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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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»Das war’s schon? Wenn Sie mich fragen – der wollte Sie nur aushorchen.«
    Carlotta war empört. »Wie kommen Sie auf so was? Der arme Mann wollte über seine Frau sprechen! Über ihre letzten Tage und Stunden!«
    »Für mich hört sich das anders an«, sagte Tove ungerührt. »Der wollte wissen, ob Sie etwas erfahren haben, was später in der Presse ein schlechtes Licht auf ihn werfen könnte. So sieht’s aus.«
    Mamma Carlotta rührte drei Löffel Zucker in ihren Espresso, während sie über Toves Worte nachdachte. Auf dem Weg vom Hotel Feddersen zu Käptens Kajüte war es mit ihrem Selbstwertgefühl, das Severin Dogas angekratzt hatte, steil bergauf gegangen. Noch während sie das Hotel verließ, hatte sie sich gefragt, ob sich jemand, dem sie Rigatoni al pomodoro vorgesetzt hatte, eigentlich das Recht herausnehmen durfte, sie barsch zu behandeln und ohne Dank gehen zu lassen. Und während sie sich die Geschichte zurechtlegte, die sie zu Hause auf dem Dorfplatz erzählen würde, wurden die unerwünschten Tatsachen bereits von den erwünschten Illusionen überlagert. Schon als sie vor Käptens Kajüte das Fahrrad abschloss, war aus Dogas’ Ungebührlichkeit eines Witwers Gram geworden, verzeihlich also, und aus seinen Fragen hatte sie das Misstrauen sorgsam herausgefiltert. Übrig geblieben war ein Prominenter, der seine Trauer mit Mamma Carlotta geteilt hatte, weil sie die letzten Lebenstage mit seiner Frau verbracht hatte.
    Doch was Tove sagte, holt sie in die Realität zurück, die anders war als die Erzählung, die sie in Umbrien zum Besten geben würde. Und als ihr einfiel, dass ihr Schwiegersohn Manuel Zöllner in Verdacht hatte und seinen Vater für dessen Mitwisser hielt, konnte sie sich nichts mehr vormachen. Severin Dogas hatte keinen Gedanken an die Rigatoni al pomodoro verschwendet. Er hatte erfahren wollen, ob Carlotta Capella mehr wusste, als ihm lieb war. Sollte Erik recht haben mit seinem Verdacht? War Donata Zöllner wirklich ihren nächsten Angehörigen zum Opfer gefallen?
    Während Mamma Carlotta den Espresso trank, beobachtete sie Fietje. Welchen Hinweis hatte er ihr geben wollen? War ihm in der Mordnacht womöglich Manuel Zöllner begegnet? Oder Valerie Feddersen? Aber warum gab er ihr dann ein silbernes Rechteck, das weder zu ihrem Bettelarmband noch zu Donata Zöllners Armband gehörte?
    In diesem Moment erklang dröhnendes Lachen vor der Imbissstube. Zwei dickbäuchige Männer kamen herein und sahen sich um, als hätten sie das Grandhotel erwartet, schienen sich aber schnell mit dem bescheidenen Ambiente zufriedenzugeben.
    »Buongiorno! Terribile, diese Hitze! Una birra! Un gelato! Due espressi! E acqua minerale!«
    »Mein Gott!«, stieß Tove hervor. »Ich glaube, das sind so Leute wie Sie.«
    »Italiani! Sì!«
    Enno Mierendorf legte Erik einen gelben Flyer auf den Schreibtisch. »Den haben wir im Hotelzimmer des zweiten Mordopfers sichergestellt.«
    Erik nahm ihn zur Hand, rieb ihn nachdenklich zwischen den Fingerspitzen, dann suchte er nach der Telefonnummer und wählte. Während er auf den Ruf lauschte, fiel ihm ein, dass Sonnabend war. Polizeibeamte mussten, während sie in einem Mordfall ermittelten, selbstverständlich auch am Wochenende Dienst tun, aber das Büro von Kinder + kinder würde vermutlich nicht besetzt sein. Doch gerade als er sich entschloss aufzugeben, meldete sich am anderen Ende die atemlose Stimme einer jungen Frau. Anscheinend war der Weg zum Telefon lang und hürdenreich gewesen.
    »Hier Kinder + kinder, guten Tag! Sie sprechen mit Rosi Falk. Was kann ich für Sie tun?«
    Erik mochte es, wenn die Leute, die er anrief, sich Zeit ließen mit der Begrüßung und so deutlich sprachen, dass man sicher sein konnte, die richtige Nummer gewählt zu haben. Er revanchierte sich, indem er sich genauso deutlich artikulierte und seiner Freude Ausdruck verlieh, dass er sie am Wochenende erreichte.
    »Hier ist immer jemand«, war die Antwort. »Wer uns braucht, der braucht uns auch am Wochenende.«
    Das kommentierte Erik ebenfalls mit freundlichen Worten, dann erklärte er langsam und gründlich, dass er Kriminalhauptkommissar auf Sylt sei und in zwei Mordfällen zu ermitteln hatte.
    »Ich weiß! Die Zeitungen sind ja voll davon. Besonders von dem zweiten, der Severin Dogas zum Witwer gemacht hat. Aber … was hat das mit mir zu tun?«
    »Mit Ihnen sicherlich gar nichts, aber vielleicht mit Kinder + kinder.« Erik erzählte ihr, dass die gemeinnützige Organisation das

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