Gestohlene Leidenschaft
nein! Liebe, Vertrauen, Verlangen? Nein, das musste sie endgültig vergessen.
Und doch zögerte sie. Denn so sehr ihr Verstand zur Vernunft mahnte, so sehr sehnte ihr Körper sich nach Nähe und Zärtlichkeit.
„Haben Sie einen Badeanzug dabei?“
Sie nickte. Dabei hätte sie Michels Rat, Badesachen einzupacken, fast ignoriert.
„Was hält Sie dann noch hier?“
Die Versuchung, der sie vielleicht nicht widerstehen konnte, wenn sie in Khalis Nähe war. Nicht nur die körperliche Anziehungskraft machte ihr Angst, sondern auch die emotionale Verbundenheit, die sie für diesen Mann empfand. Diese Gefühle konnte sie sich nicht leisten. Nicht nur, weil ihr Exmann sie dafür büßen lassen würde, nein, auch ihr Herz musste vor weiterem Schmerz geschützt werden.
„Grace.“ Das war keine Frage, keine Aufforderung, sondern einfach nur eine Feststellung. Als würde Khalis sie schon lange kennen. Das gab den Ausschlag. Grace konnte gar nicht anders. Sie nahm seine Hand. Behutsam hielt er ihre umfasst und vergewisserte sich, dass mit Grace alles in Ordnung war.
Sie atmete tief durch und beantwortete seinen fragenden Blick mit einem zustimmenden Nicken.
Khalis triumphierte innerlich, als er mit Grace auf dem Weg an die frische Luft war. Es fühlte sich an, als hätte er einen großen Sieg errungen. Nicht gegen Grace, sondern für sie. Ihre unterschwellige Verletzlichkeit appellierte an seinen Beschützerinstinkt. Und er wollte ihr Freude bereiten. Fast den ganzen Tag lang hatte er über sie nachgedacht. Was sie wohl gerade machte, dachte, fühlte. Wer mochte der Mann sein, der sie so sehr verletzt hatte? Wie würde es sich anfühlen, ihre weichen Lippen zu küssen?
Seine letzte Beziehung lag schon lange zurück. Das Gefühl, eine Frau beschützen zu müssen, hatte er noch viel länger nicht empfunden. Und noch nie hatte sich dieses Gefühl mit romantischer und erotischer Sehnsucht verbunden. Zuletzt hatte seine Schwester seinen Beschützerinstinkt geweckt. Jamilah.
Was damals passiert war, daran wollte er jetzt nicht denken. Resolut schob er diese Gedanken beiseite. Auf dieser Insel holten die Erinnerungen ihn wieder ein. Und seine Gefühle.
Diese Frau.
Das geht vorüber, redete Khalis sich ein. Bald würde er Alhaja wieder verlassen und sein normales Leben weiterführen. Bis dahin bot Grace eine willkommene Ablenkung.
Obwohl der Begriff nicht traf, was sie für ihn darstellte. Es war jedenfalls viel mehr als nur eine Ablenkung, wie Khalis erstaunt, verärgert und beunruhigt zugeben musste. Doch auch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er freute sich aufs Schwimmen.
Im Foyer entzog Grace ihm die Hand. „Ich muss mich umziehen.“
„Okay, dann treffen wir uns am Pool. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
Eine Viertelstunde später tauchte eine sichtbar unsichere Grace draußen auf. Er saß am Beckenrand, ließ die Beine im Wasser baumeln und genoss die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages.
Der Badeanzug ist ja schrecklich, dachte Khalis. Schwarz und züchtig. Sogar die Schenkel wurden von einem Röckchen bedeckt. Sehr großmütterlich. Aber trotzdem sehr sexy. Khalis lächelte verstohlen. Selbst in diesem Aufzug sah Grace Turner noch attraktiv aus. Ihre großzügigen Kurven boten einen verführerischen Anblick.
Seine eingehende Musterung irritierte sie. Stolz und trotzig hob sie das Kinn und kam näher. Dieses Mal ignorierte sie seine ausgestreckte Hand und ging zur Leiter, die ins Becken führte.
„Das Wasser ist warm“, sagte er aufmunternd.
„Herrlich.“ Versuchsweise tauchte sie einen großen Zeh ins Wasser, dann stand sie auf der ersten Stufe bis zu den Fesseln im Wasser und verzog das Gesicht.
„Sagten Sie herrlich?“, neckte er sie.
Grace sah erschrocken auf und rang sich ein Lächeln ab. „Tut mir leid. Es ist ungewohnt für mich.“
„Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie schwimmen können.“
Ungeduldig schüttelte sie den Kopf und zeigte erst auf ihn und dann auf sich. „ Das ist ungewohnt.“
Nun wusste er, dass auch sie die Verbindung spürte. Dieses Prickeln zwischen ihnen. Mit dem Unterschied, dass es ihn lediglich beunruhigte, Grace aber fast in Panik geraten ließ. Instinktiv rutschte er vom Beckenrand und watete im hüfthohen Wasser auf sie zu. Argwöhnisch sah sie ihm entgegen. Einen Meter entfernt blieb er stehen und bespritzte sie mit Wasser.
Überrascht blinzelte sie. „He, was soll das?“
„Ich will Spaß haben.“ Als er bemerkte, wie sie die
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