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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Öffentlichkeit«, riet Seifferheld ihm unverfroren. »Jede Vertuschung lässt Sie nur umso schuldiger wirken.«
    Euler starrte ihn an. Blinzellos. Einzig die fleischigen Nasenflügel bebten.
    »Sie werden noch von mir hören«, drohte er schließlich. »Das hier war noch nicht das letzte Wort.« Er stapfte zu seinem Mercedes.
    Seifferheld hoffte, dass Euler keine Waffe im Handschuhfach liegen hatte.
    Seine Hoffnung erfüllte sich. Ohne weitere Vorkommnisse brauste der Honoratior davon. Die Reifen quietschten zwar ein wenig, doch das störte höchstens die lärmempfindlichen Anwohner der Neumäuerstraße.
    »Sie trauen sich ja was!«, meinte Agnes Vilenti mit rauchiger Stimme.
    Seifferheld zuckte nur ein kleines bisschen zusammen. »Ich habe Sie gar nicht bemerkt«, sagte er vorwurfsvoll. »Eine gute Schauspielerin kann die Blicke aller auf sich ziehen – oder sich unsichtbar machen.«
    Agnes Vilenti lachte. Sie setzte sich neben ihn. Sehr nahe neben ihn.
    »Ihnen traue ich es zu. Ich glaube, Sie finden den Mörder von Salina und Biggi.«
    Seifferheld wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er sah sich um. Normalerweise, wenn eine schöne Frau ihm nahe – zu nahe – kam, sprang seine Marianne wie ein Schachtelteufel aus dem Gebüsch heraus. Seine Herzensdame hatte einen unglaublich feinen Sensor für Fremdfrauen. Aber momentan war sie nirgends zu sehen.
    »Wissen Sie, wir Schauspielerinnen führen so gut wie alle Tagebuch. Falls wir mal berühmt werden. Damit wir Stoff für unsere Autobiographie haben.«
    Es machte noch nicht klick bei ihm. Wieso erzählte sie ihm das? Wollte sie ein Statement von ihm für ihr eigenes Tagebuch?
    Er verharrte sprachlos.
    Agnes Vilenti sah ihn aus großen grauen Augen, in denen der Schalk zu sitzen schien, durchbohrend an. »Hallo, ist da drin jemand?« Sie klopfte spielerisch an seine Stirn. »Muss ich meine Einschätzung von Ihnen revidieren?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, räumte er ein.
    »Alle suchen immer nur nach dem Tagebuch von Salina. Suchen Sie nach dem Tagebuch von Biggi Wanetzki!« Sie rückte noch etwas näher. »Wenn Biggi Salinas Tagebuch gelesen und etwas Aufregendes darin entdeckt hat, dann hat sie das sicher auch in ihrem eigenen Tagebuch notiert.«
    Seifferheld ging ein Licht auf. Ach was, eine ganze Lightshow. Mit Discokugel.
    »Danke, Frau Vilenti«, sagte er aus tiefstem Herzen. »Ich mache mich gleich auf die Suche. Und was die Aufklärung der Fälle angeht: Ich tue, was ich kann. Sie haben mein Wort!«
    »Ich habe vollstes Vertrauen in Sie«, hauchte sie ihm ins Ohr, und gleich darauf spürte er ihre Lippen auf seiner – mangelhaft – rasierten Wange.
    »Huch!«, juchzte sie gleich darauf.
    Onis hatte sich aufgesetzt und wollte nun seinerseits ihr seine Zuneigung bekunden, auf die für ihn übliche Weise …

6. Szene
    (Donnerstag, 14:30 Uhr, Wohnheim am Rippberg, drinnen)
Aus dem Polizeibericht
Ein Pärchen geriet am gestrigen Abend nach gemeinsamem Alkoholgenuss in einer Wohnung in der Bahnhofstraße in Streit. Die stark betrunkene 26-Jährige biss in der weiteren Folge ihrem 36-jährigen Freund heftig in den Daumen, woraufhin dieser die Polizei informierte. Die Bissattacken der jungen Frau auf die Beamten waren dagegen nicht von Erfolg gekrönt, dazu war sie schon zu betrunken. Ihr droht eine Anzeige wegen Körperverletzung.
Ja, ich weiß, das Zimmer wirkt klein. Das liegt aber nur daran, dass die Tapete so dick ist. (Rigsby)
    Sechziger-Jahre-Tapete, ein Bett, das eher einer Pritsche glich als einem Bett, ein staubgrauer Flokati, der zweifellos einmal weiß gewesen war, ein wackeliger Minitisch, ein windschiefer Ikea-Kleiderschrank, das war’s. In dieser Umgebung hätte Biggi Wanetzki den Sommer verbringen müssen. Das war ihr ja nun erspart geblieben.
    Im Stillen wunderte sich Seifferheld, dass die Versiegelung noch intakt war. Zumindest bis er kam.
    Aber Biggi Wanetzki hatte ja auch keinen Bruder, der sich ihre Wertgegenstände krallen wollte. Seifferheld hatte herausgefunden, dass sie Vollwaise war.
    »Du hältst Wache, verstanden?«, sagte er zu Onis. »Platz!«
    Onis legte sich vor die Tür, die Seifferheld hinter sich schloss.
    Biggi Wanetzki war entweder eine Ordnungsfanatikerin gewesen, oder – und das hielt Seifferheld für wahrscheinlicher – sie hatte die letzten Tage ihres Lebens ausschließlich im Bett von Roger Reitz verbracht. Kein Wunder, sein Zimmer war gut doppelt so groß wie ihres.
    In ihrem Wohnheimzimmer lag

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