Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
anderes gefreut.
Als ich mich beim Anziehen umdrehte, sah ich mich selbst im Spiegel. Zu dem perfekt geformten Körper gehörte ein schmales ebenmäßiges Gesicht mit vollen roten Lippen und langen goldenen Haaren. Ein heller Anzug, eine blaue Bluse, wodurch Haut und Haare betont wurden, und ein einzelner Diamant an einer goldenen Kette verwandelten mich in eine perfekte menschliche Frau. Make-up war unnötig, das würde eher stören. Glauben Sie mir, das war ein besonderes Erlebnis.
Aber ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. War Satan hier? Nein, sicher nicht in dieser Wohnung, und auch nicht vor den Fenstern.
*
Michael trug ebenfalls erstklassige Kleidung, und in dem Restaurant sorgten wir für Aufsehen, obwohl sich dort einige der gerade angesagten Prominenten versammelt hatten. Aber selbst die warfen uns neidische Blicke zu.
Das Essen war hervorragend, ein Genuss, den ich sehr lange vermisst hatte. Und noch immer fühlte ich mich beobachtet, sodass ich unauffällig die übrigen Gäste musterte. Nein, eigentlich war keiner dabei, den ich verdächtigte, mein Chef in guter Verkleidung zu sein.
„Was machen wir nach dem Essen?“, fragte ich und schaute Michael verlangend an.
„Ich zeige dir die Welt.“
Da gingen unsere Vorstellungen doch wohl auseinander, ich spürte das dringende Verlangen nach einer heißen Liebesnacht.
Ein Ober kam mit einem Servierwagen voller Desserts, schwungvoll hob er die Glosche von einer Servierplatte.
Ich hätte es wissen müssen. Statt eines leckeren Desserts lachte mich Satans Kopf wahrhaft teuflisch an. „Willst du mir untreu werden?“, fragte er höhnisch. „Du brauchst keinen Gedanken daran zu verschwenden, mich zu verlassen, Samtara. Du gehörst mir. Daran wird auch der himmlische Abgesandte der Güte und Liebe nichts ändern.“
Michael starrte ihn tieftraurig an. „Du dürftest gar nicht hier sein“, erklärte er trübsinnig. „Ich habe diese kleine Weltennische extra für Samtara erschaffen. Für dich ist hier kein Platz.“
„Für mich im Ganzen nicht, da hast du Recht, aber für meinen Kopf reicht es. Michael, du wirst keinen Erfolg haben, selbst wenn Samtara will, so kann sie die Hölle nicht verlassen. Außerdem brauche ich sie.“
„Sollte das etwa eine Art Kompliment sein?“, fragte ich bissig.
„Hättest du denn eines verdient?“, kam es maßlos erstaunt. „Nein, nicht wirklich, glaube ich. Aber Michael sollte ein Lob bekommen, er hat dich wirklich zu einer atemberaubenden Schönheit gemacht. Vielleicht sollte ich diese Idee aufgreifen und dir einen neuen Aufgabenbereich zuweisen.“
„Wage es nicht“, drohte ich. „Und jetzt verschwinde, ich möchte meinen Nachtisch.“
Und schon war er weg.
Michael schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an. Glaubte er noch immer, er könne mich mit diesem Intermezzo auf die andere Seite ziehen? So dumm konnte auch nur ein Erzengel sein.
„Mir ist der Appetit vergangen“, erklärte ich kühl und stand auf.
„Das tut mir leid, ich wollte dir nur eine Freude machen.“
„Du bist zu gut für diese Welt“, entfuhr es mir. „Die einzige Freude, die du mir machen könntest, wäre eine Befreiung von Satan.“
„Das liegt nicht in meiner Macht.“, sagte er traurig. „Das könntest nur du selbst.“
„Und genau das geht nicht, denn in meinem allerersten Leben bin ich einen folgenschweren Handel eingegangen, der mich bindet.“
„Ich weiß, trotzdem könnte dieses Band gelöst werden“; beharrte Michael.
„Du bist ein Träumer. Ich danke dir. Doch du solltest dir nicht wünschen, dass ich mich revanchiere. Und nun werde ich dieses kleine Theater beenden, wir haben schließlich noch zu tun.“
Ich ließ keine Antwort mehr zu, betrachtete nur wohlgefällig noch einmal das attraktive Äußere des Mannes, dann ging ich in das Zimmer, in dem unser kleines Abenteuer begonnen hatte. Sorgfältig legte ich die Kleidung auf einen Stapel, erfreute mich an meinem wunderbaren nackten Körper und stieg im Badezimmer in die Wanne, die ich mit heißem Wasser füllte.
„Das solltest du nicht tun“, sagte Michael.
War ich vor diesem dummen Engel denn nirgends sicher? Nein, wohl kaum, schließlich war diese Weltennische seine Schöpfung. Aber auch mein Chef ließ sich nicht aufhalten, er erschien als Spiegelbild im Badewasser.
„Wie lange brauchst du hier eigentlich noch?“, nörgelte er. „Nun mach schon ein Ende und trödel nicht herum.“
„Raus mit euch, alle beide“, schimpfte
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