Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
unsicher. »Er … er verlässt uns ganz einfach. Vielleicht hatte er von Anfang an vor, uns nur bis hierher zu führen. Vielleicht fürchtet er sich aber auch vor dem Schiff.« Er sah hilflos zu, wie ihr bisheriger Gefährte in der Ferne verschwand. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Coeo allen Ähnlichkeiten zum Trotz einer gänzlich anderen Kultur angehörte.
    »Ich weiß, wie ihm zumute ist«, sagte Bera. Sie drückte Karls Hand. »Ein Teil von mir würde ihm am liebsten folgen. Einfach kehrtmachen und davonlaufen.«
    »Warum?«, fragte Karl. »Es ist doch bloß ein Raumschiff.« Er drehte sich um und spähte wieder auf den See hinaus.
    »Für dich vielleicht. Aber was, wenn es da Geister gibt? Oder wie auch immer du das, was Loki ist, nennst.«
    »Es ist alles in Ordnung«, versicherte Karl. »Du bist nur von dem Anblick überwältigt. Dazu kommt noch, dass es hier so still ist.«
    »In diesem See könnte kein Havalifugil schwimmen, schätze ich«, murmelte Bera. »Jedenfalls nicht, solange er von einem massiven Eispanzer bedeckt wird. Die Felsfresser und die Snolpelze sind bereits auf ihrer Winterwanderung nach Norden verschwunden. Nirgendwo ist auch nur ein einziger Dauskala zu sehen. Das allein beweist schon, wie leblos diese Gegend ist.«
    »Denkst du vielleicht, die Winter Song hätte sie verjagt?«, fragte Karl und fügte dann schnell hinzu: »Nur ein Witz! Komm!« Sie rutschten den Hang hinab. Karl nahm Anlauf und sprang über den Streifen aus brüchigem Eis, der das Ufer säumte. Beras Sprung fiel etwas zu kurz aus. Sie landete auf einer Eisscholle und ruderte wild mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, bis Karl sie an ihren Fellen packen und zu sich herüberziehen konnte.
    Bera hatte recht gehabt. Das Eis saugte ihnen die Wärme schneller aus den Füßen, als Luft aus der geöffneten Druckschleuse eines Raumschiffs ins Vakuum entweichen konnte. Außerdem war es äußerst rutschig. Sie zog ein Fell aus ihrem Rucksack, schnitt es in vier Streifen, reichte Karl zwei davon und wickelte sich die anderen beiden um die Stiefel. Karl folgte ihrem Beispiel. Die Fellschicht verbesserte ihren Halt auf dem glatten Eis zwar kaum, reduzierte aber wenigstens den Wärmeverlust.
    Karls Müdigkeit war durch den Adrenalinschub, den der Anblick der Winter Song in ihm ausgelöst hatte, wie weggewischt. Je näher sie dem Schiff kamen, desto mehr Einzelheiten wurden erkennbar. Es hatte die Form einer Untertasse. Dem Teilstück nach zu urteilen, das aus dem Eis herausragte, besaß es einen Durchmesser von mehreren Hundert Metern und war rund fünfzig Meter hoch. Aus der Nähe zeigte sich, dass der Rumpf mit zahlreichen Beulen und Schrammen übersät war und Rost angesetzt hatte. An einer Stelle hatte sich ein etwa ein Meter langer Metallsplitter in einem rechten Winkel in den Rumpf gebohrt. In Karls Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. »Wie könnte es in diesem Zustand noch flugtüchtig sein?«, murmelte er.
    Bera riss die Augen auf. »Du hast vor, damit zu fliegen? Ich dachte, es geht dir nur um die Funkausrüstung!«
    »Nun ja …« Er hatte eigentlich nicht ernsthaft daran gedacht, mit dem Raumschiff nach Hause zu fliegen. Selbst wenn es ihnen irgendwie gelingen sollte, vom Eintrittspunkt des Mizar-Systems in den Falt-Raum überzuwechseln, würden sie Monate, wenn nicht gar Jahre benötigen, um den Punkt mit der jämmerlich geringen Geschwindigkeit, die er bestenfalls aus dem uralten Antrieb herauskitzeln konnte, überhaupt zu erreichen. Aber er hatte davon geträumt, das Schiff wenigstens in eine Umlaufbahn jenseits der Atmosphäre Isheimurs bringen zu können. Von dort aus wäre es sehr viel einfacher gewesen, die Funkrelaisstationen in den äußeren Bereichen des Systems anzupeilen.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte er. »Es wäre ohnehin unmöglich, das Schiff aus dem Eis rauszubekommen.«
    Du könntest vielleicht eine Überraschung erleben, meldete sich Loki zu Wort. Lass dich nicht von dem nahezu prähistorischen Design täuschen. In dieser Region Terras hat man den Schwerpunkt beim Bau von Raumschiffen auf Effizienz und rohe Kraft statt auf äußerliche Eleganz gelegt. Sie konnten Schläge wegstecken, die viele der neueren Schiffe zerstören würden.
    Mag sein, erwiderte Karl stumm, aber sieh dir nur an, wie tief es im Eis feststeckt.
    Eis schmilzt, gab Loki zu bedenken. Und was ist das Hauptabfallprodukt eines laufenden Antriebs?
    Hitze, dachte Karl. Ja, natürlich …
    Sie umrundeten das

Weitere Kostenlose Bücher