Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
Bauer zwo stemmte die Hände in die Hüften. Für ihn war die Welt grundsätzlich in Schwarz und Weiß getrennt, Schattierungen und Grautöne gab es nicht. Man war entweder der Böse oder der Gute. Wenn einer ein Stalker war, dann war er auch ein Mörder. Bauer zwo war der Typ Mensch, der im alten Rom ein Dauerabonnement für die Gladiatorenkämpfe besessen hätte, im Mittelalter mit Snacks und Erfrischungen bewaffnet zu Hinrichtungen gegangen wäre und der in der Jetztzeit mit Buttons auf der lila Motorradlederkluft für die Wiedereinführung der Todesstrafe für Mörder und Vergewaltiger plädierte. Im Dienst durfte er die Buttons natürlich nicht tragen, man sah nur die kleinen Löcher in der Lederjacke.
    »Ich habe sie verehrt, von ganzem Herzen verehrt. Nie habe ich ihr etwas Böses gewünscht. Das war alles ein großes Missverständnis!«, winselte Möck.
    »Wieso muss Verehrung heutzutage immer gleich in Stalking ausarten? Kann man nicht auch vom stillen Kämmerlein aus verehren?«, spottete Agnes Vilenti mit ihrer rauchigen Stimme. Sie stand zwar eine Ecke weit weg, hatte aber offenbar Ohren wie ein Luchs.
    Seifferheld nickte ihr unverbindlich zu, nahm Möck am Ellbogen, zog ihn – gegen den Protest von Bauer zwo, den Seifferheld einfach zur Seite schubste – aus dem Streifenwagen und führte ihn außer Hörweite zu dem Mäuerchen.
    »Der war’s doch. Ganz eindeutig!«, rief Agnes Vilenti. Frauen mussten immer das letzte Wort behalten. Wenn sie es nur für sich behielten!
    Die Mauer war noch feucht von den Gewittern der letzten Tage und vom Morgennebel, aber egal.
    »Setzen Sie sich und erzählen Sie … wie kamen Sie nach Schwäbisch Hall?«
    »Frau Bauer will die Befragung durchführen«, unterbrach Bauer zwo, der den beiden hinterhergedackelt war.
    Seifferheld nickte. »Schon klar. Hast du übrigens gemerkt, dass dein Motorrad Öl verliert?«
    »Echt? Nein! Echt?« Bauer zwo rannte los. Damit kriegte man ihn immer. Es war fast zu einfach, als ob man in Gegenwart eines Hundes ein Stöckchen warf. Bauer zwo lief immer gleich los. Onis übrigens nicht. Aber es mussten ja nicht alle Hominiden so schlau sein wie ein Canide.
    Apropos Onis – der schloss derweil Bekanntschaft mit Möcks Weichteilen.
    »Also, Herr Möck, wie lange sind Sie schon hier?«, fing Seifferheld erneut an.
    »Seit gestern Abend. Ich bin gleich in den Zug gesprungen, als ich es erfahren habe. Es war schrecklich, einfach schrecklich. Ich habe die ganze Fahrt über geheult.«
    Seifferheld sprach rasch weiter, um zu verhindern, dass Möck – wie am Morgen Lützel – erneut losheulte. Diese Theaterleute hatten durch die Bank weg verdammt nah am Wasser gebaut.
    »Sie haben Frau Tressler bei der Arbeit kennengelernt?«
    Möck schluckte schwer. »Im Berliner Kriminal Theater. Ein Kinderstück. Da war gleich eine Verbindung zwischen uns.«
    Er verstummte.
    Seifferheld wartete.
    »Zwischenmenschliche Chemie auf den Brettern, die die Welt bedeuten?«, fragte er schließlich. Bei Möck funktionierte die Schweigetaktik nicht. Wenn man ihn nichts fragte, sagte er auch nichts. Ein seltener Fall, aber so was kam vor.
    »Ich habe in dem Stück nicht mitgespielt. Ich habe nur die Musik geschrieben. Also, die Musik, die die Schauspieler hinter der Bühne vor sich hin gesummt haben.«
    Seifferheld glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Ich hatte die Musik für das Stück schon komponiert, aber beim Vorspielen meinte der Regisseur, dass er … äh … eine andere Vision von der Lautuntermalung hätte. Dabei war mein Titelsong echt ein Ohrwurm.«
    »Nun gut … damals haben Sie also Frau Tressler kennengelernt, wann genau war das?«
    »Wenn man in sich eine Stimme hört, die sagt, du bist kein Musiker, dann gerade muss man auf jeden Fall Musik schreiben … denn dann verstummt diese Stimme.« Möck hatte den Themenkomplex Musik noch nicht abgeschlossen.
    »Sehr richtig«, meinte Seifferheld. »Also, wie war das mit Frau Tressler?«
    »Sie hat mir auf die Schulter geklopft und gesagt: ›Der Idiot hat doch keine Ahnung von guter Mucke.‹ Und da wusste ich, dass wir füreinander bestimmt waren. Für immer und ewig.«
    Möck summte etwas. Mochte die Liebesschnulze aus Titanic sein. Oder Alle meine Entchen. Summen war nicht so seins.
    »Sie sind gestern angereist?«
    Möck zog eine zerknitterte Bahnfahrkarte aus der Hosentasche, die gestern am späten Nachmittag von mehreren Schaffnern abgestempelt worden war. Also war er zu den Tatzeiten nicht

Weitere Kostenlose Bücher