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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Rippberg. Onis lag eingerollt hinten im Fußraum. Seifferheld saß vorn neben dem Taxifahrer.
    »Ja, ein Jugendstilmuster für einen Vis-à-vis-Läufer in Petit-Point-Stickerei zu vierteln ist hohe Kunst, das macht man nicht einfach mal so nebenher, das ist was für Könner, und man muss immer am Ball bleiben«, bestätigte Seifferheld. »Sticken ist eben auch eine Wissenschaft. Und ein Hochleistungssport.«
    »Danke, dass Sie mir da geraten haben. Halbieren und dann noch mal halbieren, so müsste es gehen. Echt, Sie sollten ins Fernsehen. Damit man auch zuschauen kann. Wenn man’s nur hört, ist es oft nicht verständlich genug.«
    Seifferheld dachte an den Mann von Frau Söback, der ihn vor die Kamera geholt hätte, wenn er beim Sticken jodeln könnte. So schnell war aller Ruhm perdu.
    Sie fuhren vor dem Wohnheim vor. Seifferheld zückte seine Börse.
    »Lassen Sie’s stecken«, wehrte der Taxifahrer ab. Das war die andere Seite der sturen Hohenloher: Großzügigkeit gegenüber Freunden. Onis hatte es ja gleich erschnüffelt, dass der Taxifahrer einer von den Guten war.
    »Danke. Wenn Sie mal wieder eine Frage haben, jederzeit.«
    Die Männer nickten sich zu. Eben noch Grantler, jetzt Stickfreunde fürs Leben.
    Seifferheld hatte noch keinen Fuß auf den Asphalt der Neumäuerstraße gesetzt, da kam auch schon Wurster angelaufen.
    »Du alter Sack, ich wusste doch, dass es dich hierhertreiben würde.« Er grinste.
    »Wo ist jetzt euer Verdächtiger?«
    »Der Täter, wolltest du sagen. Der ist es gewesen, da leg ich meine Hand für ins Feuer. Mehr noch, wenn er’s nicht war, tanze ich beim nächsten Stammtisch im Baströckchen, Ukulele spielend, durch die Sonne. «
    Berühmte letzte Worte, dachte Seifferheld.
    Wurster führte ihn um die Ecke des Wohnheims.
    Nur wenige Menschen standen vor dem Haus. Es handelte sich ja nicht um einen heißen Tatort, für den allein schon die Kollegen von der Spurensicherung im Kleinbus anreisten. Nein, es war ein kalter Tatort. Vor Ort waren nur die beiden Streifenbeamten, die den Verdächtigen »überwältigt« hatten, Bauer zwo und ein dürres, dunkelhaariges Kerlchen mit Ziegenbart, Schlapphut und zahlreichen Kettchen um den Hals und den Handgelenken. Auf den ersten Blick ein Beinahe-Klon von Johnny Depp in Fluch der Karibik. Inklusive schwarz umrahmter Augen.
    »Wo ist Rogier?«, fragte Seifferheld, weil Wurster und Van der Weyden normalerweise immer nur im Doppelpack auftraten.
    »Der hat frei. Heute ist doch DSC-Tag, da feiert er im Chez Klaus mit seinem Liebsten«, erklärte Wurster, der sich Abkürzungen grundsätzlich nie merken konnte und, selbst wenn, keine Ahnung hatte, wofür sie standen. Die enorm gute Zusammenarbeit von Wurster und Van der Weyden beruhte auf der Tatsache, dass sich die beiden keinerlei Einblicke in ihr jeweiliges Privatleben erlaubten und sie grundsätzlich nur über die Arbeit, Essen und Trinken und die Haller Unicorns sprachen, von denen beide Fan waren.
    An der Hauswand lehnte Agnes Vilenti und rauchte.
    »Frau Vilenti hat den Einbruch gemeldet«, sagte Wurster zu Seifferheld.
    »Der Mann ist eingebrochen?«
    »Ja, in das Zimmer von Salina Tressler. Er hat ihre Sachen durchwühlt.«
    »Wo ist Frau Bauer?«, wollte Seifferheld wissen. Er fürchtete, die Polizeichefin könnte sich einem Geier gleich auf ihn stürzen.
    »Sie hat einen Termin in Heilbronn. Kommt frühestens in zwei Stunden wieder. Die Chefin will den Mann persönlich befragen. Wir bringen ihn jetzt ins Büro.«
    »Nur schnell noch …«
    »Nix schnell noch«, erwiderte Wurster, aber da war Seifferheld auch schon auf den Depp-Klon zugehinkt, der im Fond des Streifenwagens saß. Bauer zwo stand vor der geöffneten Wagentür Wache.
    »Guten Tag, Siegfried Seifferheld, angenehm«, stellte er sich vor und streckte dem Mann die Hand hin.
    Der hob den Kopf, sah ihn aus großen Augen an, und seine gute Erziehung setzte automatisch ein. Kalt und klamm wie ein Fisch lag seine Hand gleich darauf in der von Seifferheld. Aber immerhin, der Kontakt war hergestellt.
    »Äh … ich bin der Yanni … ebenso.«
    »Yannick Möck, achtundzwanzig, laut Ausweis ›Theaterschaffender‹, derzeit arbeitslos, im Berliner Bezirk Moabit gemeldet«, las Bauer zwo aus seinem Notizbuch vor.
    »Sie sind ein guter Freund von Frau Tressler, nicht wahr?«, sagte Seifferheld.
    »Ja! Genau!« Möck strahlte auf.
    »Er ist ihr Stalker. Durfte sich ihr per Gerichtsbeschluss nicht näher als auf zweihundert Meter nähern.«

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