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Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Gestickt, gestopft, gemeuchelt: Kommissar Seifferheld ermittelt (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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streckt.
    »Bäh, das stinkt immer noch.«
    »An Gestank gewöhnt man sich. Irgendwann kann man ihn nicht mehr riechen. Biologie 101. Intensive Gerüche führen zu Reizüberflutung, und der Geruchssinn macht dicht«, dozierte Seifferheld. Das mochte generell vielleicht stimmen, aber in diesem Fall eindeutig nicht. Hölderlein war jetzt schon drei Stunden bei ihnen im Haus, und es stank immer noch gotterbärmlich.
    Seifferheld staunte über Onis. Der lag, friedlich schnarchend, in seinem Korb neben Seifferhelds Bett. Dabei hieß es doch immer, Hunde hätten einen zehntausendmal sensibleren Geruchssinn als Menschen. Vielleicht mochte Onis ja den Duft nach Schwefel. Womöglich war Schwefel das Chanel No. 5 der Hundewelt.
    »Gib her«, sagte Marianne und nahm ihm das Tagebuch aus der Hand. Sie setzte ihre dicke Hornbrille auf. Seifferheld fand sie mit diesem Kassengestellteil unglaublich sexy. Nicht ablenken lassen, Siggi!, mahnte er sich.
    »Geht es um die Mordfälle Tressler und Wanetzki?« Marianne war beim Haller Tagblatt für den Lokalteil zuständig, aber die Berichterstattung über die Morde hatte ihr Chefredakteur höchstpersönlich übernommen. Wegen der deutschlandweiten Brisanz sei das Chefsache, wie er meinte. Nun hatte Deutschland nicht wirklich Notiz von den Morden genommen, nicht einmal die Theaterwelt. Dazu waren Salina Tressler und Biggi Wanetzki einfach noch zu jung, zu sehr am Anfang von allem. Keiner kannte sie. Keiner würde sie vermissen.
    Außer Denis Lützel und Stalker Möck.
    Und das galt auch nur für Salina Tressler. Biggi Wanetzki trat unbeweint von der Weltbühne ab.
    »So, hier, ich hab was gefunden.« Marianne stopfte sich das Kissen im Rücken zurecht und las vor: »Salina tot. Schrecklich!« Wenn Marianne las, fuhr sie immer mit dem Zeigefinger an den Worten entlang. Entzückend, wie Seifferheld fand.

    »Tagebuch von Salina gefunden. Gelesen. Gelacht. Hat ihren Lovern Noten gegeben. Peitschenknaller: vier minus. Bürohengst: sechs, durchgefallen. Frauenflüsterer: eins mit Stern, aber Abzug in der B-Note, weil zu mechanisch. Besonderes Augenmerk auf die Naschkatze: mehrfach unterstrichen und mit dickem Ausrufungszeichen.«

    »Naschkatze? Wer soll das denn sein? Den hat Biggi Wanetzki im Gespräch gar nicht genannt.«
    Seifferheld war plötzlich ganz Ohr.
    »Kannst du denn die anderen zuordnen?«
    »Es liegt doch auf der Hand: Der Frauenflüsterer ist Roger Reitz, ein Casanova, wie er im Buche steht. Der Bürohengst muss Erwin Euler sein, weil …«
    »Nein!« Marianne schrie es fast. »Der Euler hatte eine Liebschaft mit der Tressler? Der Euler? «
    »Macht macht anziehend«, konstatierte Seifferheld.
    »So viel Macht hat der nicht, als dass man den anziehend finden könnte«, befand Marianne.
    »Das ist nur dein persönlicher Geschmack. Es gibt durchaus Frauen, die vierschrötigen Kerlen in Billiganzügen etwas abgewinnen können. Jeder Topf findet seinen Deckel.« Insgeheim war Seifferheld ein hoffnungsloser Romantiker.
    »Träum weiter!«, beschied ihn Marianne, drückte ihm aber einen Kuss auf die stoppelige Wange.
    Sie schnupperte.
    Großer Gott, konnte sie das Parfüm von Agnes Vilenti riechen, die ihn am Nachmittag auf exakt dieselbe Stelle geküsst hatte? Hätte er duschen sollen? Aber machte sich nicht verdächtig, wer ohne Not zweimal am Tag duschte?
    »Bäh«, sagte Marianne, »alles riecht nach Furz, sogar du.«
    Das war jetzt eine Erleichterung, gemischt mit einer Beleidigung.
    »Das war der letzte Eintrag.« Marianne legte das Tagebuch beiseite. »Wer ist der Peitschenknaller?«
    »Da tippe ich auf Vince Miller, den Regisseur. Ein großer Peitschenknaller vor dem Herrn, bildlich gesprochen.«
    »Dann hast du alle zuordnen können bis auf …«
    »… die Naschkatze.« Seifferheld nahm seine Denkerpose ein. Nicht wie Der Denker von Rodin, sondern mit gespitzten Lippen und gekräuselter Stirn. »Die Naschkatze. Wer mag die Naschkatze sein? Er muss etwas mit dem Stück zu tun haben, er muss ein Insider sein! Ein Kollege, der immer Süßigkeiten mitbringt und verteilt? Oder ein Caterer?« Die Lippen wurden spitzer, die Stirn krauser.
    »Ich mag es, wenn du nachdenkst.« Marianne kuschelte sich an ihn. »Es könnte natürlich auch jemand sein, der mit seinem Mund besonders süße Sachen anzustellen weiß, vor allem in tieferen Regionen, deshalb Naschkatze. « Sie knabberte an seinem Ohrläppchen.
    Die Blutversorgung zu Seifferhelds Gehirn wurde abrupt unterbrochen.
    Marianne

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