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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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nichts herum, alles war exakt an seinem Platz. Sie hatte sogar die vier Buntstifte neben dem Skript für Der Mord an Suzy Pommier fein säuberlich der Größe nach geordnet auf das Fensterbrett gelegt. Drei Paar Schuhe standen unter der Bettpritsche (Turnschuhe, Flip-Flops und Stöckelschuhe mit Strassbesatz). Als einziger Deko-Gegenstand im ganzen Zimmer stand ein Eierbecher auf dem winzigen Holztisch. Seifferheld erkannte das Design sofort, diesen Eierbecher hatte Michael Heckmann gebrannt, der seine Werkstatt keine zwanzig Meter entfernt vom Wohnheim betrieb. Biggi hatte den Eierbecher zum Kerzenhalter entfremdet. Die gelbe Kerze darin war vielleicht zur Hälfte heruntergebrannt.
    Einmal um die eigene Achse gedreht, und schon hatte Seifferheld seine Rundreise durch das Zimmer beendet.
    Als er sich wieder dem Fenster zuwandte, stutzte er kurz. Draußen sah er nicht nur Denis Lützel, sondern auch Onis, seinen getreuen Wachhund, der jetzt ganz offensichtlich nicht mehr vor der Tür wachte, sondern draußen Lützel seine Zuneigung bekunden wollte.
    Das nahm echt überhand mit diesem Hund. Vielleicht sollte ich doch mit ihm zu diesem Hundepsychiater gehen, der bei uns war, dachte Seifferheld, wie hieß der gleich wieder? So ähnlich wie Hornisse? Honeff, genau.
    In diese Überlegungen war er noch verstrickt, als er Schritte hörte, Schritte, die sich bedrohlich schnell näherten.
    Was tun?
    Seifferheld öffnete die Tür zum Kleiderschrank. Nur ein paar dünne Blümchenkleider, das müsste gehen. Aber ob der wackelige Ikea-Schrank ihn aushalten würde? Brach er womöglich zusammen? Es blieb ihm keine Zeit für weitere Überlegungen. Die Schritte hielten vor der Tür an.
    Seifferheld quetschte sich in den Schrank und zog die Tür zu.
    Gleich darauf öffnete sich die Zimmertür.
    Er hörte jemand atmen. Einen Mann, wie ihm schien.
    Seifferheld spitzte die Ohren. Nichts. Der Eindringling bewegte sich offenbar nicht. Vermutlich drehte er nur den Kopf – was völlig ausreichte, um sich im Zimmer umzuschauen.
    Plötzlich hörte er doch etwas. Bettwäsche und Laken, die von einer Pritsche gerissen wurden, ein gemurmeltes »Mist!«.
    In diesem Moment waren vom Flur weitere Schritte zu hören, vierbeinige Schritte. Pfoten, die gelernt hatten, eine Türklinke nach unten zu drücken. Eine Schnauze, die eine Tür aufstieß.
    »Mach, dass du wegkommst, blöder Köter!«
    Eindeutig die Stimme von Stefano Tressler.
    »Hau ab, hab ich gesagt.«
    Seifferheld rechnete nun mit dem Schlimmsten. Jeden Augenblick würde Onis zum Schrank laufen und laut bellend kundtun, dass sich sein Alpha-Hund darin versteckte.
    »So, hab ich dich!«
    Hab ich dich? Was sollte das heißen? Was war da los? Quälte Tressler gerade seinen Onis?
    Vorsichtig öffnete Seifferheld die Schranktür einen Spaltbreit. Er sah Tressler, der Onis am Halsband hielt, ihn nach draußen in den Flur führte und die Tür anschließend verriegelte. Onis kratzte noch ein wenig an der Klinke, aber vergeblich.
    Es war klar, was nun kommen musste. Die Hundeseele litt. Getrennt vom Alpha-Hund, allein in einem fremden Flur, ohne einen warmen Menschenschritt, in dem er Geborgenheit fand …
    Onis stimmte seine Elegie an den fernen Mond an.
    Sein Heulen wurde, das musste festgehalten werden, von Mal zu Mal … nicht besser, nein, aber intensiver. Ein unheimlicher Ton, der Gänsehaut verursachte. Und ansteckend war. Wenn man Onis so hörte, verfiel man automatisch in eine tiefe Depression.
    »Blöde Töle«, schimpfte Tressler. Und: »Wo hat die dumme Kuh es nur versteckt?«
    Seifferheld war froh, dass Tressler zu Selbstgesprächen neigte. So wusste er jetzt immerhin, was der Mann suchte. Dummerweise war es nur eine Frage der Zeit, bis er seine Suche auf den Kleiderschrank ausdehnen würde.
    »Hallo, ist da wer?«, hörten sie jemand aus dem Flur rufen.
    Tressler und Seifferheld erstarrten. Jeder getrennt für sich, aber doch synchron.
    »Hallo?« Das musste Denis Lützel sein. Er traute sich nicht in das Zimmer der Toten, rief noch einmal: »Hallo, ist da jemand?«, rüttelte an der Türklinke und sagte: »Komm, Hund, in der Küche gibt es eine Wurst für dich«, dann verschwand er wieder. Vier Pfoten folgten ihm.
    Seifferheld meinte, Tressler erleichtert ausatmen zu hören.
    Wie lange würde er im Schrank noch sicher sein?
    Die Antwort war einfach: Er flog gerade auf.
    Exakt in dem Moment klingelte nämlich sein Handy, mit Irmgards ernster Miene auf dem Display.
    Seifferheld klappte

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