Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ich erbost.
„Ich erwarte dich.“ Satan verschwand.
„Du hast noch immer die Wahl.“ Auch Michael verschwand.
Nein, ich hatte keine Wahl, ich musste meinen Fluch auch weiterhin erfüllen. Wenige Minuten starb ich zum wiederholten Male aus freiem Willen. Das goldene Haar hing dekorativ über den Wannenrand, dann war der menschliche Körper weg – und ich war wieder Samtara, der Geist, der sich bei Bedarf verwandeln konnte.
Ohne Bedauern entfernte ich mich, nahm wieder meine normale Gestalt an, und – erwachte aus einem Traum.
*
Michael und ich standen uns wieder in der Vorbereitung der Konferenz gegenüber, und er redete ohne Unterlass. Dann unterbrach er sich.
„Stimmt etwas nicht, Samtara? Es tut mir leid, dass du dich belästigt fühlst, unsere Arbeit ist jedoch wichtig“, sagte er sanft.
Ich war irritiert, hatte ich das kleine Zwischenspiel wirklich nur geträumt?
„Waren wir die ganze Zeit über hier? – Ach, vergiss es.“ Sah ich da ein kleines Lächeln?
Mir blieb keine Zeit nachzufragen, mein Chef tauchte auf, in seiner Begleitung der Zeremonienmeister der unerlösten Vampire . Statt eines Gesichts besaß er einen Totenkopffalter auf der Vorderseite des Schädels; ausgesprochen kreativ. Er blickte auf unsere Sitzordnung und begann sofort laut zu zetern.
„Ich werde sicher nicht neben Gideon dem Harmlosen aus dem Druidenzirkel sitzen, und die Abgesandten der Schutzengelvereinigung kann ich auch nicht ausstehen.“
„Du sollst mit ihnen diskutieren und abstimmen, nicht mit ihnen ins Bett gehen“, schnauzte ich zurück. „Wenn es dir nicht passt, wie die Sitzordnung aufgestellt ist, kannst du auch gerne in deinem Sarkophag liegen bleiben. Ich schicke dir gern einen Zombie als reitenden Boten, sobald das Ergebnis feststeht.“
Plopp, weg war er.
„Du hättest nicht so hart zu ihm sein müssen“, mahnte Michael.
„Willst du mir Vorschriften machen?“
„Samtara, du wirst deinen Freund jetzt leider allein lassen müssen, es gibt Probleme mit einem Poltergeist. Du musst ihn zurückholen, damit die Konferenz nicht gestört wird“, befahl Satan, der sich über meine schlechte Laune offenbar köstlich amüsierte.
Dieser Poltergeist war mir doch egal, aber es ist nun mal mein Job, mich um solche Fälle zu kümmern.
„Kain! Abel!“
Augenblicklich waren die Knochengestelle bei mir, und wir machten uns auf in die reale Menschenwelt.
*
Poltergeister können überall spuken, dieser hier hatte in einem alten Bergwerk seinen Arbeitsplatz. Es kostete mich tatsächlich einige Mühe, ihn zu finden und endgültig in die Hölle zu schicken.
Dann schien zwischen Himmel und Hölle das Universum stillzustehen, der Allmächtige persönlich kam zur Konferenz.
Ich blieb außen vor und ließ die Szene auf mich wirken. Selbst Satan am Konferenztisch verhielt sich ruhig.
„Nun geh schon hin, Samtara, der Allmächtige verzeiht jedem bei aufrichtiger Reue. Und dann kannst du mit mir kommen.“ Michael stand neben mir und gab seine Bemühungen nicht auf. Er war wirklich lästig.
„Eher bitte ich Satan um Asyl“, gab ich zurück.
„Eines Tages, Samtara, eines Tages wirst du …“ Seine Worte verhallten in der Ewigkeit.
O ja, eines Tages würde ich diesen Engel – ja, was eigentlich?
Kapitel 10 – Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit
„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“
Gustave Le Bon (1841-1931), „Psychologie der Massen“
Manchmal bin ich erstaunt, wie viel Wissen Satan einzelnen Personen zukommen lässt. Allerdings haben seine Geschenke meist einen entscheidenden Nachteil: Wer auch immer solche Wahrheiten verkündet, die Masse der Menschen glaubt ihm nicht, denn – siehe oben. Was, bei Shakespeares modernden Knochen, denkt sich Satan dabei, die Wahrheit in kleinen, schon fast homöopathischen Dosen, durch eine Unzahl an Schriftstellern verbreiten zu lassen? Die meisten dieser durchaus klugen Menschen haben so wenig Erfolg bei der breiten Masse, dass ihre Botschaften völlig untergehen. Stattdessen laufen die Menschen hirnlosen Superstars hinterher, die mit sinnentleerten Botschaften in den Medien ein tolles Leben vorgaukeln. Das können sie hier unten auch haben. Warum machen sie sich das Leben zur
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