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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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wird sich bestimmt über deine Verstärkung freuen.“
    Mein Erzfeind Michael? Den hätte ich fast vergessen. Nein, dann bleibe ich doch lieber auf dieser Seite tot. Sagen Sie, könnten Sie mit jemandem auskommen, der immer nur lieb und artig ist? Da drüben sterbe ich erneut – an Langeweile.

 

Kapitel 9 – Himmel, Hölle – und was noch …?
     
    Kennen Sie St. Bürokratius? Es hat ihn nie gegeben, nicht mal bei uns, ich halte ihn für eine der besseren Erfindungen der Menschheit, die damit die teuflische Bürokratie ins Absurde führt. Nicht schlecht, wirklich nicht. Eigentlich sollte Satan ihn erschaffen und zum Ehrenbürger der Hölle ernennen, dann hätte ich wenigstens jemanden, dem ich die Schuld für alle meine Strafarbeiten zuschieben kann. Ja, wirklich, ich muss Strafarbeiten machen. Drei Tage mit meinem Erzfeind, dem Erzengel Michael, das ist Strafverschärfung in höchster Vollendung.
    Uns beiden oblag die Vorbereitung der Interdisziplinären Konferenz der Überirdischen Mächte, nichts anderes also als eine regelmäßige Besprechung verschiedener Abteilungen von Himmel und Hölle, bei der jeder glaubt, er könne auch mal zu Wort kommen oder seine Vorstellungen anderen aufdrücken.
    Nachdem wir schon einiges erledigt hatten, zog mich Michael in den großen Tagungsraum, der speziell in der Zwischenwelt eingerichtet wurde.
    „Wir müssen noch die Sitzordnung aufstellen“, mahnte der Engel mit sanfter Stimme.
    „Nichts einfacher als das“, meinte ich schnippisch und schnappte mir die Tischkarten. „Hierher kommt das Komitee zur Verbesserung des Leumunds der Untoten , daneben setzen wir den Vorsitzenden der Geistergewerkschaft . Dann kommen die Handwerksmeister der Himmlischen Harfenbauer und die Wolkengärtner für verträumte Seelen , die Gilde der Geisterjäger und die Stimmenmeister der Himmlischen Heerscharen . Ach ja, nicht zu vergessen der Engel des Todes, der Tod selbst …“
    Ich platzierte jeweils eine Tischkarte auf die entsprechenden Stellen, aber damit war mein Erzfeind leider nicht einverstanden.
    „Das geht so nicht, Samtara“, wandte Michael leise ein.
    „... die Abgesandten alter und vergessener Götter, inklusive Hades und Hephaistos aus der Unterwelt. Die Einsatzleiter der ausgelagerten Voodoozauberer müssen dann eben etwas weiter entfernt – was hast du da gerade gesagt?“, unterbrach ich mich irritiert.
    „Das geht nicht“, wiederholte der Erzengel geduldig.
    „Und warum nicht? Weshalb lässt du mich dann überhaupt weitermachen, wenn das nicht geht?“
    „Du hast mir einfach nicht zugehört.“
    Ich warf den ganzen Haufen Tischkarten in die Luft. „Mach diesen Kram besser allein, offenbar bin ich hier überflüssig. Also werde ich einfach in die Hölle zurückkehren, wo mich noch eine Menge Arbeit erwartet, und Satan schätzt es nicht, wenn ich mir zu viel Zeit lasse. Ich habe genug von diesem Theater.“
    Er berührte mich sanft am Arm, Funken sprühten zwischen uns. Ich sprang zurück, er stand völlig ruhig da und lächelte.
    „Eines Tages werde ich dir beweisen, dass du auf dem falschen Weg bist. Der Allmächtige ist immer bereit zu vergeben, und du kannst jederzeit die Seiten wechseln.“
    „Nein danke, an seiner oder deiner Vergebung liegt mir nichts, und ich möchte nicht annähernd so langweilig werden wie du und deinesgleichen.“
    Ich spürte die Veränderung bei Michael, bevor ich sie sah. Vor meinen Augen verwandelte er sich, aus dem blassen harmlosen Himmelswesen wurde schlagartig ein verdammt attraktiver Mann.
    „O la la, soviel Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut“, entfuhr es mir. „Aber sag mir, musst du jetzt schon Abbitte leisten, weil du gegen ein paar Dutzend Gesetze und Verordnungen verstoßen hast? War das deine menschliche Gestalt? Oder warst du nie ein Mensch?“
    Er schüttelte nachsichtig den Kopf, sein Lächeln haute mich fast um. Das war doch nicht mehr der langweilige tranige Erzengel Michael, der die Wünsche des Allmächtigen schon fast erfüllte, bevor der daran gedacht hatte. Vorauseilender Gehorsam war eine der Charakterschwächen, die Erzengel auszeichneten.
    „Du hast es immer noch nicht begriffen, nein?“, fragte er.
    „Was?“
    „Wir Engel, und damit meine ich nicht nur das gehobene Management, haben durchaus eigene Rechte, und Langeweile kennen wir auch nicht. Was glaubst du, wie wunderbar es ist, einer Seele auf der Erde den richtigen Weg zu weisen, das Lächeln eines Kindes wie ein Geschenk zu empfangen

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