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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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besten Pfannkuchen machen.«
    Sofort bildete sich ein fester Knoten in ihrem Magen, und ihr wurde übel.
    Sie hatte immer Pfannkuchen für Grigg gemacht, wenn er im Urlaub nach Hause gekommen war, und später, bei seinen kurzen Besuchen in North Carolina, nachdem er sich den Knights angeschlossen hatte. Meist wurde seine Leibspeise mit irgendeinem Mädchen geteilt, das Grigg in der Nacht zuvor mit nach Hause gebracht hatte.
    Das war sein Modus Operandi gewesen. Irgendeine Frau in einer Bar abschleppen, sie mit in Alis Gästezimmer nehmen und sie dort durchvögeln. Schließlich konnte er seine Eroberung nicht mit ins Haus seiner Eltern nehmen. Er besaß ja noch einen Rest von Taktgefühl.
    »Komm schon, Ali«, hatte er einmal gesagt, als sie ihn bezichtigt hatte, ein ziemlicher Weiberheld zu sein, »ein Mann wie ich arbeitet hart und hat sich ein bisschen Spaß verdient. Wenn du das verdammte Bett von der Wand wegrücken würdest, dann würdest du nicht mal merken, dass ich da bin.«
    Ähm, genau. Denn es war ja auch so leicht, das ständige »Oh Grigg, ja! Oh Grigg. Oh Grigg. Ja, ja, ja!« zu ignorieren.
    Sie lächelte traurig und vermisste ihren großen, dummen, lustigen Bruder wie verrückt. Was hätte sie darum gegeben, morgen früh aufzuwachen und für ihn und das Mädchen, das er sich wieder dank seines maskulinen Charmes angelacht hatte, Pfannkuchen zu machen.
    »Ja«, meinte sie zu Nate, »meine Pfannkuchen sind super. Zumindest haben sie seinen Freundinnen immer geschmeckt.«
    Er legte den Kopf ein wenig schief.
    »Du kennst doch Grigg. Er war immer mit irgendeiner zusammen. Und …« Sie runzelte die Stirn und sah die bedrohlich wirkende Waffe in ihrer Hand an. Sie wusste, wie man damit umging, dafür hatte Grigg gesorgt, aber das Ding sah irgendwie fremdartig aus, wie ihre Finger mit den pinkfarben lackierten Nägeln es festhielten. Wessen Leben führte sie hier eigentlich? Bestimmt nicht ihr eigenes. Sie war Kindergärtnerin, verdammt noch mal.
    »Und«, sie schüttelte den Kopf und legte die Waffe neben sich auf den Farbeimer, um sich die verschwitzte Handfläche an der von Becky geliehenen ledernen Überhose abzuwischen, »nach ihren … ähm, Turnübungen hatten sie immer Hunger. Meiner Ansicht nach war das ein besserer Abschied als das, was Grigg ihnen bot. Normalerweise gab er ihnen an der Tür noch einen Kuss und machte ein paar dämliche Bemerkungen darüber, dass er sich wieder melden würde, wenn er in der Gegend wäre.« Sie verdrehte die Augen. »Aus irgendeinem Grund fühlten sie sich danach besser, und Grigg wusste das, daher hat er es gesagt. Ich habe ihm die Hölle heißgemacht, weil er sie anlog, aber er meinte, es wäre keine Lüge, sondern nur eine altruistische Fehlinterpretation der Wahrheit. Was meiner Meinung nach völliger Blödsinn ist. Trotzdem haben sich diese Frauen nie beschwert, daher fand ich, dass es ebenso ihre Schuld war wie die meines Bruders, der offenbar immer in sexueller Bereitschaft war. Gut, das ist bei anderen gut aussehenden Singlemännern seines Alters nicht anders, aber eine kleine Schwester erwartet immer mehr von ihrem großen Bruder. Ich gebe gern zu, dass ich Grigg wie einen Helden verehrt habe, und ich …«
    »Ali«, unterbrach Nate sie mit sanfter Stimme, »alles wird wieder gut.«
    Verflixt.
    Sie musste gegen die Tränen ankämpfen.
    Wieder einmal hatte sie viel zu viel geredet. Es brauchte nur eine stressige Lage, dazu einen dicken Batzen Ablehnung und Erniedrigung sowie einen gehäuften Löffel Nate Weller – alles einmal kräftig umgerührt, und auf einmal konnte sie nicht mehr aufhören zu jammern.
    Das war ein Problem, aber sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte, außer sich die Zunge abzubeißen.
    Sie schluckte schwer, stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, und sah ihm in die Augen.
    »Woher weißt du, dass alles wieder gut wird?«, fragte sie ihn, und es war ihr egal, dass ihre Stimme wie ein Flehen klang.
    »Weil ich nichts anderes zulassen werde.«
    Wenn er solche Dinge sagte, bekam sie weiche Knie.

12
    »Die geschätzte Ankunftszeit von Christian, Mac und Jamin ist in achtundvierzig Stunden«, meldete Becky, die sich mit der schmalen Schulter an den Türrahmen zu Franks Büro lehnte.
    Wie sie dastand, so lässig, unbewusst sexy und so, so …
jung
, bewirkte, dass Frank die Zähne zusammenbiss und nach etwas suchte, das verhindern konnte, dass er ihr an die Kehle ging, weil sie so war, wie sie nun mal war. Sie war das

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