Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
Finger, die ihn ungültig machen könnten.«
Arnbjorn wiederholte den Eid mit einer resignierten Geste. Einen Moment lang sah es fast so aus, als wollte sich Orn sträuben, doch dann ließ er die Schultern sinken und schloss sich den anderen an.
Ragnar deutete auf Thorirs Leichnam. »Was hast du getan?«
»Er oder ich.« Bera zuckte die Achseln. »Es waren deine Männer, die uns angegriffen haben, oder hast du das schon wieder vergessen?«
Als Karl sah, wie Ragnars Augen schmal wurden, sagte er schnell: »Der Mann war ein Vergewaltiger. Ich habe mein Urteil über ihn gefällt.«
»Er war erst angeklagt«, erwiderte Ragnar, doch seine Stimme klang müde. »Oder gilt man auf deiner Welt nicht als unschuldig?«
»Nein«, erwiderte Karl. »Das tut man nicht. Auf Avalon gelten wir erst dann als schuldig oder unschuldig, wenn das Gericht ein entsprechendes Urteil gefällt hat. Und mein Urteil lautet, dass er durch seinen Angriff auf uns seine Schuld eingestanden hat.«
»Ich … Ich kann es immer noch nicht glauben«, murmelte Ragnar. »Thorir mag ja nicht mein idealer Schwiegersohn gewesen sein, aber ein Vergewaltiger?« Er schüttelte den Kopf, als könnte er sich so von dieser Vorstellung befreien.
»Was wäre passiert, wenn ich mich über seine Drohungen hinweggesetzt hätte, nachdem er am nächsten Morgen wieder nüchtern geworden war?«, fragte Bera. »Wie hättet ihr reagiert, wenn ich zu euch gekommen wäre, um ihn anzuklagen?« Als niemand antwortete, fuhr sie fort: »Ich werde euch sagen, was passiert wäre. Es hätte geheißen: ›Was hast du getan, um ihn dazu anzustacheln?‹ Ich wäre von euch gelyncht worden, oder aber es wäre zu einem regelrechten Bürgerkrieg gekommen, wenn mir überhaupt irgendjemand geglaubt hätte.«
Das Schweigen, das ihren Worten folgte, kam einem Eingeständnis gleich.
»Wann ist das passiert?«, wollte Arnbjorn wissen.
»Während des Brautmarktfestes«, sagte Bera. »Ihr habt ihn in Skorradalur zurückgelassen. Hilda ging es nicht gut, alle anderen waren fort, und Thorir hat sich betrunken. Das war es dann.« Sie versuchte, nicht mehr daran zu denken, mit welchem Lärm er ihre Schlafzimmertür gegen die Wand geschmettert hatte, fast so, als wollte er es darauf ankommen lassen, Hilda aus dem Schlaf zu reißen … Sein Umriss im Türrahmen, seine Zähne, die im Zwielicht der Mittsommernacht geschimmert hatten …
»Wir werden sagen, dass er in der Schlacht gegen feind liche Horden gestorben ist«, erklärte Ragnar. »Dass er sein Leben geopfert hat, um uns Zeit zu erkaufen.«
»Einverstanden«, sagte Bera. »Es gibt keinen Grund, warum Hilda und die Kinder unter seiner Schande leiden sollten.«
»Ich danke dir.« Ragnar hatte die Augen geschlossen und eine Hand auf seine Stirn gelegt.
»Was jetzt?«, fragte Coeo in stockendem Isheimurisch. Ragnar, Arnbjorn und Orn starrten ihn aus großen Augen an.
»Leugnet ihr etwa immer noch seine Intelligenz?«, frag te Karl. »Nur weil sich sein Volk für eine andere Erscheinungsform und eine andere Lebensweise als ihr entschieden hat?«
»Und was, wenn ja?«, fragte Ragnar zurück. »Womit ich nicht sagen will, dass wir es tun.«
»Dann wird euch die halbe Galaxis auf den Fersen sein.«
»Schön, dann sind sie also intelligent«, sagte Ragnar ergeben. »Es dürfte allerdings einige Zeit dauern, Wladimir den Langsamen draußen in Skaftafell zu überreden, seinen neuen entfernten Verwandten nicht mehr das Hirn aus den Schädeln zu schlagen.«
»Dann lasst uns alle Siege feiern, die wir erringen können«, erwiderte Karl. Er grinste Bera an. »Und dass wir euch überreden konnten, Coeo zu akzeptieren, soll unser erster Sieg über die Unvernunft sein.«
Du solltest wissen, dass wir eine primitive Nanoschmiede an Bord haben, meldete sich Lokis lautlose Stimme in seinem Kopf. Vielleicht sogar die älteste ihrer Art. Allerdings benötigen wir Rohmaterial …
»Wir werden Thorirs Leiche entsorgen«, sagte Karl und löste erneut das Verbindungskabel in seinem Nacken. »Ohne irgendeine Zeremonie für diesen Bastard.«
Coeo half ihm, den Leichnam fortzuschaffen.
Während Karl und die anderen zuerst gekämpft und dann diskutiert hatten, führtest du deine eigenen Nachhutgefechte – die den bluttriefenden Schlachtfeldern von Hightshell Five würdig gewesen wären – gegen den letzten Angriff der Abwehrprogramme, die der Bordrechner in den Kampf gegen dich geworfen hatte, den er als feindlichen Eindringling betrachtete.
Das ist
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