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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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sich auch auf einem fahrenden Motorrad übergeben.
    Glücklicherweise – falls man in dieser ganzen katastrophalen Lage noch von Glück sprechen konnte – gelang es ihr, sowohl ihr eigenes als auch Nates Bein zu vermeiden. Sie konnte allerdings nicht garantieren, dass das Hinterrad nichts abbekommen hatte.
    Die Spucke sammelte sich dick und heiß in ihrem Mund, während sie mit ansah, wie die Leitplanke an ihr vorbeiraste.
    »Alles okay?«, erkundigte sich Nate mit seltsam klingender Stimme.
    Jetzt bedauerte er es vermutlich so richtig, nachgegeben und sie mit auf diese Mission genommen zu haben.
    Ach, wem wollte sie denn etwas vormachen? Sie selbst bereute es doch auch ungemein, dass sie darauf bestanden hatte.
    »J…« Sie spuckte aus und versuchte es erneut. »Ja. Ich … ich denke schon.«
    Dann holte sie tief Luft, leckte sich über die trockenen Lippen und streckte sich.
    Okay. Okay, sie kam damit klar. Sie konnte die Tatsache akzeptieren, dass nicht nur die CIA, sondern auch noch ein Killer hinter ihnen her war. Sie konnte damit leben, dass …
    »Örks.« Sie presste die Lippen zusammen, als sich ihr Magen erneut umdrehte.
    Na gut, damit klarkommen war vielleicht zu viel versprochen.
    Sie kam mit überhaupt nichts klar, außer mit dem Drang, ihren Mageninhalt zu entleeren. Das Problem war nur, dass da nichts mehr drin war, was bedeutete, dass sie nur noch würgte. Und das hasste sie wirklich.
    »Soll ich lieber anhalten, Ali?«
    »Nein. Mir … mir geht es gut«, versicherte sie ihm. Sie holte noch einmal tief Luft und wünschte sich, es wäre wirklich so.
    Er schnaubte, und das Geräusch drang laut und ungläubig durch das Bluetooth-Headset.
    »Okay, mir geht es nicht gut«, gab sie mit zitternder Stimme zu. »Aber ich werde es überleben.«
    Als Reaktion darauf grunzte er nur.
    Ja, sie würde es überleben, weil Nate wieder so wortkarg war wie immer, was nur bedeuten konnte, dass sie außer Gefahr waren, zumindest vorerst.
    Erleichtert atmete sie auf. Ihr Magen beruhigte sich … ein wenig. Dann spürte sie etwas Heißes und Feuchtes, als sie die Arme um Nates Taille legte. Da sie es nicht wagte, ihn ganz loszulassen, hielt sie sich weiterhin mit einem Arm fest und bewegte die andere Hand vor ihr Gesicht.
    Daran klebte etwas Öliges und Schwarzes.
    Was in aller Welt …?
    Sie konnte beim besten Willen nicht ausmachen, was das sein sollte. Doch als sie unter einer hellen Straßenlampe hindurchfuhren, sah der schwarze Fleck auf einmal purpurrot aus.
    »Du blutest!«, schrie sie, und erneut brach sie in Panik aus.
    »Ja«, knurrte er, »das passiert, wenn man angeschossen wird.«
    »Angeschossen!«, schrie sie auf. »Er hat dich angeschossen?« So viel zu ihrer Theorie, dass man ihnen nur Angst einjagen wollte.
    »Hör auf zu schreien, Ali. Mir platzt gleich das Trommelfell.«
    War er verrückt? Er machte sich Sorgen um sein Trommelfell, obwohl er angeschossen worden war?
    »Wo fahren wir hin?« Auf einmal wurde ihr klar, dass sie über den Highway rasten und sich in einer Geschwindigkeit von Jacksonville entfernten, die sie zu Tode erschreckt hätte, wenn sie genauer darüber nachgedacht hätte. »Du musst ins Krankenhaus!«
    »Nein«, knurrte er. »Das ist nichts. Nur ein Kratzer.«
    »Ein Kratzer?«, kreischte sie ungläubig und sah erneut auf das klebrige Blut auf ihrer zitternden Hand hinab. »Eine Kugel hinterlässt keine Kratzer, du Idiot. Sie hinterlässt ein
Loch
. Wo wurdest du getroffen?«
    Er antwortete nicht, sondern raste nur weiter auf der Phantom durch die Nacht.
    Der kühle Wind war wie ein Orkan in ihrem Gesicht, und die gestrichelte Linie auf der Straße raste so schnell an ihr vorbei, dass sie aussah, als wäre sie eine einzige ununterbrochene lange Linie. Die Autos, die sie überholten, wirkten, als würden sie stillstehen.
    »Nate«, beharrte sie, »wo … wurdest … du … getroffen?«
    »Oben an der linken Schulter. Direkt über dem Schlüsselbein. Keine Sorge, es ist ein glatter Durchschuss.«
    Keine Sorge. Jemand versuchte, sie umzubringen, hatte ihn tatsächlich
angeschossen
, und er sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen.
    War er
verrückt
?
    Es musste wohl stimmen, wenn sie sich diese Frage in zwei Minuten zweimal gestellt hatte.
    Sie musterte seine linke Schulter. Seine dicke Lederjacke war zerrissen, und ein erschreckendes Rinnsal dunkelroten Bluts rann an seinem breiten Rücken herunter.
    Sie holte tief Luft und sprach ganz leise und ruhig, denn ansonsten

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