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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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wir haben keine Ahnung, wo zum Teufel sie abgeblieben ist. (Ellen DeGeneres)
    Denis Lützel fing an zu heulen, als er Seifferheld sah. Woraufhin Seifferheld rasch an ihm vorbeihumpelte. Er konnte Männer einfach nicht weinen sehen. Das ging schlichtweg nicht. John Wayne hatte auch nie geweint. Wenn Mann sich dafür die Tränendrüsen operativ entfernen lassen musste, weil Mann von Natur aus nah am Wasser gebaut war, dann war das eben so. Ein Mann musste tun, was ein Mann tun musste. Und ein echter Mann weinte nicht. Ja, das war altmodisch, aber dennoch: Das war Seifferhelds Credo! Denis Lützel sah das offenbar anders und heulte ungeniert Rotz und Wasser. Dabei schluchzte er auch noch. Seifferheld humpelte schneller. Für eine Befragung des jungen Mannes würde später noch Zeit sein.
    »Onis! Bei Fuß!«, rief Seifferheld über seine Schulter, was Onis nicht hören konnte, weil er mitsamt Ohren in Lützels Schritt steckte. Wo auch sonst?
    Heute war mal wieder einer dieser Tage …
    »Hund!!«
    Herr und Hund trotteten gleich darauf durch die Obere Herrngasse.
    Onis freute sich. Endlich wieder ein normaler Morgen, an dem die Hunderunde durch den Stadtpark führte, vorbei an altbekannten, mit Urin gedüngten Bäumen, die Onis las wie eine Morgenzeitung mit Klatschspalte: Hasso war hier, hat wieder Würmer; Carlo war hier, alles normal; ein neuer Duft, ein Rüde, hm …
    Die Freude von Onis währte nicht lange. In Höhe des Reformhauses Mohring klingelte Seifferhelds Handy.
    Nun ist ja bekannt, dass Männer nicht wirklich multitaskingfähig sind. Bei Seifferheld ging das sogar so weit, dass er nicht gleichzeitig telefonieren, hinken und Hund ausführen konnte. Einfach nur so reden und hinken, jederzeit. Aber ein Handy in der Hand halten, sich mit der anderen am Stock festklammern und dabei noch Onis im Blick zu behalten, das überforderte ihn. Also blieb er stehen.
    Vom Display lachte ihn seine Tochter Susanne an.
    Es war natürlich ein eingespeichertes Kinderfoto von Susanne. Seit ihrer Volljährigkeit pflegte sie nicht mehr zu lachen. Da kam sie ganz nach Irmgard.
    »Papa, es geht um die Hochzeit«, sagte sie, als er sich wie üblich mit »Hier Siegfried Seifferheld« meldete.
    Onis machte Platz. Seine Hundenase sagte ihm, dass das hier dauern würde.
    »Ja?«
    »Ich bin zu einem Entschluss gekommen.«
    Das klang ganz nach seiner Tochter. Sie war immer schon eigensinnig und entschlussfreudig gewesen. Als sie elf Jahre und neun Monate alt war, hatten Seifferheld, seine Frau und Töchterchen Susanne einen Ausflug nach Stuttgart unternommen, anlässlich einer Ehrung im Rathaus, und im dortigen Aufzug stand: »Kinder unter zwölf Jahren dürfen nicht allein im Fahrstuhl fahren.« Woraufhin Susanne den ganzen Tag im Fahrstuhl fuhr. Allein.
    Ein trotzig gelebtes »Wieso nicht?!«.
    »Zu welchem Entschluss bist du gekommen, meine Kleine?«
    Dass sie gegen die Anrede »meine Kleine«, die sie hasste, nicht protestierte, ließ ihn vermuten, dass es sich um einen Entschluss handelte, der nicht auf allgemeine Gegenliebe stoßen würde. Und dass auf ihn eine Aufgabe wartete.
    »Ich werde Olaf im Rathaus heiraten und Schluss. Danach fahren wir sofort mit Ola-Sanne übers Wochenende ins Allgäu. Kein großes Brimborium. Nichts.«
    »Äh …«
    »Tante Irmi treibt mich in den Wahnsinn! Sie will offenbar irgendwelchen königlichen Hochzeiten Konkurrenz machen. Sie hat doch tatsächlich eine Kutsche bestellt, die uns von der Kirche zum Essen ins Hohenlohe fahren soll. Eine Kutsche! Weiß, geschmückt von der Blumenschmuckgruppe der Kirchengemeinde.«
    Davon wusste Seifferheld noch gar nichts. Oder er hatte einfach mal wieder nicht zugehört.
    »Und Helmerich soll den Gottesdienst halten. Der ist doch durchgeknallt! Ich will einen seriösen, würdevollen Pfarrer! Keinen, der nach dem Ehegelöbnis My Heart Will Go On auf seinen Bongos trommelt. Und ich will auch weiß Gott nicht die komplette buckelige Verwandtschaft um mich herum haben. Karina und ihre Eltern, fertig. Was nicht Seifferheld heißt, bleibt draußen!«
    Susanne redete sich in Rage.
    Seifferheld hörte nur heraus, dass sie den Familiennamen in Ehren hielt. Das ließ hoffen.
    Der Form halber warf er ein: »Und die Schmüllers?«
    »Was für Schmüllers?«
    »Olafs Familie? Die Angehörigen deines künftigen Mannes?«
    »Ja, ja, die vielleicht noch. Aber sonst niemand. Ich hab’s Tante Irmi gesagt, aber sie hört ja nicht auf mich. Also … sagst du es ihr, ja? Kein

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