Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Anhänger und Feinde gleichermaßen, denn mit dem Ruhm wuchsen auch seine Charakterschwächen. Es gab eine Reihe von polizeilichen Ermittlungen und jede Menge Klagen, es war abzusehen, dass Thomas nicht mehr lange auf der Bühne stehen konnte, er würde das Bad in der Menge mit einer Gefängniszelle tauschen.
Artikel sieben bot Satan die Gelegenheit, diesen ungeliebten Kandidaten rasch in die Hölle zu holen. Und sicher hatte er etwas aus diesem Vertrag gelernt.
Ich lachte auf, Satan hatte sich förmlich über den Tisch ziehen lassen – von einem Kind! Aber dieses Kind war nicht dumm. Thomas wusste, dass er entweder den Teufel zwingen musste, ihm ein eigenes Land als Regierungschef zu geben, in dem er jede Strafverfolgung verhindern konnte; eine Unmöglichkeit, die nicht einmal der Teufel zur Tatsache machen konnte. Oder es gab ein letztes großes Finale, und Thomas verschwand danach für immer. Ein Dahinvegetieren in einer Zelle und das Vergessen werden waren für ihn jedenfalls nicht akzeptabel. Satans Sonderangebot erschien ihm daher wie eine Offenbarung.
Das letzte Konzert der Tournee würde der krönende Abschluss sein, das wusste unter den Lebenden allein Thomas selbst. Routiniert spulte er seine Show ab und überraschte dann das Publikum.
„Zum Abschluss möchte ich euch noch etwas Besonderes bieten, etwas Einmaliges. – Ich rufe den Fürsten der Finsternis, den Herrn der Bösartigkeit, den Hüter der verdammten Seelen, zu denen auch die meine gehört: Ich rufe Luzifer! Satan! Mephisto! Ich rufe den Teufel in Person!“
Ja, stimmt, ich lachte lauthals los. Satan war nämlich verpflichtet, diesem Ruf zu folgen und einen letzten Wunsch zu erfüllen, auch das stand in Artikel sieben. Ich sage doch, mein Chef war ziemlich schlecht beraten, sich von einem Kind auf den Arm nehmen zu lassen.
Aber was dann auf der Bühne geschah, verschlug sogar mir die Sprache.
Satan musste erscheinen, und das tat er in einer faszinierenden Gestalt als gut aussehender Mann, er wirkte androgyn, er war umwerfend schön. Bekleidet war er mit einem korrekten schwarzen Anzug und einem blutroten Umhang. Jede Pore seines Körpers atmete Feuer, er war unendlich zornig, aber er verzichtete zumindest auf den Schwefelgestank. Seine Augen glühten, er strahlte unglaubliche Hitze aus. Sämtliche Feuermelder des Gebäudes schlugen Alarm, doch von den Zuschauern rührte sich keiner. Mit einer Handbewegung erlosch der Lärm der Sirenen.
Thomas nickte, in seinen Augen glomm der Wahnsinn, dann trat er selbst ans Schlagzeug und intonierte einen dumpfen Rhythmus, bevor er zu singen begann. Seine Hand vollführte Kreise und verschlungene Bewegungen.
„Tanz, Mephisto“, dröhnte die Stimme aus den Lautsprechern. „Tanz, Mephisto.“
Und Satan tanzte. In aller Öffentlichkeit.
Ich bekam einen Lachkrampf. Diesen rasanten Tango werde ich ihm noch in zweihundert Jahren vorhalten und mich jedes Mal aufs Neue amüsieren.
Ein letztes „Tanz, Mephisto“ brüllte aus den Lautsprechern. Die begeisterte Menge, die den Solotänzer für eine gelungene Einlage hielt, tobte immer weiter. Jeder normale Mensch wäre unter dem Blick Satans freiwillig im Boden versunken, aber Thomas stand nur da, reckte die Arme dem Publikum entgegen, trank den Applaus und lachte.
Mein Chef schickte eine Flammenzunge quer über die Bühne, dann verschwand er in dichtem Rauch.
„Kain, Abel“, rief ich meine tumben Diener, die augenblicklich erschienen. Abel bekam seine Gitarre in die Skelettfinger gedrückt, und ich tanzte mit dem anderen Knochengestell einen fantastischen Tango quer durch die Hölle, bis mein Chef es bemerkte und einen erneuten Wutanfall bekam. Aber das war es mir wert.
*
Am nächsten Tag traf Thomas in der Hölle ein. Satan hatte sich eine perfide Rache ausgedacht, um sich für diese Tanzeinlagen zu „bedanken“. Er hat Thomas in eine Feuerwehrsirene verbannt, wo er für die nächsten fünfhundert Jahre immer nur den gleichen Ton hört, mit niemandem sprechen kann und seinen Machthunger auf den Ausbruch des nächsten Feuers beschränken muss.
Ich hingegen laufe seit dieser Zeit mit einem breiten Grinsen durch die Hölle und summe immer wieder eine rhythmische Melodie vor mich hin.
Tanz, Mephisto!
Kapitel 14 – Nachrichten aus der Hölle
„So flehen wir dich an, schenke uns ein böses Herz, erfülle unsere Gegner mit Furcht, verleihe uns die Kräfte, das Böse in der Welt zu verbreiten.“
„Schau dir das an“, forderte
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