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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Carlotta für Tove und Fietje das Gespräch, das sie mit Leonardo und Guillermo geführt hatte, gab eine Übersicht über die Familiengeschichten der beiden, verglich sie mit ihrer eigenen und analysierte die Eheschwierigkeiten ihres jüngsten Bruders, die zur Scheidung und zum Umzug seiner Frau nach Chianciano geführt hatten.
    Als sie an diesem Punkt angekommen war, ließ Tove sich erschöpft auf einem Bierfass nieder. Dass Mamma Carlotta daraufhin plötzlich einsilbig wurde, bekam er erst mit, als er sich ein wenig erholt hatte. Aber so wohltuend es war, so beunruhigend war es auch. Er betrachtete sie besorgt und hätte gern gewusst, warum sie plötzlich ein nachdenkliches Gesicht zog, ihren Blick an die gegenüberliegende Wand und ihre Ohren auf den Tisch der beiden Italiener richtete. Doch er hielt sich mit Fragen zurück und schenkte sich stattdessen einen Genever ein, der für die befreiende Erkenntnis sorgte, dass Carlotta Capellas Verwandtschaft ihn eigentlich nichts anging.
    Erleichtert schenkte er sich einen zweiten Genever ein – dann aber begann ihn Mamma Carlottas Wortkargheit zu ängstigen. Sie lehnte ihren Körper so weit nach links, dass er fürchtete, sie könnte vom Hocker kippen. Kein Zweifel, sie belauschte das Gespräch, das Leonardo und Guillermo führten, und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Als Mamma Carlotta feststellte, dass sie sowohl von Tove als auch von Fietje mit besorgten Blicken beobachtet wurde, zwinkerte sie ihnen besänftigend zu. Schließlich atmete sie tief durch, setzte sich wieder kerzengerade hin und sah derart bedeutungsvoll vom einen zum anderen, dass Tove sich von seinem Bierfass erhob und sie fragend ansah. »Ist was, Signora?«
    Carlotta nickte so langsam, als wäre sie von plötzlicher Schwermut ergriffen worden. »Nun haben wir den Beweis«, sagte sie mit dumpfer Stimme. »Die beiden Signori haben mich drauf gebracht. An Valerie Feddersens Alibi ist was faul.«
    Erik brauchte nicht lange zu warten. Schon eine halbe Stunde später rief Rosi Falk zurück. »Ich habe beide Namen in unserer Kartei gefunden. Magdalena Feddersen und Donata Obermann sind als Sechzehnjährige ein paar Monate in unserem Haus in der Nähe von Bremen gewesen und haben dort ihre Kinder zur Welt gebracht.«
    »Also keine Ferienfreizeit«, flüsterte Erik.
    Rosi Falk stieß etwas hervor, was wohl ein Lachen sein sollte. »Ich würde es jedenfalls nicht so nennen.«
    Eriks Gedanken rasten. In welchem Jahr war Valerie geboren? Wann hatte sie Geburtstag? Es fiel ihm nicht ein. War Valerie älter oder jünger als Lucia? Oder gleichaltrig? Wann hatte Valerie in den vergangenen Jahren ihren Geburtstag gefeiert? Im Sommer? Im Winter? Erik konnte sich nicht erinnern. Aber es würde ein Leichtes sein, das herauszufinden. Und dann würde er Klarheit haben.
    »Wann sind die Babys geboren worden?«
    »Eins am 27. April, das andere am 29. Mai.«
    »Und beide wurden zur Adoption freigegeben?«
    »Sie wurden in Heime gegeben«, korrigierte Rosi Falk. »Ob dann wirklich eine Adoption erfolgte, kann ich den Akten nicht entnehmen.« Sie stockte, und Erik spürte, dass sie in diesem Augenblick etwas entdeckte, was wichtig für ihn sein konnte. Und richtig! »Mir ist gerade eine Aktennotiz aufgefallen«, sagte Rosi Falk. »Es hat eine Anfrage gegeben. Jemand, der am 27. April geboren wurde, hat sich nach seiner Mutter erkundigt. Da kam nur Magdalena Feddersen infrage. Dieser Jemand hat lange vergeblich gesucht, ist erst nach vielen Jahren auf Kinder + kinder gestoßen und auf unser erstes Haus in der Nähe von Bremen. Das hat damals ein reicher Industrieller erbaut und unterhalten. Später kamen dann weitere Häuser hinzu, und Kinder + kinder wurde gegründet.«
    Erik hätte die Frage, die er stellen musste, gern heruntergeschluckt. »Dieser Jemand … das war eine Frau?«
    Er hörte das Klicken einer Computermaus. »Nein, ein Mann! Magdalena Feddersen hatte ja einen Sohn geboren. Donata Obermann dagegen eine Tochter.«
    Erik atmete sehr langsam aus. War Valerie aus dem Schneider? Oder konnte sie die Tochter von Donata Zöllner sein? »Wie hieß der Mann, der angerufen hat?«
    Wieder das Klicken der Computermaus. »Der Name ist nicht vermerkt. Anscheinend hat es keine Kontaktaufnahme gegeben, nur diese Anfrage. Wenn wir sie an Frau Feddersen weitergeleitet hätten, wäre die Aktennotiz fortgeführt worden. Vielleicht hat er Angst vor seiner eigenen Courage bekommen. Er hat von meiner Kollegin erfahren,

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