Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)
Erdnussflips in den Mund.
Bocuse klatschte in die Hände. » Alors, Monsieur le photographe, lichten Sie uns ab!«
Ein Blitz.
Ein Furz.
Alles vorbei.
Seifferheld seufzte.
4. Szene
(Donnerstag, High Noon, Seifferhelds Schlafzimmer)
Aus dem Polizeibericht
In der Nacht auf Mittwoch sind bislang unbekannte Täter durch Aufhebeln eines Fensters in die Büroräume einer Firma im Solpark eingedrungen. Nach Aufbrechen mehrerer versperrter Türen im Innern des Gebäudes, wobei hoher Sachschaden entstand, gelangten sie in die Buchhaltung der Firma und entwendeten dort den Tresor. Dieser wurde mittels einer mitgeführten Sackkarre aus dem Gebäude gebracht. Der rund 200 Kilo schwere Tresor wurde noch nicht wieder aufgefunden. Die Diebe dürften jedoch enttäuscht sein, der Tresor wurde seit Jahren nur noch zweckentfremdet genutzt und enthält nach Angaben der Firmenleitung nichts weiter als eine Rezeptsammlung, einen vertrockneten Kaktus und einen leeren Erste-Hilfe-Kasten.
Die Frage nach der Liebe ist so komplex, dass nur drei Menschen sie jemals zur Gänze verstanden haben. Der erste ist Casanova, und der ist tot. Der zweite ist ein dänischer Professor, der verrückt wurde. Der dritte bin ich, und ich habe die Antwort vergessen. (frei nach Viscount Palmerston)
Wenn es gilt, tausend Dinge zu erledigen, macht man am besten eines: Man legt sich erst einmal hin. Genau das tat Siegfried Seifferheld, nachdem Fela eine Reihe Fotos von den Kochkursmännern und ihren Fertignahrungsmitteln geschossen hatte und alle gegangen waren.
Da er ja quasi gerade erst aufgestanden war, konnte er natürlich kein Nickerchen halten. Also holte er aus der alten Holztruhe am Fenster sein Stickzeug. Seifferheld stickte gern im Bett. Für ihn war es das Sinnbild luxuriöser Lebensfreude, ein horizontales Vergnügen, das nicht zu toppen war. Nicht einmal Sex war besser als Sticken.
Seit er seine eigene Radiosendung hatte, beschäftigte er sich intensiv mit der Theorie des Stickens und philosophierte über stickende Männer. Da blieb nicht mehr viel Zeit für das, was ihn eigentlich immer fasziniert hatte: das Sticken an sich.
Momentan hatte er sich vorgenommen, ein Porträt von Onis zu fertigen. Für einen Kissenbezug. Karina, die an der Fachhochschule für Mediendesign studiert hatte, als es die noch gab, hatte ihm eine Vorlage gezeichnet, die er auf feinsten Leinenstoff übertrug. Nun suchte er ein passendes beigefarbenes Garn aus, um den ersten Stich zu setzen.
Onis selbst war sich dieser Ehre nicht bewusst. Er lag in seinem Körbchen und schlief, weil ein Hund grundsätzlich immer schlafen konnte.
Seifferheld zögerte. Wo sollte er ansetzen? An den Ohren?
Da klingelte sein Handy. Zum fünften Mal an diesem Tag, der doch gerade erst begonnen hatte. Verfluchtes Gesetz der Serie.
Er wollte nicht rangehen. Das war bestimmt wieder eine seiner Frauen. Als ob sie sich verschworen hätten, ihn zu quälen. Einfach ignorieren.
Es war ein altmodischer Klingelton. Noch achtmal und gut. Noch siebenmal. Könnte aber wichtig sein. Noch sechsmal. Vielleicht war ein Unglück geschehen? Noch fünfmal. Seine Enkelin in Gefahr? Noch viermal.
Seifferhelds Arm fuhr automatisch aus, und seine Hand krallte sich um das Handy. Auf dem Display stand Rufnummer unterdrückt.
»Hier Siegfried Seifferheld.«
»Wir haben ihn!«
Seifferheld schaltete nicht sofort. »Wurster, bist du das?«
»Ja! Auf frischer Tat ertappt. Er ist noch mal an den Ort des Verbrechens zurückgekehrt, wurde gesehen und konnte überwältigt werden. Du kannst deine Privatermittlungen jetzt einstellen und dich wieder ganz dem Sticken widmen.«
Seifferheld misstraute der modernen Technik. So ein Smartphone besaß doch eine Fotolinse. Konnte Wurster in diesem Moment sehen, dass er am Sticken war? Mittlerweile hatte er sich ja geoutet, da war es egal, aber trotzdem. Unwillkürlich zog Seifferheld die Decke etwas höher.
»Und? Wer ist es gewesen? Roger Reitz? Vince Miller? Denis Lützel? Sag schon!«
Er hörte Wurster kichern. »Hehe, du hast dich ganz schön verrannt. Es ist keiner von denen, sondern so ein Stalker aus Berlin.«
»Aber die Erpressung! Es muss doch einer aus Hall gewesen sein, mit dem Salina Tressler hier vor Ort eine Affäre hatte.«
»Müssen muss gar nichts. Du lagst eben falsch, finde dich damit ab. Ich wollt dir nur kurz Bescheid geben. Lies morgen alles darüber in der Zeitung.«
»Aber wer …?«, rief Seifferheld noch, doch da war die Verbindung schon
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