätte ich bis zur Dernière gewartet, um mit einem Tusch abzutreten!«
    Ja, das klang jetzt absolut glaubwürdig.
    Einer wie Miller machte nichts klammheimlich und leise. Der verständigte vorher die Medien, bevor er jemand umbrachte, damit er es auch ja als Titelgeschichte in die Nachrichten schaffte.
    »Eine Frage noch: Warum wird das Handtuch auf dem Gesicht der Toten dreifach gefaltet?«
    »Wie meinen?«
    »Das Handtuch in Suzy Pommier. Das ist doch eine ganz besondere Falttechnik. Wie kamen Sie darauf?«
    Miller zuckte mit den Schultern. »Hat mir ein theaterferner Coach beigebracht. Ich fand’s als Einfall nicht schlecht. Das Handtuch als Symbol, verstehen Sie?«
    Nein, Seifferheld verstand nicht. Aber dafür war er ja auch nur Theatergänger, Vince Miller dagegen ein begnadeter Regisseur. »Und wer wusste alles um diese Falttechnik?«
    »Großer Gott, Sie stellen Fragen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Miller hatte das Interesse an diesem Gespräch längst verloren. Er warf die mittlerweile vollgehaarte Kleberolle achtlos zur Seite. Sie kullerte einige Stufen hinab und blieb dann liegen. »Blöd ist nur, dass irgendjemand die Erpressungsversuche fortsetzt. Das kann ich gerade jetzt wirklich nicht gebrauchen. Die ständige Umbesetzerei im Stück und bis die neuen Mädels dann immer meine künstlerische Aussage begriffen haben … ich sage Ihnen, das geht echt an die Substanz.« Er tätschelte sich seinen Bauch, der noch einiges an Substanz verlieren durfte, bevor Grund zur Sorge bestand.
    »Die Erpressung geht weiter?« Seifferheld horchte auf.
    »Ja. Ich bekam ein anonymes Schreiben: ›Zahlen Sie zehntausend Euro, oder Sie werden es bereuen, ich weiß nämlich alles.‹ Wirklich, wer macht so was? Was kann der schon wissen? Dabei ist es doch eh für die Katz! Ich drücke keinen müden Cent ab. Nicht einen! Kann mich kreuzweise, die kleine Erpressersau!«
    Ohne ein Wort des Abschieds lief er leichtfüßig die Treppenstufen hinunter, rief Denis Lützel, der gerade mit einem Werkzeugkasten in Richtung Kirche kam, ein »Da liegt Klebeband auf den Stufen, mach das mal sauber« zu und entschwand im Nebel.

3. Szene
    (späterer Donnerstagmorgen, Marktplatz, Herrngassen, Seifferheld-Küche, verschmorter Schmorbratenduft)
Aus dem Polizeibericht
Wieder schlug das Verbrechen in Schwäbisch Hall zu. Drei junge Männer im Alter von 19, 20 und 21 Jahren wurden dabei beobachtet, wie sie am Klosterbuckel Mülltonnen umwarfen. Die rasch herbeigerufene Polizei führte eine Personenkontrolle durch und forderte die Übeltäter anschließend auf, die Mülltonnen wieder aufzustellen und den Müll einzuräumen. Beschädigungen wurden nicht festgestellt.
Meine Großmutter fing mit sechzig an, jeden Tag fünf Kilometer zu wandern. Heute ist sie siebenundneunzig, und

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