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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Mikrolautsprecher ins Ohr geschoben und lauschte konzentriert einer Audioaufzeichnung. »Glaubst du denn, dass es für uns eine Zeit nach der Landung geben wird?«, erkundigte er sich bei Loki.
    »Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass das Schiff die Landung übersteht, zwar nur auf etwa 1 zu 3000 ein, aber ich orientiere mich an deinen Vorgaben.«
    »Was ich auch von dir erwarte. Wir gehen bei allen wei teren Planungen davon aus, dass wir überleben werden.«
    Karl versuchte mehrmals vergeblich, Arnbjorns Aufmerksamkeit zu erregen, indem er ihm zuwinkte, und rief schließlich: »Bera soll Kleidung für uns aus allen Raumanzügen und anderen synthetischen Textilien herstellen, die sie an Bord finden kann.« Auf Arnbjorns verblüfften Gesichtsausdruck hin erklärte er ihm das Problem mit der Nanomanufaktur.
    »Deshalb hat das Ding Orns Anweisungen also so oft zurückgewiesen«, stellte Arnbjorn fest. »Aber warum möchtest du, dass Bera neue Kleidung für uns anfertigt?«
    »Weil unsere Pelze aus organischen Materialien bestehen«, erwiderte Karl. »Wir können sie benutzen, um da raus anhand der Lebensmittel, die wir mitgebracht haben, zusätzlichen Proviant herzustellen.«
    »Ich werde mich nach dem Ende meiner Schicht darum kümmern«, versprach Arnbjorn und zögerte plötzlich auf dem Rückweg zu seinem Sitz.
    »Was ist?«, fragte Karl.
    »Wie sehen deine Pläne nach der Landung für uns aus?«, erkundigte sich Arnbjorn.
    Am Leben bleiben, irgendwie …, dachte Karl. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Jedenfalls habe ich nicht vor, Gothi zu bleiben, falls es das ist, worüber du dir Sorgen machst.«
    »Das habe ich mich tatsächlich gefragt«, gestand Arnbjorn. »Nicht, dass du deine Sache bisher schlecht gemacht hättest.«
    »Das hier ist meine Welt, Isheimur die eure. Es wäre dumm von mir, dort unten die Rolle eures Anführers übernehmen zu wollen.«
    Arnbjorn nickte nachdenklich. »Jao.«
    Die nächsten Tage vergingen in einer Mischung aus Arbeit um der Arbeit willen und dem Versuch, nicht an das zu denken, was ihnen bevorstand. Karl konnte kaum richtig schlafen; in seinen Träumen wurde er immer wieder von einem gewaltigen Gewicht zerquetscht, das auf ihn herabstürzte, oder aber er verbrannte in einem verheerenden Feuersturm, und dann erwachte er benommen und wie zerschlagen.
    Die größten Sorgen machte er sich jedoch wegen Coeo. Die Siedler hatten wenigstens noch einander, er hatte Bera, aber der junge Humanoide war völlig auf sich allein gestellt. Durch die erzwungene Tatenlosigkeit schien er sich immer mehr in sich selbst zurückzuziehen, wie sehr Karl sich auch bemühte, ihn in den täglichen Arbeitsablauf miteinzubinden und sich mit ihm zu unterhalten.
    Auch Bera zog sich immer mehr in ihr gemeinsames »Wohnzimmer« zurück, wo sie völlig darin aufging, ihre alten Felle und Pelze durch neue Kleidungsstücke aus den synthetischen Textilien zu ersetzen, die sie in der Winter Song fand. Dabei summte sie Melodien vor sich hin, die sie mithilfe eines uralten Abspielgeräts und vergessenen Datenträgern zum Leben erweckte. Karl versuchte mehrmals, ihr beim Zusammennähen der diversen Stoffe zu helfen, stellte sich dabei aber bestenfalls einfach nur ungeschickt an oder fabrizierte Nähte, die gleich wieder aufrissen, bis Bera ihm die Sachen schließlich aus der Hand nahm und sagte: »Beschäftige dich lieber mit den Dingen, von den du etwas verstehst.«
    »Und das wäre?«, fragte er ironisch. »Leute herumzukommandieren?«
    Sie streckte ihm die Zunge heraus, während sie mit einem besonders zähen Saum kämpfte, und sah dabei so hinreißend aus, dass er sich fragte, wie er sie auch nur einen Moment lang hatte unscheinbar finden können.
    »Was?«, fragte sie und hob den Kopf, als sie seinen Blick bemerkte.
    »Nichts«, erwiderte er, ohne sein Lächeln unterdrücken zu können.
    Sie hob eine Augenbraue. »Ich denke, dass du auch auf einem anderen Gebiet sehr begabt bist.«
    »Oh.« Er nahm ihr das Kleidungsstück aus den Händen. »In mancher Hinsicht ist Mikrogravitation sogar noch besser als völlige Schwerelosigkeit«, sagte er. »Weil man auf der einen Seite praktisch nichts wiegt, auf der anderen Seite aber irgendwann doch auf den Boden sinkt.«
    Er küsste sie, und dann liebten sie sich langsam und ausgiebig. Doch hinterher bemerkte er, wie sie die Wand anstarrte, ohne zu blinzeln. »Was hast du?«, fragte er.
    »Vermisst du deine Familie?«, fragte Bera zurück.
    Karl schwieg fast eine Minute

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