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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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erscheinen.
    Eigentlich hätte Mamma Carlotta es schön gefunden, mit Erik über Valerie zu sprechen, aber bei seiner Bärbeißigkeit verging ihr schnell jede Lust am Erzählen, Vermuten und Munkeln. Dabei hätte sie Erik gern verraten, was sie argwöhnte. Aber er war schon bei guter Stimmung nicht für Gerüchte zu haben, bei seiner derzeitigen Verfassung würde er gar nichts von ihren Vermutungen hören wollen, am Ende womöglich durchschauen, dass sie ihm Valerie ausreden wollte. Aber musste er nicht erfahren, dass sie offenbar mehr an einem berühmten Schriftsteller als an einem Kriminalhauptkommissar interessiert war? Doch was sollte sie antworten, wenn er nach Beweisen fragte? Von ihrer Intuition reden? Von ihrem Gespür, das sie noch nie getrogen hatte, wenn sie zwei Menschen sah, die eine verbotene Liebe verband?
    Irgendwann ging Erik schlafen, ohne zu erfahren, dass Valerie ihrem Mann längst untreu geworden war. Mamma Carlotta jedenfalls hatte keinen Zweifel daran, dass Valeries Beziehung zu Gero Fürst nichts mit alter Bekanntschaft und auch nichts mit Freundschaft zu tun hatte. Wenn sie sich von Gero Fürst demütigen ließ, dann liebte sie ihn. Und Mamma Carlotta würde dafür sorgen müssen, dass Erik über kurz oder lang ebenfalls zu dieser Erkenntnis kam.
    Sie löschte das Licht, trat ans Fenster und sah hinaus. Der Mond stand klar über der Insel, Sterne blitzten durch die transparenten Wolkenfahnen, der Himmel war nicht so finster, dass er seine Farbe verloren hatte. Nachtblau stand er über dem Garten.
    Kurz bevor die Dämmerung eingesetzt hatte, waren tief hängende Wolken über Sylt hinweggezogen. Felix hatte ihnen lange nachgeblickt und war dann ungewöhnlich schweigsam gewesen. Mamma Carlotta wusste, was ihn immer dann bewegte, wenn die Wolken zum Greifen nah waren. Der Himmel war ein Stück näher gekommen, die Erinnerung an Lucia dichter herangerückt. Zwar war der Nachmittag wolkenlos gewesen, und auch jetzt kreuzten nur gelegentlich schmale Wolkenstreifen den Mond, aber Mamma Carlotta spürte immer noch Lucias Nähe. Sie hatte sich der Sorgen ihrer Mutter angenommen, sie würde auch darauf achten, dass Erik sich seiner Gefühle für Valerie erst voll und ganz bewusst würde, wenn er gleichzeitig erkennen musste, dass er ohne Hoffnung bleiben würde. Und das nicht nur, weil sie verheiratet war. Wie gut, dass über ihn gewacht wurde! Lucia würde ihren Teil dazu beitragen und Mamma Carlotta den ihrigen. Gero Fürst hatte zwar nur höflich genickt, als sie ihm Hilfe im Haushalt und Antipasti angeboten hatte, aber sie war entschlossen, ihm ihre Hilfe notfalls aufzunötigen. Es konnte nicht falsch sein, ein Auge auf ihn und damit auch auf Valerie Feddersen zu haben.
    Mamma Carlotta wandte sich getröstet vom Fenster ab. Lucia würde auch dafür sorgen, dass ihre Mutter die folgende Nacht überstand, ohne Schaden zu nehmen. Sie tastete sich über den Flur und stieg, ohne die Beleuchtung einzuschalten, die Treppe hoch. Besser, sie gewöhnte sich schon mal an die Dunkelheit.
    Ein sanftes Klicken war zu vernehmen, als Mamma Carlotta einige Stunden später die Tür vorsichtig ins Schloss zog, ihre Schritte dagegen blieben unhörbar. Sie hatte die Turnschuhe angezogen, die ihr ihre Schwägerin mal im Versandhandel bestellt hatte, und war nun froh über die weichen Gummisohlen, die jedes Geräusch verschluckten.
    Zum Glück hatte Erik nicht bemerkt, welche Vorbereitungen sie getroffen hatte. Die knarrende Tür des Schuppens, in dem Lucias Fahrrad stand, hatte sie heimlich wieder geöffnet, nachdem Erik seinen abendlichen Gang durch Haus und Garten beendet hatte. Nahezu geräuschlos konnte sie nun das Fahrrad aus dem Schuppen holen und auf die Straße schieben. Sie sprang erst auf, als sie die Westerlandstraße erreicht hatte. Hier schreckten die quietschenden Pedale und das klappernde Schutzblech niemanden auf.
    In wenigen Minuten war sie an Magdalena Feddersens Haus angekommen. Es war kurz nach zwei. Der Risgap lag friedlich da, auch die Nachtschwärmer waren mittlerweile schlafen gegangen. Hier wohnten nicht die Feriengäste, die die Nacht zum Tage machten, sondern Familien, die am nächsten Morgen früh aufstanden und mit ihren Kindern zum Strand zogen.
    Carlotta lehnte ihr Fahrrad an die Hauswand und schlich in den Garten. Sie sah sich mehrmals um, sicherte nach allen Seiten, aber niemand ließ sich blicken. Gut, dass Donata ihr geraten hatte, dunkle Kleidung zu tragen. Mamma Carlotta war sicher,

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