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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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dass diese Frau keinen normalen Slip zu besitzen schien.
    Großer Gott, hab Mitleid mit mir!
    Er war angeschossen worden und verlor recht viel Blut, aber das Einzige, woran er denken konnte, war die Farbe von Alis Unterwäsche.
    Lila. Oder vielleicht auch lavendelfarben.
    Als er ihr an diesem Morgen in die schusssichere Weste geholfen hatte, war ihr T-Shirt aufgrund des Gewichts verrutscht, und er hatte einen lavendelfarbenen BH-Träger gesehen.
    Er hob den Blick, als sie sich räusperte.
    »Du wirst doch nicht ohnmächtig, oder?«, erkundigte sie sich und sah ihn besorgt an.
    Nur wenn du beschließt, die Jeans und das T-Shirt auszuziehen.
»Nein«, erwiderte er. »Ich muss nur mal durchschnaufen.«
    »Das kannst du auch tun, während du auf dem Klodeckel sitzt. Ich will mir deine Wunde ansehen, bevor ich den Mut verliere, das zu tun.«
    »Du hast Nerven aus Stahl. Ich war vorhin verdammt stolz auf dich.« Das stimmte auch. Sie hatte genau das getan, was er verlangt hatte, ohne zu zögern und ohne Fragen zu stellen.
    »Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Ich bin doch nur um mein Leben gerannt.«
    »Du hast gemacht, was dir gesagt wurde. Und du bist nicht durchgedreht.«
    Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu und hob eine Hand mit der Handfläche nach unten. Er konnte auch aus zwei Metern Entfernung sehen, wie ihre Finger zitterten. »Nennst du das etwa ›nicht durchdrehen‹?«
    Mann, er war so ein Arschloch. Sie hatte eine Heidenangst, und er stand hier nur rum und klopfte Sprüche. Schnell zog er sich die Stiefel, die Überhose und die ruinierte, blutbefleckte Jacke aus und ließ alles auf den Boden fallen. Dann ging er auf sie zu, legte ihr eine Hand auf die kühle Wange und lächelte sie an.
    »Ja, das nenne ich ›nicht durchdrehen‹, wenn man Angst hat, aber weiterhin vernünftig und rational handeln kann. Du bist eine bemerkenswerte Frau, Ali.«

14
    Vernünftig und rational?
    Er musste den Teil vergessen haben, bei dem sie ihm gedroht hatte, von einem fahrenden Motorrad zu springen.
    Ali sah ihn an, als wollte sie ihm sagen, dass er verrückt geworden war, und schüttelte den Kopf. »Mal sehen, ob du mich noch immer für eine ›bemerkenswerte Frau‹ hältst, wenn ich anfange, in deiner Wunde rumzustochern.«
    Himmel, sein T-Shirt war völlig durchtränkt. Wären hier und da nicht noch weiße Stellen gewesen, dann hätte sie fast geglaubt, es wäre aus burgunderfarbenem Stoff, und trotzdem stand er da, als ob nichts passiert wäre. Als ob man ihn nicht
angeschossen
hätte.
    Ihr Magen machte erneut einen Satz.
    Nein, nicht übergeben. Nicht übergeben.
    Als sie nur daran dachte, wurde es noch schlimmer.
    »Musst du dich noch mal übergeben?«, fragte er.
    »Nein«
, versicherte sie ihm, hob das Kinn und deutete auf den Toilettendeckel. »Ich werde dein T-Shirt wegschneiden, die Wunde reinigen und dich hoffentlich davon überzeugen, doch noch ins Krankenhaus zu gehen.«
Und dabei werde ich versuchen, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten.
    »Negativ, was den letzten Teil betrifft.«
    »Okay«, knurrte sie. »Aber die ersten beiden Punkte werden definitiv passieren. Also setz dich hin, Kumpel, und lass uns anfangen.«
    Er grinste, und wie immer verschlug es ihr bei dem Anblick den Atem. Aber das war gut, denn dann vergaß sie vorübergehend, was ihr Magen veranstaltete.
    Mit einer Anmut, die man bei einem Mann seiner Größe nur selten sah, ließ er sich auf dem Toilettendeckel nieder. Er drehte sich zur Wanne hinüber, sodass sie seinen Rücken sah, wofür sie ausgesprochen dankbar war. Sie mochte zwar große Reden geschwungen haben, aber sie war sich nicht so sicher, ob sie dem auch große Taten folgen lassen konnte.
    Mit Blut war sie noch nie gut klargekommen, und hier gab es
eine ganze Menge
Blut.
    Ihre Hände zitterten, als sie in ihrer Handtasche herumkramte und die kleine Schere herausholte, mit der sie gelegentlich einen lockeren Faden oder ein abstehendes Nasenhaar abschnitt.
    Nate sah sie über die Schulter hinweg an. »Hast du vor, mein T-Shirt damit durchzuschneiden?«
    Sie sah die winzige silberne Schere an und runzelte die Stirn. »Ja. Wieso?«
    Mit einer schnellen Bewegung holte er das riesige Messer hervor, das er in einer Lederscheide an der Hüfte trug, und warf es in die Luft, um es geschickt an der teuflisch scharfen Klinge wieder aufzufangen und ihr den Griff hinzuhalten.
    »Ähm.« Vorsichtig nahm sie das Messer in die Hand.
    »Pass nur auf, dass du nichts anderes

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