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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sie am Abend das Gespräch auf Valerie Feddersen gebracht, dass Erik keine Absicht dahinter erkannt haben konnte. Dass er dann so ausführlich berichtete, hatte Mamma Carlotta schwer beunruhigt. Denn wenn Erik gesprächig wurde, musste ihm das Thema der Unterhaltung sehr am Herzen liegen.
    »Valerie weiß nichts von ihren Eltern, sie wuchs im Heim auf, hat niemals Familienleben kennengelernt. Später hat sie sich auf einen Mann eingelassen, der ihr Geborgenheit, Sicherheit und Familie versprach. Aber als sie schwanger war, hat er sie verlassen.«
    Mamma Carlotta war erschüttert. »Die arme Frau!« Doch als sie Eriks nachdenklichen Blick sah, beschloss sie, bei ihrer Abneigung gegen Valerie Feddersen zu bleiben. Wenn Erik in sie verliebt war, gab es keinen Grund, sie sympathisch zu finden!
    Erik stand auf und kam kurz darauf mit einer Flasche zurück. »Rotwein aus Montepulciano«, lächelte er. »Damit du nicht auf die Idee kommst, ihn in Käptens Kajüte zu trinken. Mit Tove und seinem Jähzorn wird es immer schlimmer. Was der sich seit der Vorsaison alles geleistet hat! Es wird noch mal böse enden mit ihm.«
    Mamma Carlotta beeilte sich, das Gespräch wieder auf das Ehepaar Feddersen zu lenken. »Der kleine Ole ist also gar nicht Mathis’ Sohn?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Valerie hat ihn mit in die Ehe gebracht. Aber Mathis liebt den Jungen wie sein eigenes Kind. Ole hängt sehr an ihm.«
    »Da hat Valerie ja richtig Glück gehabt«, stellte Carlotta fest und beobachtete ihren Schwiegersohn mit scharfem Blick.
    Erik strich seinen Schnauzer glatt, dann ordnete er seine geliebten grünen Kissen, indem er zwei hellgrüne in die eine Sofaecke stellte und die beiden dunkelgrünen in die andere. Schließlich antwortete er: »Ja, das mag sein. Ich weiß von Lucia, dass Valerie sich ihr Leben lang immer nur eins gewünscht hat: eine intakte Familie. Wenn sie auch nicht glücklich mit Mathis ist, so ist sie doch zufrieden, dass Ole alles hat, was sie selbst als Kind entbehren musste.«
    »Du magst Mathis Feddersen wohl nicht?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Er hat so etwas … Düsteres. Ich fühle mich nicht wohl in seiner Gegenwart.«
    »Er ist unglücklich«, gab Mamma Carlotta zu bedenken. »Jeder Mann ist das, wenn er von seiner Frau verachtet wird. Ich finde, er kann einem leidtun.«
    Carlotta erhob sich stöhnend, weil sie immer stöhnte, wenn sie aufstehen musste, und schlurfte ins Bad, weil sie die ersten Meter des Tages immer schlurfend zurücklegte. Dabei blieb sie, obwohl sie sich ausgeschlafen und erstaunlich munter fühlte. Doch schon als sie wieder die Treppe hinabstieg, um das Frühstück vorzubereiten, bewegte sie sich so flink, wie sie es den Rest des Tages tun würde.
    In Umbrien nahm die Familie nur einen starken Kaffee und Zwieback zu sich, aber auf Sylt hatte ein Frühstück anders auszusehen, das wusste sie. Erik liebte gebratenen Speck oder Rühreier, und die Kinder strichen sich ihre Schokocreme so dick aufs Brot, dass sich Mamma Carlotta der Magen umdrehte. Wie mochte Lucia dieses Prassen am frühen Morgen ertragen haben?
    Erik kam in die Küche, als Carolins Zimmertür klappte, Felix’ Wecker anschlug und in der ersten Etage der Kampf ums Badezimmer begann. Er schnupperte und lächelte zufrieden. »Es ist schön, in eine Küche zu kommen, in der man erwartet wird.«
    Mamma Carlotta stockte der Atem. Etwas derart Emotionales hatte sie kaum jemals von Erik zu hören bekommen! Sie war drauf und dran, ihn in ihre Arme zu ziehen, aber zum Glück fiel ihr noch rechtzeitig ein, dass Erik ihr dann wohl nie wieder ein liebenswürdiges Wort gönnen würde. Als sie sah, wie er zurückwich, noch ehe sie die Arme ausgebreitet hatte, drehte sie sich um und beschäftigte sich mit dem Rührei.
    »Die arme Donata! Ob sie schlafen konnte in der letzten Nacht?«
    Erik räusperte sich umständlich und klapperte mit dem Besteck, ehe er antwortete: »Ich fand ihre Reaktion ein wenig übertrieben.«
    Mamma Carlotta ließ das Rührei im Stich. »Übertrieben? Sie hat eine alte Freundin verloren!«
    »Eine Freundin, die sie seit über dreißig Jahren nicht gesehen hat.«
    »Trotzdem! Eine alte Freundin durch Mord zu verlieren, das ist wie …« Mamma Carlotta schnappte nach Luft. »Ich brauche mir nur vorzustellen, dass Marina, mit der ich zur Schule gegangen bin, auf diese Weise ums Leben käme! Ich würde …« Sie rang nach Worten, fand aber so schnell keine deutschen, die nur annähernd geeignet waren, ihre

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