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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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überlegt zu haben. »Gestern Abend gegen zehn«, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. »Sie kehrte von einem Spaziergang zurück und ging auf ihr Zimmer.«
    »Woher weißt du, dass sie nicht mehr dort ist? Vielleicht schläft sie noch. Es ist nicht einmal acht.«
    »Sie bekam vor einer halben Stunde einen Anruf von ihrem Mann. Ich wollte durchstellen, aber sie nahm nicht ab.«
    »Sie hat eben einen festen Schlaf.«
    »Ihr Mann hat darauf bestanden, dass ich nach ihr sehe«, erklärte Mathis. »Mir war das nicht angenehm, aber er war in großer Sorge. Angeblich hat seine Frau Herzprobleme. Er hatte Angst um sie. Also bin ich in ihr Zimmer gegangen. Es war leer. Das Bett unberührt.«
    »Und ihr Mann?«
    »Der hat darauf bestanden, dass ich sofort die Polizei verständige.«
    Erik überlegte nur kurz. »Wir können nicht viel machen, Mathis. Donata Zöllner ist eine erwachsene Frau, sie kann übernachten, wo sie will. Eine Vermisstenanzeige können wir erst später aufnehmen.«
    »Aber wenn ihr etwas passiert ist?«
    »Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür. Den heutigen Tag müssen wir auf jeden Fall noch abwarten. Aber ich verspreche dir: Wir werden die Augen offen halten.«
    Mamma Carlotta stieg stöhnend die Treppe hinab. Was für ein schrecklicher Tag! Erst gegen vier Uhr morgens war sie ins Bett gekommen, kein Wunder, dass sie nicht rechtzeitig aufgewacht war! Erik und die Kinder hatten vermutlich ohne ein richtiges Frühstück aufbrechen müssen. Und an Sörens Enttäuschung mochte sie gar nicht denken. Stöhnend betrat sie die Küche, blieb stehen, sah sich um und stöhnte noch einmal. Ja, das Stöhnen tat gut. Sie betrachtete, was auf dem Küchentisch von einem eiligen Frühstück übrig geblieben war. An den Resten war abzulesen, was Erik, Sören und die Kinder in den Magen bekommen hatten. Brot vom Vortag und dazu Marmelade und Schokocreme. Nichts Stärkendes, nichts Gesundes! Und kein einziges liebevolles Wort hatten sie mit auf den Weg nehmen dürfen. Dabei war sie doch hier, um sie für eine kurze Zeit genießen zu lassen, was Lucia ihnen Morgen für Morgen gegeben hatte. Aber sie hatte die Nacht mit Abenteuerspielen verbracht und darüber das Aufstehen vergessen!
    Ob sie gleich Donata anrief und ihr erklärte, was geschehen war? Nein, vorher brauchte sie einen Espresso. Der Tag fing erst nach einem Espresso richtig an. Erst recht nach einer solchen Nacht.
    Die Angst hatte sie wehrlos gemacht. Sie war einfach neben dem Rhododendronbusch hocken geblieben, ohne zu versuchen, die Hand abzuschütteln, die sich auf ihre Schulter gelegt hatte. Eigentlich hatte sie aufspringen, weglaufen und um Hilfe schreien wollen – aber es war ihr nicht möglich gewesen. Sie war sitzen geblieben, starr vor Angst und Schreck. Und dann hatte sich jemand zu ihr herabgebeugt, eine Alkoholfahne hatte ihr den Atem verschlagen, und der Körper des Mannes war näher gekommen, immer näher …
    »Was machen Sie denn hier, Signora?«
    Fietje, der Spanner! Mamma Carlotta erinnerte sich mit einem Schlag an all das, was ihr über Fietje Tiensch erzählt worden war. Dass er nachts herumstreunte, dass er sich gern in fremde Gärten schlich, dass er am Leben teilnahm, indem er das Leben anderer beobachtete, und dass er schon jede Menge Ärger deswegen bekommen hatte.
    »Was machen Sie hier?«, wiederholte er, und seine Stimme klang ehrlich besorgt.
    Mamma Carlotta rappelte sich auf. Alles hatte sie mit Donata gründlich durchgesprochen, alle Eventualitäten hatten sie bedacht – aber dass jemand mitten in der Nacht fragen könnte, was sie hier machte, damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Das ist so …« Mamma Carlotta versuchte, Zeit zu gewinnen, indem sie gründlich ihre Kleidung abklopfte. Fietje lehnte sich an den Zaun, als richtete er sich auf eine lange Zeit des Zuhörens ein, und sah ihr zu. Auch er trug dunkle Kleidung und natürlich seine Strickmütze mit dem dicken Bommel, die er sommers wie winters auf dem Kopf hatte.
    »Ich konnte nicht schlafen«, brachte sie schließlich heraus. »Und da dachte ich, es ist gut, wenn ich ein wenig mit dem Fahrrad herumfahre.«
    »Ganz allein? Mitten in der Nacht?«
    »In Umbrien mache ich das oft«, behauptete Mamma Carlotta und fühlte, dass sie allmählich ihre Sicherheit zurückgewann.
    »Setzen Sie sich in Umbrien auch an einen Zaun und starren ein Haus an?«
    Weg war sie wieder, ihre Sicherheit. »Mir wurde plötzlich schwindelig«, stotterte Mamma Carlotta. »Ich wollte ein

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