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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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gedrängt und lösten sich zwischen Herd und Kühlschrank unversehens auf. Weg war sie, die Zeit!
    »Dein Vater ist ein schwer arbeitender Mann«, stieß sie hervor, während sie die Antipasti auf einen Teller warf, die Umverpackungen von Feinkost Meyer verschwinden ließ und auf dem Weg zum Herd den Ausschnitt von Carolins T-Shirt nach unten zupfte. »Er hat ein Recht darauf, gut versorgt zu werden.«
    Carolin zog den Tomaten im Eiltempo die Haut ab. »Die Antipasti von Feinkost Meyer schmecken sicherlich sehr gut. Gero Fürst hat jedenfalls geglaubt, dass sie von einer Italienerin höchstpersönlich eingelegt worden sind.«
    Mamma Carlotta rückte den Knoblauchzehen zu  Leibe, als wollte sie Vergeltung üben für jede körperliche Annäherung, die in ihrem Leben durch dieses Gemüse unterblieben war. »Wer einmal meine Antipasti gegessen hat, der wird nie wieder andere genießen können. Deinem Vater und Sören werden wir nichts vormachen können.«
    »Na und? Du bist nicht auf Sylt, um Antipasti für uns einzulegen, sondern um bei uns Urlaub zu machen.«
    »Urlaub?« Mamma Carlotta fand, dass dieses Wort so wenig zu ihr passte wie Nerzmantel und Champagner. »Ich bin hier, um euch zu versorgen, wie es deine Mutter getan hat. Wenigstens zwei- bis dreimal im Jahr soll es euch so gut ergehen wie früher, als meine Lucia noch lebte.« Sie warf die Ravioli ins kochende Wasser. »Auch nicht selbst gemacht«, jammerte sie. »Aber was soll ich tun? Gero Fürst bezahlt dafür, dass ich in seiner Küche den Nudelteig rolle.«
    »Vielleicht solltest du kündigen«, schlug Carolin vor. »Wir haben doch alles herausgefunden. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass Papa es erfährt. Irgendwie!«, setzte sie hilflos hinzu.
    »Aber wie? Erstens kann ich unmöglich zugeben, dass ich ein Gespräch zwischen Gero Fürst und Valerie Feddersen belauscht habe. Dein Vater würde glatt behaupten, ich sei neugierig.«
    »Üble Nachrede!«
    Mamma Carlotta warf Carolin einen prüfenden Blick zu, schüttelte jedoch den Verdacht, ihre Enkelin könne sich heimlich über sie lustig machen, ab und redete weiter: »Zweitens kann ich deinem Vater nicht erzählen, was ich im Haus von Gero Fürst gefunden habe. Er würde mir unterstellen, dem Schriftsteller nur deshalb im Haushalt zu helfen, um dort herumschnüffeln zu können.«
    »Schon wieder üble Nachrede!« Diesmal war Carolins Lachen nicht zu übersehen.
    Mamma Carlotta war entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen. »Ecco!« Und um Carolin das respektlose Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, ergänzte sie: »Drittens darfst du nichts von dem verraten, was du in dem Romanmanuskript gelesen hast.«
    Prompt wurde Carolins Gesicht wieder ernst, sie war sich der großen Verantwortung bewusst, die Gero Fürst ihr aufgeladen hatte. Den vierten Punkt unterschlug Mamma Carlotta, denn Carolin sollte nicht mit der Sorge belastet werden, dass ihr Vater sich in die Frau, die sie für eine Mörderin hielt, verliebt hatte. Schon deswegen würde er alles, was gegen Valerie sprach, nicht an sich heranlassen wollen.
    Stattdessen erging sie sich mit Carolin in der Erörterung der Frage, ob Valerie Feddersen auch für Donata Zöllners Tod verantwortlich sei.
    »Wir können nur hoffen«, seufzte Mamma Carlotta, »dass Gero Fürst zügig mit seinem Manuskript vorankommt. Irgendwann wird er in seinem Roman hoffentlich auch den zweiten Mord erwähnen. Und dann wissen wir mehr.« Sie gönnte dem Messer eine Pause und starrte die Wand an. »Das ist aber auch eine ungewöhnliche Geschichte, die Gero Fürst sich da ausgedacht hat!«
    Carolin nickte. »Er hat mir erzählt, dass er selbst ein Adoptivkind ist. Deswegen interessiert ihn das Thema so sehr.«
    Mamma Carlotta strich sich gerade die feuchten Locken aus der Stirn, als Felix in die Küche kam, um sich über den Fortgang der Essensvorbereitungen zu informieren. »Fußballer brauchen nahrhafte Kost!«
    Er trat jedoch schnell den Rückzug an, als Carolin ihm vorschlug, sich in die Arbeit einzubringen, und Mamma Carlotta versuchte, den Schirm seines Käppis in eine völlig uncoole Position zu schieben.
    Auf seiner Flucht stieß er mit Erik und Sören zusammen, die mit dem Blick in der Küche erschienen, mit dem schon die Steinzeitmänner ihre Frauen bedrängten, wenn sie in ihre Höhle zurückkehrten: hungrig und fordernd! Moderne Männer ersetzten das Fordernde zwar durch höfliches Interesse, aber die Wirkung auf die Frau blieb die gleiche. Mamma

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