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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sie ist, wenn du mich fragst, sogar eine Kriminelle. Egoistisch und grausam, wie Gero Fürst sie genannt hatte! Lucia, soll diese Frau in Zukunft deine Kinder erziehen?
    Da plötzlich sah sie ihn. Erik stand vor dem Zaun, der das Stadion von dem Radweg trennte, und ließ den Blick über die Zuschauer und das leere Spielfeld wandern. Nein, Mamma Carlotta korrigierte sich. Sein Blick wanderte nicht, er hing an Valerie, die sich gerade intensiv mit ihrem Handy beschäftigte. Vermutlich schrieb sie eine SMS, das konnte Mamma Carlotta aber nicht so genau erkennen. Ihre Miene war ungehalten, ihre Körpersprache drückte Verärgerung aus. Erik wanderte ein paar Meter in ihre Richtung, als machte er sich Hoffnungen, die SMS lesen zu können.
    Die Sorge fiel wie eine Zentnerlast von Carlotta ab. In Eriks Gesicht war keine Begehrlichkeit zu erkennen, keine Bewunderung für Valeries schlanken Körper, keine Zärtlichkeit für ihre blasse Haut. Seine Miene war verschlossen, zwischen seinen Brauen stand eine steile Falte, seine Augen waren verengt. Er sah aus wie ein Kriminalbeamter, der einem Verdächtigen auf der Spur ist und nur noch den letzten Beweis braucht, um ihn verhaften zu können. Oder wie ein Mann, der erkannt hat, dass die Frau, in die er sich verliebt hat, eine ganz andere ist, als er geglaubt hat?
    Warum das so war, interessierte Mamma Carlotta nicht. Sie ging zu dem Platz, den Tove ihr gezeigt hatte, und winkte so lange, bis Erik auf sie aufmerksam wurde und mit einem Nicken bestätigte, dass er zu ihr kommen würde.
    In diesem Moment liefen die Grauen Husumer mit ihrem Trainer ein und ließen sich von ihren Familien, die den Weg vom Festland auf die Insel nicht gescheut hatten, bejubeln. Dann erschienen mit Mathis Feddersen an der Spitze die Sylter Lümmel, die aufgrund ihres Heimvorteils erheblich lauter gefeiert wurden. Die beiden Trainer setzten sich auf zwei Stühle am Spielfeldrand, je drei Ersatzspieler hockten sich zu ihren Füßen.
    Erik ließ sich genau in dem Moment neben seiner Schwiegermutter nieder, in dem das Spiel angepfiffen wurde. Mamma Carlotta strahlte, als Felix als einer der Ersten in Ballbesitz kam und aufs gegnerische Tor zustürmte. Dass er dort nicht ankam, spielte keine Rolle. »Benissimo! Ist er nicht großartig, unser kleiner Felice?«
    Erik antwortete nicht. Als Mamma Carlotta ihm einen kurzen Blick zuwarf, stellte sie sogar fest, dass er das Spiel gar nicht verfolgte. Was war los mit ihm? War er von Valerie abgewiesen worden? Oder hatte er etwas von ihrer Affäre mit Gero Fürst läuten hören? Möglicherweise hatte er auch endlich eingesehen, dass es sich nicht gehörte, sich in eine verheiratete Frau zu vergucken! Egal, Hauptsache, seine Augen hatten das geheime Leuchten verloren, das Carlotta in ihnen entdeckt hatte, wenn er Valerie ansah. Sie schickte einen Blick in den wolkenlosen Himmel. Danke, Lucia!
    Das Spiel wurde härter, Felix musste ein Foul hinnehmen. Er wälzte sich exakt so lange am Boden, bis der Schiedsrichter auf Freistoß entschieden hatte, trotzdem war Mamma Carlotta außer sich vor Sorge. »Er sah aus, als hätte er sich sehr weh getan!« Eriks stoische Ruhe und seine Teilnahmslosigkeit begannen sie nun zu ärgern. »Enrico, dein Sohn wird gefoult, und du sitzt da, als ginge dich das nichts an!«
    Daraufhin bemühte Erik sich eine geraume Weile um einen engagierten Eindruck, aber als Felix kurz vor der Pause einen Grauen Husumer zu Fall brachte, sah er schon wieder zerstreut über das Spielgeschehen hinweg und äußerte sich mit keiner Silbe zum Fehlverhalten seines Sohnes. Mamma Carlotta hielt sich diesmal mit Unmutsäußerungen zurück, murmelte nur in sich hinein, dass ihr Enkel ganz klar von seinem Opfer provoziert worden sei.
    Während der Halbzeitpause hätte sie gern bei Felix nach dem Rechten gesehen. Aber sie unterließ es, weil sie Erik nicht aus den Augen lassen wollte. Der sah sich zwar sehr unauffällig nach Valerie um, aber seiner Schwiegermutter konnte er natürlich nichts vormachen.
    Zu Beginn der zweiten Halbzeit fegte ein Stöhnen durch die Zuschauermenge. Sitzflächen wurden gelüftet, Hände erhoben, das friesische Temperament machte sich zum Brodeln bereit. Die Sylter Lümmel griffen an, der kleinste der Spieler, der anscheinend nicht für voll genommen worden war, startete durch, Felix begleitete ihn an der linken Außenlinie, ein anderer Spieler an der rechten. Der bekam zu Carlottas Ärger den Ball zugespielt, gab ihn genau im richtigen

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