Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
ab, doch ich sah, dass er zu überlegen begann. „Niemand hat die Mädchen gezwungen, sich mit ihm einzulassen. Manche sind ja ganz wild darauf.“
„Weil sie vorher nicht wissen, dass Thomas ein Sadist ist. Was hast du mit ihm vereinbart, dass er sich so widerlich benehmen kann? Ich bin bestimmt nicht zimperlich, doch dieser Charakter stößt sogar mich ab.“
„Der Inhalt des Vertrages geht dich nichts an.“
Plopp, weg war er mal wieder. Ich hoffte, dass es Satan gelang, die Grausamkeit und Bösartigkeit des Musikers so weit zu dämpfen, dass keine Gefahr für die Hölle entstand. Außerdem nahm ich mir vor, die geschützte Partition in Satans Computer zu knacken.
Neugierig? Ich? Nein, wie kommen Sie darauf? Ich will die Hölle, ihre Insassen und mich schützen, was notgedrungen Satan mit einschließt. Was würden Sie denn tun, wenn Sie wüssten, dass jemand Ihnen Ihren Arbeitsplatz zerstören will, aber Sie hätten die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen? Aha, jetzt verstehen Sie mich endlich. Na schön, ein bisschen Neugier ist auch dabei, vielleicht kann ja sogar ich noch etwas lernen, zumindest, was die Abfassung von Verträgen angeht.
*
Himmel und Erde erzitterten unter dem Wutanfall Seiner Unheiligkeit. Dieser Ausbruch hatte nichts damit zu tun, dass ich in die Geheimnisse Satans eingedrungen war, vermutlich hätte er mich ausgelacht, hätte ich es nicht getan. Nein, es lag an Thomas, an wem auch sonst?
Der ungezogene Bengel hatte von Satan verlangt, einige seiner ärgsten Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen. Mal abgesehen davon, dass auch der Teufel nicht einfach Menschen töten darf – dieser dämonische Balg nahm es sich heraus, dem Teufel Befehle zu erteilen und die prompte Ausführung zu erwarten. Also wirklich, mein Chef ist manchmal dämlich, aber so dumm nun auch wieder nicht, dass er die eigene Befehlsgewalt an einen Menschen überträgt. Aber nicht einmal dieser Zornausbruch ließ Thomas zur Vernunft kommen.
„Du hattest Recht, Sam“, grollte Satan.
Ich lachte leise auf. „Du hättest deinen Pakt besser formulieren müssen. Was ist denn in dich gefahren? Wirst du alt, oder hast du dir von einem Fußballmanager die Hand führen lassen? Da sind Vertragsbrüche an der Tagesordnung, aber die Kontrakte werden weder mit Blut noch mit Feuer und Schwefel unterzeichnet. Was hast du dir dabei gedacht? Dass dieser Junge nicht in der Lage ist, die Klauseln auszureizen oder zu umgehen? Dann hast du dich närrisch benommen.“
„Bist du jetzt fertig?“, knurrte er mich an.
„Nein, eigentlich nicht. Aber du hörst ohnehin auf niemanden, also lassen wir das.“
„Sehr richtig. Da du offenbar den Vertrag bereits kennst, sag mir, wie ich ihn am besten brechen kann.“
„Warum ich? Du bist der Teufel. Aber ich würde Absatz sieben ausnutzen.“
Er runzelte die Stirn, der Gestank von Schwefel nahm zu. „Damit könnte er zu einem regierenden Politiker werden, und ich hätte ein ernstes Problem mit dem oberen Stockwerk.“
„Nur, wenn du dich noch dümmer anstellst als Quicntilius Varus.“
Beim Gedanken an die zahlreichen Seelen, die wir bei diesem sinnlosen Schlachten der Römer gegen die Germanen eingesammelt haben, grinste Satan. „Also gut, formulieren wir es anders, was würdest du tun?“
Man muss nicht alles wissen, man muss auch gar nicht selbst der Bösartigste sein – man muss nur wissen, wen man fragen kann, besonders hier in der Hölle. Und Satan wusste mit Sicherheit immer, wen er fragen konnte.
„Ich würde Thomas ein verlockendes Angebot machen. Er ist auch von Ehrgeiz und Machthunger besessen. Laut Artikel sieben kannst du den Vertrag aufwerten und damit gleichzeitig verkürzen. Gib ihm die Chance zu einer musikalischen Welttournee mit dem entsprechenden Erfolg, und danach muss er in den Selbstmord gehen. Dann gehört er endgültig dir.“
„Auf dem Höhepunkt des Ruhms.“ Satan grinste. „Warum bin ich nicht früher auf diese Idee gekommen?“
„Weil du dich zu sehr geärgert hast“, gab ich prompt zurück. „Das vernebelt das klare Denken.“
„Hüte deine Zunge, sonst schneide ich sie dir heraus.“
„Na und, sie wächst ja doch wieder nach.“
Ein Schwall Höllenfeuer fauchte in mein Gesicht. Ich hasse es, wenn er das tut. Aber ich verfolgte das weitere Vorgehen meines Chefs.
Thomas hatte sich tatsächlich weltweit einen Ruf als Musiker gemacht, seine boshaften und originellen Texte polarisierten, brachten ihm aber immer mehr
Weitere Kostenlose Bücher