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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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spricht, wird sie mir richtig fremd. Erst recht, seit sie für ihn arbeitet. Ich könnte verstehen, wenn sie für Xavier Naidoo schwärmt oder meinetwegen für Tokio Hotel. Aber für einen Schriftsteller?«
    In diesem Moment klingelte Eriks Handy. Sören drückte die Freisprechtaste, und die Stimme der Staatsanwältin erklang: »Wir haben Nachricht aus New York. Reginald Warden ist vor seiner Bürotür festgenommen worden.«
    Erik atmete erleichtert auf. »Gibt’s schon eine Aussage von ihm?«
    Sanftes Geraschel war die Antwort. Erik und Sören hörten Schritte, Frau Dr. Speck murmelte etwas Unverständliches, dann klappte eine Tür. Die Stimme der Staatsanwältin klang hohl, jede Silbe erhielt ein schwaches Echo. Sie schien mit dem Handy ins Bad gegangen zu sein, damit Severin Dogas nicht hörte, was sie zu sagen hatte. Wieder litt Erik darunter, etwas Vertrauliches mit der Staatsanwältin zu teilen. Er wollte nicht wissen, wie sich ihre Stimme in der Intimität eines Badezimmers anhörte. Genauso wenig, wie er wissen wollte, dass sie halterlose Strümpfe trug und in einem roten Pyjama schlief.
    »Reginald Warden hatte letzte Woche Urlaub«, berichtete Frau Dr. Speck leise. »Niemand weiß, wo er diese Woche verbracht hat, auch seine Sekretärin nicht. Und er selbst hat jede Aussage darüber verweigert. Angeblich war er mit einer Frau verreist, die mit einem einflussreichen Politiker verheiratet ist. Deswegen will er ihren Namen nicht nennen.«
    »Das ist allerdings mehr als verdächtig«, stieß Erik hervor und strich seinen Schnauzer so lange glatt, bis er unbedingt die zweite Hand ans Steuer nehmen musste. »Und seine Identität?«
    »Er hat schnell zugegeben, dass er Manuel Zöllner ist.«
    »Was hat er zu den Morden gesagt?«
    »Die will er natürlich nicht begangen haben.« Die Staatsanwältin flüsterte jetzt. »Herr Dogas ist außer sich, das können Sie sich bestimmt vorstellen.«
    »Oh ja.« Erik brauchte seine Phantasie nicht lange zu bemühen, um sich Dogas’ Zorn auszumalen. »Der Fall ist gelöst. Klar, dass ihm das nicht gefällt.«
    »Wir brauchen nur noch ein Geständnis.« Die Staatsanwältin schien froh zu sein, dass der Verdacht gegen Severin Dogas vom Tisch war. Sie durfte weiterhin für den Schauspieler schwärmen. Dass er einen Sohn hatte, der zum Mörder geworden war, konnte man Dogas nicht anlasten. Im Gegenteil! Umso mehr hatte der Star die Unterstützung seiner Fans nötig, die ihm helfen würden, den Schock zu überwinden. »Wir müssen fürs Erste auf die New Yorker Kollegen vertrauen. Der Antrag auf Auslieferung des Tatverdächtigen wird eine Weile in Anspruch nehmen. Hoffen wir, dass sein Geständnis nicht allzu lange auf sich warten lässt.«
    »Was sagen wir der Öffentlichkeit?«, fragte Erik.
    Die Staatsanwältin zögerte. »Ich schlage vorsichtigen Optimismus vor. Die Sache wird Staub aufwirbeln, die Presse wird sich auf Dogas stürzen. Namen nennen wir erst, wenn das Geständnis vorliegt.«
    Nach Beendigung des Gesprächs schwiegen Erik und Sören, bis der Bahnhof mit seinen schrägen grünen Figuren auf dem Vorplatz in Sicht kam. Als Erik in den Kirchenweg einbog, fragte Sören: »Und nun? Die Hände in den Schoß legen? Oder vorsichtshalber weiter ermitteln, bis wir das Geständnis haben?«
    Erik antwortete erst, als er in den Hof der Polizeistation fuhr. »Interessante Spuren werden wir natürlich trotzdem verfolgen. Sicher ist sicher. Die Öffentlichkeit wird später unsere Arbeit genau unter die Lupe nehmen.«
    Sören nickte erleichtert. »Wenn Prominente im Spiel sind, kann man gar nicht gründlich genug vorgehen. Sonst lesen wir hinterher in der Zeitung, was wir alles versäumt haben.«
    Sie stiegen aus und gingen auf den Hintereingang zu. Sören, der die Schweigsamkeit genauso liebte wie sein Chef, schien plötzlich Schwierigkeiten mit der Einsilbigkeit zu haben. Er nestelte an der Knopfleiste seines Hemdes herum, zog es vom Körper weg, damit der Schweiß es nicht an die Haut klebte, strich mit der flachen Hand über die Haare und übers Gesicht, wischte dann die Hände an seiner hellen Sommerhose ab und sagte schließlich vorsichtig: »Was Signora Capella sagte, war nicht ganz uninteressant. Wenn auch alles gegen Manuel Zöllner spricht – wir sollten vielleicht trotzdem …?«
    Erik ließ ihn nicht ausreden. »Meine Schwiegermutter und ihre Intuition!« Er stieß die Tür so heftig auf, dass sie gegen die Wand prallte. »Valerie Feddersen soll gemeinsame Sache mit

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