Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Einzige zu sein schien, was die beiden Mordopfer miteinander verband. »Und wir wissen, dass Magdalena Feddersen regelmäßig gespendet hat.«
Er hörte Papiergeraschel am anderen Ende der Leitung. »Kann sein«, kam es zurück. »Auf die Schnelle kann ich in meinen Unterlagen nichts finden.«
»Können Sie mal nachsehen, ob die beiden Namen bei Ihnen irgendwo auftauchen?«
Rosi Falk schien sich Notizen zu machen. »Magdalena Feddersen«, sprach sie so langsam, wie sie schrieb, »und Donata Dogas.«
»Donata Zöllner«, korrigierte Erik. »Dogas ist ein Künstlername.«
Wieder wurde am anderen Ende mit Papier geraschelt. »Stimmt, eine Donata Zöllner hat regelmäßig gespendet.«
Erik runzelte die Stirn. Warum hatten die Münchner Kollegen davon nichts gesagt? Die hatten doch Donata Zöllners Konten überprüft!
»Sie hat das Geld immer bar eingezahlt«, ergänzte Rosi Falk.
»Das ist ungewöhnlich. Warum hat sie ihre Spende nicht überwiesen?«
»Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Von unseren Ehemaligen tun das viele.«
»Ehemalige? Was meinen Sie damit?«
»Na ja … Frauen, die als Mädchen in einem unserer Häuser ein Kind zur Welt gebracht haben. Viele leben jetzt in guten Verhältnissen und unterstützen unsere Arbeit, wollen aber nicht, dass ihre Familien davon erfahren.«
»Sie meinen, Magdalena Feddersen und Donata Zöllner …«
»Besser, ich sehe erst mal nach«, wurde Erik unterbrochen. »Sie brauchen sicherlich keine Vermutungen, sondern Fakten.«
Erik lächelte. »So ist es.«
»Außerdem möchte ich zurückrufen, um sicher zu sein, dass ich mit einem Polizeibeamten spreche.«
Das fand Erik sehr vernünftig. Er nannte Rosi Falk Donatas Geburtsnamen und gab ihr seine Telefonnummer. Und sie versprach ihm, ihren Computer nach beiden Namen zu durchsuchen. »Ich rufe zurück, sobald ich Bescheid weiß.«
Nachdenklich ließ Erik den Hörer sinken. Donata Zöllner hatte gesagt, sie habe Magdalena Feddersen auf einer Ferienfreizeit in der Nähe von Bremen kennengelernt. Hatte sie gelogen? War diese Ferienfreizeit in Wirklichkeit der Aufenthalt in einem Heim für ledige Mütter gewesen, die in aller Heimlichkeit ihre Babys zur Welt bringen wollten?
Plötzlich begann es in seiner Körpermitte zu vibrieren. Konnte es sein, dass seine Schwiegermutter recht hatte? Valerie war von ihrer leiblichen Mutter direkt nach der Geburt weggegeben worden. Er wusste von Lucia, dass Valerie oft den Wunsch geäußert hatte, die Frau zu finden, die sie zur Welt gebracht hatte. War es ihr gelungen? Hatte sie herausgefunden, dass Magdalena Feddersen ihre Mutter war? Oder Donata Zöllner? Hatte Valerie sich für ihre freudlose Kindheit gerächt?
Das Vibrieren wurde heftiger, konzentrierte sich auf seinen Magen und erzeugte Übelkeit. Nein, er wollte immer noch nicht glauben, dass Valerie zu einem heimtückischen Mord fähig war, dass sie sich einen Komplizen gesucht hatte, der ihr ein Alibi verschaffte, und Angela Reitz dazu gebracht hatte, diesen Mord zu decken. Er stellte sich Valeries schmales Gesicht vor, ihre klaren Augen, ihre zarte Gestalt. »Nein, unmöglich!«, murmelte er vor sich hin.
Und selbst wenn es doch möglich sein sollte – warum war der zweite Mord geschehen?
Aus Käptens Kajüte war eine italienische Trattoria geworden. Mamma Carlotta hatte festgestellt, dass der ältere der beiden Männer Leonardo hieß, wie ihr Schwiegervater, und der jüngere den Namen Guillermo trug, wie ihr Vater. Grund genug, vor lauter Freude die Gläser auf den Tisch zu knallen und so laut aufeinander einzureden, dass jeder gebürtige Friese an einen Streit gedacht hätte, der in einer wüsten Schlägerei enden würde!
Der Mann, der seit geraumer Weile an seinem Eistee nippte, gab auf, als Carlotta entdeckte, dass Leonardo und Guillermo aus Chianciano stammten, wohin es die Frau ihres jüngsten Bruders nach der Scheidung verschlagen hatte, was zu weiteren Begeisterungsausbrüchen führte.
Fietje blieb sitzen, aber wohl nur deshalb, weil die Verblüffung ihn lähmte, und Tove, weil ihm nichts anderes übrig blieb und weil er außerdem ein gutes Geschäft witterte. Tatsächlich wanderten viele Gläser und Tassen von der Theke zu dem Tisch, an dem die beiden Italiener und für eine Weile auch ihre Landsmännin Platz genommen hatten. Als Mamma Carlotta zu ihrem Barhocker zurückkehrte, war aus den Strichen auf Leonardos Bierdeckel ein Gartenzaun für ein Puppenhaus geworden.
Mit leuchtenden Augen übersetzte Mamma
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