Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Verachtung an. »Ver wechsle deinen Bartwuchs nicht mit Reife, alter Mann! Dicke Eier zu haben heißt noch lange nicht, dass man auch ein Mann ist! Ein Mann zu sein bedeutet, sich um seine Leute zu kümmern, so wie ich mich um Bera und um meine eigene Familie gekümmert habe. Mehr, als du es jemals getan hast.«
»Was weißt du denn?« Ragnar schob sich dicht an ihn heran, und plötzlich bohrte er Karl die Spitze seines Messers in die Kehle. »Wage es ja nicht, mir Vorträge zu halten!«
»Und warum nicht?«, wollte Karl wissen. Er bemühte sich, nicht zu schlucken, um zu verhindern, dass Ragnars Messer seinen Adamsapfel aufspießte. »Du benimmst dich, als würde kein Mensch außer deiner Familie zählen!«
Plötzlich überstürzten sich die Ereignisse.
»Troll!«, schrie Thorir, stolperte und stürzte von der Rampe. Ragnar und seine Männer wirbelten gleichzeitig herum – vielleicht rechneten sie damit, von einer ganzen Horde Trolle angegriffen zu werden –, wobei Arnbjorn das Gleichgewicht verlor und umkippte. Bera stürmte so schnell in den Hangar, dass Orn völlig überrumpelt wurde, und schwang ihren schweren Rucksack. Sie er wischte ihn in Brusthöhe. Orn taumelte zurück und prallte mit dem Hörigen zusammen, der ein Grunzen ausstieß und zusammenbrach. Unter seinem leblosen Körper sickerte ein Blutrinnsal hervor. Karl reagierte schneller als Ragnar, zog sein Schwert und schlug ihm den Knauf auf den Hinterkopf, worauf der Gothi in die Knie sank.
Coeo stand unsicher am Ende der Rampe und spähte in den Hangar. Karl winkte ihm zu. »Los, komm!«, rief er und stieß Bera in Richtung des Innenschotts.
Der Humanoide machte einen Satz, um einem Schwerthieb Thorirs auszuweichen, der sich nach seinem Sturz auf das Eis wieder aufgerappelt hatte. Er rannte auf Karl zu und entging dabei nur knapp der Streitaxt, mit der Orn – dem es zu Coeos Glück noch nicht gelungen war, wieder auf die Beine zu kommen – nach ihm schlug.
Karl klopfte ihm auf den Rücken. »Schön, dich zu sehen!« Er bemerkte das Zittern des Humanoiden und fügte hinzu: »Du brauchst keine Angst zu haben, Freund. Wir führen nichts Böses im Schild.«
»Was ist mit ihnen?« Coeo zeigte auf Thorir und Orn, die sich gerade wieder aufrappelten, während sich Arnbjorn an einer Kiste hochzog. Der Hörige regte sich nicht.
Karl packte den immer noch halb betäubten Ragnar, und diesmal war er es, der dem anderen seine Klinge in den Hals bohrte. »Lasst eure Waffen fallen, oder ich schlitze ihm die Kehle auf!«
Es war nichts weiter als ein Bluff, aber offenbar überzeugte die Panik, die in seiner Stimme mitschwang, Ragnars Männer. Sie ließen ihre Schwerter fallen.
»Zurück!«, schrie Bera. Sie huschte durch den Hangar und beförderte die Schwerter mit einem Tritt in Coes Richtung. Der Humanoide hob sie auf und hantierte so ungeschickt damit herum, dass ihm eins beinahe wieder aus den Händen rutschte. »Jetzt auch noch die Messer, die ihr versteckt habt!«, fügte Bera hinzu.
Die Messer polterten klappernd zu Boden.
Karl spürte, wie sich Ragnar in seinem Griff wand. »Halt still, Ragnar, sonst schneide ich dir die Kehle durch!« Vielleicht würde er es versehentlich tun, wenn er auch nur einen Moment lang unachtsam war, aber er erhöhte trotzdem den Druck des Messers.
»Ganz ruhig, Utlander«, presste Ragnar hervor und stellte seine Gegenwehr wieder ein.
»Coeo, kannst du die Schwerter zerbrechen?«, fragte Karl auf Kasachisch.
»Das ist Verschwendung«, erwiderte Coeo. Karl konnte den Zwiespalt der Gefühle aus der Stimme seines haarigen Gefährten heraushören. Es war unverkennbar, dass Coeo die Waffen verabscheute, aber er hatte im Verlauf der Reise immer wieder unter Beweis gestellt, mit welcher Hingabe er darauf achtete, nichts, aber auch gar nichts zu verschwenden, was man essen oder irgendwie anders verwenden konnte.
»Sie würden sie benutzen, um uns damit zu töten«, erklärte Karl.
»Wenn sie hier Sünde begehen, werden sie bestraft«, sagte Coeo, doch dann legte er die Schwerter auf den Boden, umklammerte eins mit einer Hand am Griff und mit der anderen am Ende der Klinge und zerbrach es über seinem Knie.
»Lässt du dich jetzt sogar mit Tieren ein?«, rief Thorir Bera höhnisch zu.
»Halt’s Maul, du Idiot!«, zischte Ragnar. »Ich habe ein Messer an der Kehle!«
»Sehr vernünftig«, sagte Karl und sah dabei zu, wie Coeo ein Schwert nach dem anderen zerbrach.
»Und was jetzt, Allman?«, fragte Ragnar.
»Steh
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