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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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dass sie Schande über sich gebracht hatte. »Glaubst du etwa, sie würden mit ihren Kundschaftern nach uns werfen?«, fragte er höhnisch. »Ich garantiere dir, Kind, dass er kein verdammter Terraformer ist. Er ist entweder ein entflohener Irrer oder ein gewöhnlicher Vagabund, der in einen Geysir gefallen ist, oder so was in der Richtung.«
    »Du solltest sehen, wie schnell seine Verletzungen heilen«, sagte Bera. »Man kann geradezu zusehen, wie seine Verbrennungen verblassen.«
    »Gut!«, knurrte Ragnar, während er wieder ins Tageslicht hinaustrat. »Dann können wir ihn ja arbeiten lassen, und er kann uns auf diese Weise für unsere Großzügigkeit entschädigen.«
    Am nächsten Tag hatte Ragnar seine innere Unruhe bezwungen und kümmerte sich wieder um seine Aufgaben, die zum größten Teil aus administrativen Tätigkeiten bestanden. Der Distrikt erstreckte sich 800 Kilometer weit von Norden nach Süden und rund 1000 Kilometer in West- Ost-Richtung. Viele seiner Bewohner waren auf dem Som mermarktfest gewesen, einige jedoch zu Hause geblieben, und sie hatten etliche Beschwerden vorzubringen.
    Egil Samuelsson zum Beispiel wurde von seinem Nach barn beschuldigt, er würde seine Schafe auf dessen Land weiden lassen, und dafür forderte der Nachbar eine Entschädigung von ihm. Thordis-Maria Helgasdottir wurde des unzüchtigen Verhaltens in der Öffentlichkeit bezichtigt, wahrscheinlich von jemandem, dessen amouröse Avancen sie zurückgewiesen hatte, wie Ragnar vermutete, und der jetzt auf Rache aus war. Dann gab es einige Streitereien wegen verspäteter Zahlungen, um Geld oder sehr viel häufiger um Waren oder Dienstleistungen. Ragnar war aufgefordert worden, sich darum zu kümmern, und er arbeitete zügig und effektiv daran, Kompromisse zwischen den Parteien auszuhandeln. Sollte er nicht zur Zufriedenheit der Leute tätig werden, die seiner Gerichtsbarkeit unterstanden, hatten sie das Recht, einem anderen Gothi Gefolgschaft zu geloben. Privilegien brachten nun einmal Verantwortung mit sich, wie er seinen Untergebenen gerne erklärte.
    Doch auch wenn diese Pflichten den größten Teil seiner Zeit in Anspruch nahmen, war er in erster Linie immer noch ein Bauer. Allerdings wurde sein Arbeitspensum dadurch verringert, dass er sich mit zwei anderen Bauernhöfen zusammengetan hatte, was die landwirt schaftliche Effektivität erheblich steigerte. Außerdem hatte er zwei Söhne, einen Schwiegersohn und vier Fronarbeiter, die sich auf den Weiden abseits der Höfe um die Herden kümmerten.
    So fand er jeden Tag um den Mittag herum die Zeit, die Hügel zu durchstreifen und darauf zu achten, ob es irgendwelche Anzeichen für Übergriffe durch Trolle oder die Anwesenheit von Snolpelzen gab, die eine Gefahr für die Herden darstellten, und er konnte sich überzeugen, dass seine Männer in Sicherheit waren, auch wenn sie in den Bergen manche Unannehmlichkeiten erdulden mussten. Isheimurs unbeständiges Wetter brachte Wellen kurzer heftiger Schauer in schneller Abfolge mit sich, die die Hirten bis auf die Haut durchnässten und ihre Kleidung aus Schaffellen in den kurzen Regenpausen kaum jemals vollständig trocknen ließen.
    Wenn Ragnar Skorravatn hinter sich ließ, traf er häufig Thorunn, die Frau von Orn dem Starken, in Gesellschaft von Bjarneys Frau Salbjerg. Salbjerg war hochschwanger, was ihre Beweglichkeit stark einschränkte, und Ragnar rechnete damit, dass ihre Wehen in Kürze einsetzen würden.
    »Meine Damen«, begrüßte er sie an dem Tag nach Allmans Rückfall mit einer übertriebenen Verbeugung, die Salbjerg kichern ließ. Dazu bedurfte es nicht viel. Salbjerg war eine unkomplizierte und lebensfrohe Frau, und es machte Ragnar traurig zu sehen, wie sehr die nahezu ununterbrochenen Schwangerschaften ihren Körper ausgelaugt hatten. Klonen erforderte einen sehr hohen Aufwand und gehörte folglich zu den ersten Techniken, die versagt hatten, nachdem die Kolonie von ihren Gründern im Stich gelassen worden war. Noch schlimmer aber wirkte sich eine andere Beinahekatastrophe aus: Die mehrere Jahre lang anhaltende stark gesunkene Geburtenrate hatte ihre kleine Gemeinschaft schwer geschädigt und dazu geführt, dass die Frauen fast auf die Rolle von Gebärmaschinen reduziert worden waren.
    Ragnar unterdrückte die nostalgischen Gefühle. »Wie kommt ihr mit dem Eiersammeln voran?«, erkundigte er sich und deutete auf eine Schar von Eiderenten, die auf einem See herumpaddelten. Ihre Schwingen waren gestutzt worden, damit

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